27. November 2022, 17:38 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Psychotherapie und Medikamente helfen Menschen, die unter einer Depression leiden. Das zeigt eine Befragung. Bis zum Behandlungsbeginn müssen Betroffene jedoch viel Geduld mitbringen – was in einer akuten Situation sehr schwierig ist.
Die Erkrankung Depression ist laut dem Vorsitzenden der Stiftung Deutsche Depressionshilfe besser behandelbar als oft geglaubt wird. Die Mehrheit der Betroffenen beurteile Psychotherapie und Medikamente als sehr oder eher hilfreiche Möglichkeiten, sagte Ulrich Hegerl bei der Vorstellung des neuen Deutschland-Barometers Depression mit Befragungsergebnissen zu Einstellungen und zur Behandlungssituation. Meinungen über Antidepressiva seien in der Allgemeinbevölkerung schlechter als unter den Betroffenen, sagte Hegerl mit Blick auf die Resultate.
Übersicht
Zehn Wochen Wartezeit auf Erstgespräch beim Psychotherapeuten
Der Experte forderte mehr Facharztsitze in Deutschland, um die nach seinen Worten teils inakzeptabel langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz zu verkürzen. Betroffene berichteten laut der Erhebung, dass einige Geduld bis zum Behandlungsbeginn nötig gewesen sei.
So betrug die Wartezeit auf ein Erstgespräch beim Psychotherapeuten im Schnitt zehn Wochen. Betroffene könnten sich zunächst aber auch an ihren Hausarzt wenden, zudem gehe es bei Fachärzten oft schneller, sagte Hegerl. Darüber hinaus könne man sich in Akutsituationen an Ambulanzen wenden.
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Jeder vierte Befragte hatte schon einmal eine Depressionsdiagnose
Für die Untersuchung, die von der Deutsche Bahn Stiftung gefördert wird, wurden bundesweit 5050 Erwachsene unter 70 Jahren befragt. Davon gaben rund 1190 Menschen an, schon einmal eine Depressionsdiagnose erhalten zu haben.
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Hauptsymptome einer Depression
Zu den Hauptsymptomen einer Depression zählen Fachleute depressive Stimmung und/oder Verlust von Interesse und Freude über mehr als zwei Wochen – plus Nebenkriterien wie zum Beispiel Schlafstörungen, Erschöpfung und Suizidgedanken. Mittlerweile suchten sich mehr Menschen Hilfe als früher, die Erkrankung werde auch besser erkannt, sagte Hegerl. Die Anzahl der Suizide in Deutschland habe sich seit Beginn der 1980er Jahre deutlich verringert.
Eine einzige Ursache für das Entstehen der Erkrankung gibt es laut Depressionshilfe in der Regel nicht. Die Veranlagung spielt Hegerl zufolge zwar eine große Rolle, die Gene alleine erklärten es aber nicht. Auch Faktoren wie frühe Trauma-Erfahrungen beeinflussten das Risiko. Die Vorgänge im Gehirn seien noch nicht komplett verstanden.
Eine Depression hat nicht nur einen enormen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen, sondern auch auf ihre Gesundheit. Laut einer Studie der TU Dresden vom Mai 2022 können Depressionen auch das Immunsystem schwächen und dadurch eine chronische Erschöpfung auslösen, FITBOOK berichtete.
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Verharmlosung des Themas Depression ist Gift
Ganz entscheidend ist auch der Umgang mit dem Thema Depression, das zeigt die aktuelle Debatte um ein Video von Influencerin Cathy Hummels auf Instagram. Darin hatte sie Sonne als ein Heilmittel gegen Depression empfohlen. Unter anderem die Deutsche Depressionsliga (DDL) hatte sie dafür heftig kritisiert: Es werde der Anschein erweckt, die Depression für Werbezwecke zu benutzen. Depression sei „weder schick, noch en vogue“, schrieb die Betroffenen-Organisation unter dem inzwischen gelöschten Instagram-Post.
Später veröffentlichte die DDL eine Pressemitteilung: „Die DDL appelliert deshalb an alle Personen, die auf Social-Media-Kanälen über ihre Depression reden/schreiben: Stellen Sie diese lebensbedrohliche Erkrankung nicht als etwas Locker-Leichtes oder als eine vorübergehende Laune dar! Wählen Sie Ihre Worte bitte sorgfältig! Wir als Betroffene wissen, dass es kein Allheilmittel oder gar einen Zaubertrank gegen die Depression gibt. Deshalb ist es fatal, wenn dieser Eindruck durch Posts auf Social Media erweckt wird.“ Die Depression müsse, wie jede ernsthafte Erkrankung, therapeutisch behandelt werden.
Hier finden Sie einen Selbsttest, Hilfe sowie weitere Informationen bei einem depressiven Leiden: Stiftung Deutsche Depressionshilfe
Info-Telefon Depression: 0800 / 33 44 533
Mit Material von dpa