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Hormonstörungen, rissige Haut, geschwächtes Immunsystem ...

So schädlich ist Desinfektionsgel für die Gesundheit

Hände und Desinfektionsmitteln
Zu viel Nutzung des Desinfektionsmittels kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Foto: Getty Images
Friederike Ostermeyer
Freie Autorin

17. Februar 2025, 4:13 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Hygienetücher, antibakterielle Gels, Desinfektionssprays und Co. – die Auswahl an Keimkillern in den Drogerieregalen ist groß. Kein Wunder, denn für immer mehr Menschen werden die handlichen Desinfektionsgel-Fläschchen zum unverzichtbaren Begleiter im Alltag. Doch der mehrmals tägliche Gebrauch bewirkt genau das Gegenteil von dem, was man sich erhofft, und kann auf Dauer sogar schädlich sein.

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Die Haltestange in der U-Bahn angefasst, öffentliche Türklinken berührt, jemandem mit Erkältung die Hand gegeben: Viele Menschen greifen bei solchen Situationen sofort zu Desinfektionsmitteln, denn gegen diese haben krankmachende Keime und Bakterien keine Chance. So zumindest ein weit verbreiteter Glaube. Der Drang, all den ‚Ekel-Mikroben‘ den Garaus zu machen, kann regelrecht zur Obsession werden. Doch wer meint, dass das mehrmals täglich stattfindende Desinfektions-Ritual zu einer gesunden Hygiene beitrage, irrt. Tatsächlich sind mögliche Gesundheitsrisiken durch das Produkt zu berücksichtigen. Zusätzlich wird das Risiko einer Resistenzbildung von Mikroorganismen gegen die enthaltenen bioziden Wirkstoffe diskutiert. Daher rät das BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung), Desinfektionsmittel im privaten Umfeld nur in Ausnahmefällen zu verwenden.1

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Was sind Desinfektionsmittel?

Bei Desinfektionsmittel handelt es sich um chemische Substanzen mit mikrobizider – also Mikroorganismen abtötender – Wirkung. Zusätzlich versetzen sie Gewebe oder Materialien in einen keimarmen Zustand. In der Regel werden sie im Rahmen von Hygienemaßnahmen gezielt zur Keimreduzierung eingesetzt. Ganz im Gegensatz zur Sterilisation, bei der sämtliche Mikroorganismen auf Gegenständen beseitigt werden.

Folgende Eigenschaften sollte ein wirksames Desinfektionsmittel erfüllen:

  • Beständigkeit gegenüber organischem Material, sodass die Wirkung nicht beeinträchtigt wird.
  • Schnelle und umfassende Keimverminderung zur Reduzierung pathogener Mikroorganismen.
  • Ausreichende Eindringtiefe, um auch schwer erreichbare Bereiche zu desinfizieren.
  • Niedrige gesundheitliche Belastung für den Organismus.
  • Haut- und schleimhautfreundliche Zusammensetzung, insbesondere für den medizinischen Einsatz.
  • Lange Haltbarkeit bei gleichzeitiger umweltfreundlicher Abbaubarkeit.
  • Angenehmer oder dezenter Duft, damit es zu keiner Geruchsbelästigung kommt.2

Wie wirken Desinfektionsmittel?

Jeder verwendete Wirkstoff, der in Desinfektionsmitteln enthalten ist, kann nur bestimmte Mikroorganismen wie etwa unbehüllte Viren oder Mykobakterien bekämpfen. Aus diesem Grund sind die Produkte auch nicht universell einsetzbar. Zudem ist ihre Wirksamkeit nicht nur von der Art und Konzentration der enthaltenen Wirkstoffe abhängig, sondern auch von Faktoren wie Temperatur oder Einwirkzeit.

Auch interessant: Rotavirus bei Kindern – Symptome, Übertragung und Schutz

Desinfektionsmittel greifen den natürlichen Schutzmantel der Haut an

Dass Desinfektionsgele alles andere als ein Hautpflegemittel sind, leuchtet natürlich ein. Allerdings ist die Gefahr, der Haut Schäden zuzufügen, nicht zu unterschätzen. Einer der Hauptgründe für die hautreizende Wirkung von Desinfektionsmitteln ist ihr hoher Alkoholgehalt, der für die effektive Keimbekämpfung sorgt. Allerdings entzieht Alkohol der Haut Feuchtigkeit und Fette, wodurch sie austrocknet und spröde wird. Die Folge: Die Haut wird nicht nur rissig, gerötet und trocken, sondern erst recht durchlässig für Keime und Bakterien. Sobald also die Wirkung des aufgetragenen Desinfektionsmittels verflogen ist, können die Schadstoffe sprichwörtlich munter durchmarschieren. Hinzu kommt, dass die „guten Bakterien“, die eigentlich unsere Haut schützen, ebenfalls dran glauben müssen.3

Triclosan macht Keime multiresistent

Als besonders tückisch entpuppt sich dabei der in vielen Drogerie-Gelen zugesetzte Wirkstoff Triclosan. Eigentlich ist er ein wunderbarer Bakterienkiller und zudem geruchsneutralisierend. Problematisch ist allerdings, dass Triclosan irgendwann gegen gewisse Bakterien nichts mehr bewirken kann. Da der umstrittene Wirkstoff zudem in Verdacht steht, das Hormonsystem zu schädigen und Allergien auszulösen, empfiehlt das BfR bereits seit Jahren, Triclosan auf den medizinischen Bereich zu beschränken.4 So ist Triclosan in vielen Ländern, beispielsweise in den USA, bereits verboten. Hierzulande wird es nicht nur in Desinfektionsmitteln, sondern auch in Deos und sogar in Zahnpasta verwendet.

Bei Kindern droht Vergiftungsgefahr

Das BfR rät, auf Desinfektionsmittel im Haushalt generell zu verzichten. Die Wirksamkeit eines Desinfektionsmittels ist nicht nur von den eingesetzten Wirkstoffen und deren Konzentration abhängig, sondern auch von Anwendungsbedingungen wie der Einwirkzeit oder der Temperatur. Eine sachgerechte Anwendung ist demnach nur unter exakt definierten Bedingungen möglich. Verschlucken Kleinkinder Desinfektionsmittel, drohen zudem schlimme Vergiftungen. Eine unnötige Gefahrenquelle, auf die man gut verzichten kann. Und noch ein Fakt sollte überzeugen: Die vielen enthaltenen Chemikalien machen Desinfektionsmittel zu einem Umweltgift.5

Das BfR rät dazu, auf Desinfektionsmittel im Haushalt generell zu verzichten. Die Wirksamkeit eines Desinfektionsmittels ist nicht nur von den eingesetzten Wirkstoffen und deren Konzentration abhängig, sondern auch von Anwendungsbedingungen wie der Einwirkzeit oder der Temperatur. Eine sachgerechte Anwendung ist demnach nur unter exakt definierten Bedingungen möglich. Verschlucken Kleinkinder Desinfektionsmittel, drohen zudem schlimme Vergiftungen. Eine unnötige Gefahrenquelle, auf die gut verzichtet werden kann. Und noch ein Fakt sollte überzeugen: Die vielen Chemikalien machen Desinfektionsmittel zum Umweltgift.

Zur Vermeidung von Allergien und Vergiftungsunfällen sollten die Verbraucher auf eine sichere Aufbewahrung der Produkte und auf eine sachgerechte Anwendung achten. Hinzu kommt, dass man die Hinweise auf der Produktverpackung sowie die Gebrauchsanleitung lesen sollte.

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Wasser und Seife reichen völlig aus

Viele Infektionskrankheiten wie Grippe, Magen-Darm-Infektionen und Erkältungen werden durch die Hände übertragen. Daher ist regelmäßiges und gründliches Händewaschen eine effektive und einfache Maßnahme, um das Risiko einer Infektion zu senken. Indem man sich sorgfältig die Hände wäscht, lässt sich die Keimzahl auf der Haut erheblich verringern. Dadurch können Krankheitserreger schwerer über die Schleimhäute von Nase, Mund oder Augen aufgenommen und an andere Menschen übertragen werden.6

Die einzige Ausnahme: Ist man in fernen Ländern unterwegs, etwa in Asien oder Afrika, und sind dort weder Wasser noch Seife in Sicht, ist ein Fläschchen Desinfektionsgel besser als gar nichts. Im normalen Alltag richtet es allerdings mehr Schaden als Nutzen an.

Quellen

  1. BfR. Fragen und Antworten zu Nutzen und Risiken von Desinfektionsmitteln im Privathaushalt. (aufgerufen am 11.02.2025) ↩︎
  2. DocCheck Flexikon. Desinfektionsmittel. (aufgerufen am 11.02.2025) ↩︎
  3. Wiesenberg. Hautprobleme durch zu viel Desinfektion. (aufgerufen am 11.02.2025) ↩︎
  4. Zorrilla, LM., Gibson, EK. et al. (2009). The effects of triclosan on puberty and thyroid hormones in male Wistar rats. Toxicol Sci.  ↩︎
  5. Umweltbundesamt. Retrospektives Monitoring von Triclosan und Methyl-Triclosan in Brassenmuskulaturproben der Umweltprobenbank. (aufgerufen am 11.02.2025) ↩︎
  6. Infektionsschutz.de. Händewaschen. (aufgerufen am 11.02.2025) ↩︎
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