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Beschleunigte Alterung

Diabetes Typ 2 lässt laut Studie das Gehirn schrumpfen

Diabetes Typ 2 schädigt das Gehirn
Diabetes Typ 2 beschleunigt den Rückgang von Hirngewebe, wie eine Studie zeigt Foto: Getty Images
Laura Pomer

22. November 2024, 13:21 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Dass eine Erkrankung an Diabetes Typ 2 verschiedene ungewünschte Folgen für die (physische) Gesundheit haben kann, ist gemeinhin bekannt. Doch auch das Gehirn Betroffener kann erheblichen Schaden nehmen. Eine Studie zeigt nun das Ausmaß der entsprechenden Veränderungen, die offenbar den Verfall der kognitiven Leistungsfähigkeit maßgeblich vorantreiben können.

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Mit zunehmendem Alter nimmt das Hirngewebe an Volumen ab. In der Fachsprache bezeichnet man diesen Prozess als Hirnatrophie. Besonders betroffen ist die graue Substanz im Gehirn – umgangssprachlich als „graue Zellen“ bekannt –, die einen wesentlichen Teil des zentralen Nervensystems darstellt und für das Gedächtnis von Bedeutung ist. Die weiße Substanz, die vor allem für die Kommunikation zwischen verschiedenen Hirnregionen zuständig ist, bleibt in der Regel stabiler. Anders jedoch bei Menschen mit Diabetes Typ 2. Dies zeigt eine aktuelle Studie.1

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Studie zum Einfluss von Diabetes auf das Gehirn

Die Untersuchung wurde unter der Leitung von Neurowissenschaftlern der US-amerikanischen Johns Hopkins University vorgenommen. Ihr Ziel war es, mögliche Faktoren zu identifizieren, die eine beschleunigte Hirnatrophie verursachen. Diese kann zu MCI (Mild Cognitive Impairment) führen, einem Zustand zwischen normalem Altern und Demenz.2 MCI gilt als ein frühes Stadium neurodegenerativer Erkrankungen, das sich entweder stabilisieren oder weiterentwickeln kann – oft zu Alzheimer oder anderen Demenzformen.

Die Forscher konzentrierten sich speziell auf die weiße Hirnsubstanz. Diese ist aufgrund ihrer Funktion innerhalb der Nervenverbindungen im Gehirn für die kognitiven Fähigkeiten nicht minder von Bedeutung als die graue. Eine Erkrankung an Diabetes Typ 2, die bekanntlich den Stoffwechsel und die Durchblutung beeinflusst, kann auch den Erhalt der weißen Substanz beeinträchtigen und somit das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen erhöhen. Die Studie bestätigte nun diese Zusammenhänge.

So gingen die Forscher bei der Untersuchung vor

Für ihre Untersuchung verwendeten die Forscher Daten der UK Biobank. Diese beinhalteten neben Behandlungsprotokollen auch MRT-Bilder der Gehirne von mehr als 20.000 Teilnehmern sowie Ergebnisse aus kognitiven Tests. Mehr als 1000 der Probanden hatten eine Diabetes-Typ-2-Diagnose. Ein besonderer Fokus der Studie lag auf dem Zusammenhang zwischen der Dauer der Diabetes-Erkrankung und dem Verlust von Hirnmasse, wobei sowohl die graue als auch die weiße Substanz betrachtet wurden. Zudem spielten Biomarker aus der Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) eine wichtige Rolle. Insbesondere die Konzentration von Amyloid-β – einem Protein, das mit der Anhäufung von Plaques im Gehirn und der Alzheimer-Erkrankung in Verbindung steht – wurde untersucht.

Im weiteren Verlauf verglichen die Forscher die Ergebnisse der Diabetiker mit denen gesunder Kontrollpersonen. Sie berücksichtigten dabei auch altersbedingte Veränderungen und den Einfluss eventuell eingenommener Medikamente.

Ergebnisse

Die Auswertung der Studie zeigte, dass Probanden mit Diabetes Typ 2 im Verlauf des Beobachtungszeitraums signifikant mehr weiße Substanz verloren als Nicht-Diabetiker. Dies führte zu einem um 41 Prozent erhöhten Risiko für MCI (Mild Cognitive Impairment). Die Forscher sahen darin die Ergebnisse früherer Studien gestützt, in denen ein Zusammenhang zwischen Stoffwechselstörungen, einem Verlust weißer Substanz und einem erhöhten Risiko für Demenz aufgezeigt wurde.3

Die Analyse ergab weiterhin, dass das Vorhandensein bestimmter Biomarker, wie die Amyloid-β-Plaques, das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen um 50 Prozent erhöhte. Besonders gefährdet waren Personen, die sowohl an Diabetes Typ 2 litten als auch diese, mit Alzheimer assoziierten, Biomarker aufwiesen: Ihr Risiko stieg auf 55 Prozent.

Bedeutung der Untersuchung

Die Studienergebnisse zeigen laut den verantwortlichen Forschern deutlich, wie eng die Veränderungen im Volumen der weißen Substanz mit der kognitiven Leistungsfähigkeit im Alter verbunden sind. Der durch Diabetes Typ 2 verstärkte Abbau der weißen Substanz spiele eine entscheidende Rolle beim kognitiven Verfall. Es handele sich um die erste Studie, die das Zusammenspiel von Diabetes Typ 2 und Amyloid-Plaques nachweist. Sie veranschauliche, dass die Kombination beider Faktoren die weiße Substanz im Gehirn stärker schädige als jeder einzelne davon allein. Zuletzt betonen die Autoren, wie wichtig es sei, Personen mit beschleunigter Hirnatrophie frühzeitig zu identifizieren. Nur so könnte man die gängigen Strategien zur Vorbeugung und Verlangsamung des Fortschreitens von MCI gezielt verbessern.

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Frühere Studie zu Diabetes und Veränderungen des Gehirns

Dass Diabetes Typ 2 das Gehirn schneller altern lässt, zeigte auch eine 2022 erschiene Studie.4 Damals lag der Fokus auf der grauen Hirnsubstanz. Die verantwortlichen Forscher stellten fest, dass die Schrumpfung von Gewebe etwa im ventralen Striatum, im Kleinhirn und im Putamen bei Diabetikern im fortgeschrittenen Stadium um 26 Prozent schneller voranschreitet als bei gesunden Personen. Dadurch setzten bei ihnen auch neurodegenerative Veränderungen früher ein.

Als mögliche Gründe dafür nannten die Forscher damals den aufgrund von Diabetes Typ 2 beeinträchtigten Glukosestoffwechsel im Gehirn. Demnach könnte der daraus entstehende Energiemangel die Struktur des Gehirns schädigen und daher dessen Funktion einschränken.

Themen Demenz Diabetes Diabetes mellitus Typ 2

Quellen

  1. Y. Uchida, K. Nishimaki, A. Soldan, et al. (2024), Acceleration of Brain Atrophy and Progression From Normal Cognition to Mild Cognitive Impairment. Neurology ↩︎
  2. Alzheimer Forschung: Mild Cognitive Impairment (MCI) (aufgerufen am 22.11.2024) ↩︎
  3. Adeniyi, P.A. Gong, X., MacGregor, E. et al. (2023). Ferroptosis of Microglia in Aging Human White Matter Injury. Annals of Neurology. ↩︎
  4. Antal, B., McMahon, L.P., Sultab, S.F. et al. (2022). Type 2 diabetes mellitus accelerates brain aging and cognitive decline: complementary findings from UK Biobank and meta-analyses. eLife. ↩︎
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