1. November 2023, 19:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Bauchspeicheldrüsenkrebs zählt zu den aggressivsten und gefährlichsten Krebsarten. Doch die Fälle nehmen seit Jahren zu. Forscher aus Kanada konnten nun einen direkten Zusammenhang zwischen einer Vorerkrankung mit einer bestimmten Volkskrankheit und Bauchspeicheldrüsenkrebs belegen. Welcher Mechanismus dahintersteckt und wie Sie mittels Ernährung dazu beitragen können, Ihren Körper vor der Krebserkrankung zu schützen, erklärt Ihnen FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke.
Laut Forschung sind etwa 6,28 Prozent der Weltbevölkerung von Typ-2-Diabetes betroffen, das sind etwa 462 Millionen Menschen. Aktuell gilt die Stoffwechselkrankheit als neunthäufigste Todesursache, was einen alarmierenden Anstieg im Vergleich zu 1990, als Typ-2-Diabetes die achtzehnthäufigste Todesursache war, darstellt. Und damit nicht genug: Forschern ist aufgefallen, dass parallel zu der steigenden Diabetes-Prävalenz ebenso die Fälle von Bauchspeicheldrüsenkrebs gestiegen sind. In einer Studie deckten die Wissenschaftler einen direkten Zusammenhang auf.
Übersicht
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Warum Bauchspeicheldrüsenkrebs gefährlicher als andere Krebsarten ist
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine tückische Krebsart, denn sie bleibt häufig lange unerkannt. Gut versteckt hinter dem Magen, zwischen Milz und Zwölffingerdarm, wird ein Tumor häufig erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt.
Zudem ist die Überlebensrate im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen sehr gering: Laut Daten des Robert-Koch-Instituts beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate weniger als 10 Prozent. Zum Vergleich: Für alle Krebsarten im Mittel liegt laut offizieller Krebsdaten diese Rate bei 66 Prozent (Frauen) bzw. 61 Prozent (Männer). Aus Prognosen geht außerdem hervor, dass Bauchspeicheldrüsenkrebs bis 2030 die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache sein wird.
Was sagt die 5-Jahres-Überlebensrate aus?
Die 5-Jahres-Überlebensrate ist ein relatives Maß für die Überlebenschancen von Krebspatienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung gleichen Alters und Geschlechts. Je nach Krebsart unterscheidet sich dieses Maß stark: Während bei Lungen-, Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs Werte unter 20 Prozent auftreten, liegen Hoden- und Prostatakrebs bei einer 5-Jahres-Überlebensrate von über 90 Prozent.
So beeinflusst Diabetes die Bauchspeicheldrüse
Die Bauchspeicheldrüse, auch Pankreas genannt, erfüllt zwei Funktionen: Zum einen produziert sie die Verdauungssäfte, welche der Darm für die Nährstoffaufnahme benötigt. Zum anderen produziert sie die Hormone Insulin und Glukagon, welche den Blutzuckerspiegel regulieren. Letztere Funktion ist bei einer Diabeteserkrankung gestört.
Denn bei Typ 2-Diabetes führt eine Insulinresistenz des Gewebes zu einem erhöhten Bedarf an Insulin. In Folge produzieren die Betazellen der Bauchspeicheldrüse übermäßig viel Insulin, wodurch diese Zellen „erschöpfen“, ihr Bestand verkleinert sich und sie arbeiten dysfunktional. Man spricht von einer sogenannten Hyperinsulinämie.
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Studie zeigt: Deshalb kann Diabetes Bauchspeicheldrüsenkrebs verursachen
Eine neue Studie von Forschern der University of British Columbia offenbart einen direkten Zusammenhang zwischen hohen Insulinspiegeln, wie sie häufig bei Personen mit Übergewicht und Typ-2-Diabetes auftreten, und Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Ablauf der Studie
Die Studie überprüfte die Hypothese, dass eine Hyperinsulinämie über ein Signal an den Insulinrezeptoren der Azinuszellen in der Bauchspeicheldrüse die Entstehung eines Tumors initiiert. Diese beerenförmigen Zellen bilden die Enden der Drüsen und produzieren Verdauungssäfte.
Durchgeführt wurde die Studie an Mäusen. Diese erhielten eine fettreiche Ernährung, für welche die Azinuszellen Verdauungssäfte bilden müssen.
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Forscher identifizieren speziellen Mechanismus
Die Wissenschaftler stellten fest, dass ein dauerhaft erhöhter Insulinspiegel, also eine Hyperinsulinämie, die Azinuszellen der Bauchspeicheldrüse überstimulieren. Werden sie über ihren Insulinrezeptor permanent stark stimuliert, entzünden sich die Azinuszellen. Eine Entzündung wiederum führt dazu, dass sich die Zellen über die Zeit in Vorstufen von Krebszellen verwandeln.
In der Studie wurde das dadurch verifiziert, dass modifizierte Mäuse eine signifikant verringerte Tumorbildung aufzeigten, wenn ihnen die Insulinrezeptoren an den Azinuszellen fehlten. Die Autoren der Studie schlussfolgern, dass Insulin die physiologische Funktion der Azinuszellen zwar unterstützt, eine Hyperinsulinämie jedoch direkt an der Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs beteiligt ist.
Was bedeuten diese Ergebnisse für die Prävention von Bauchspeicheldrüsenkrebs?
Diese Ergebnisse zeigen, dass Insulin nicht nur für den Blutzuckerspiegel, sondern auch für die Bauchspeicheldrüse eine wichtige Rolle spielt. Dementsprechend ist es für die Gesundheit von Bedeutung, mittels Ernährung, Bewegung und ggf. Medikamenten den Insulinspiegel in einem gesunden Bereich zu halten.
Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass es sich bei der Untersuchung um ein Tiermodell handelt und die Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen sind, wenn man sie auf Menschen überträgt. Jedoch sind sie kohärent mit den steigenden Bauchspeicheldrüsenkrebs-Fällen, parallel zur steigenden Diabetes-Prävalenz.
So halten Sie Ihren Insulinspiegel im gesunden Bereich
„Immer dann, wenn der Körper Zucker bekommt und sich infolge der Blutzuckerspiegel erhöht, schüttet der Körper vermehrt Insulin aus. Es funktioniert wie ein Schlüssel, um Zellen für den Zucker aus dem Blut aufzuschließen.
Damit der Insulinspiegel nicht in die Höhe schnellt, sollten Sie zu Lebensmitteln greifen, die ihn langsam und schwächer ansteigen lassen. Das sind vor allem Vollkornprodukte, zuckerarme Früchte wie Beerenobst und Mahlzeiten mit einem hohen Ballaststoffanteil. Diese werden langsamer verdaut, wodurch auch der Blutzuckerspiegel langsamer ansteigt.
Andersherum steigt der Blutzuckerspiegel, und infolge der Insulinspiegel, schnell, wenn Sie Süßigkeiten, Gebäck oder zuckerhaltige Getränke zu sich nehmen. Ebenso helles Brot und Brötchen lassen den Blutzuckerspiegel in die Höhe schnellen. Wenn Sie solche Lebensmittel ab und zu essen möchten, kombinieren Sie diese unbedingt mit fett- und eiweißhaltigen Lebensmitteln. Das sorgt dafür, dass der Blutzuckerspiegel etwas langsamer ansteigt.“