13. Mai 2024, 15:32 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Darmkrebs wird meist mit einem Alter ab 50 Jahren in Verbindung gebracht – weniger aber mit jungen Menschen oder gar Teenagern und Kindern. Eine neue Studie sah sich nun allerdings die Zahlen genauer an und stellte fest: Kinder und Jugendliche sind immer mehr von Darmkrebs betroffen. FITBOOK-Redakteurin Janine Riedle fasst die neuesten Erkenntnisse zusammen.
In Deutschland erkranken jährlich rund 60.000 Menschen an Darmkrebs.1 Im Frühstadium kann sich die Krankheit bspw. in Form von Verstopfung, Blut im Stuhl, Diarrhoe (Durchfall) und Veränderungen im Stuhl äußern. In vielen Fällen wird die Erkrankung allerdings erst in einem späten Stadium festgestellt – etwa, wenn bereits eine übermäßige Müdigkeit und Schwäche, Gewichtsabnahme oder Darmverschluss einsetzen. Davon sind aber nicht nur Personen im höheren Alter betroffen. Laut einer Studie, die noch auf der Digestive Disease Week (DDW) 2024 in Washington vorgestellt wird, sollen auch immer mehr Kinder und Jugendliche an Darmkrebs erkranken.
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Übersicht
Unterteilung in verschiedene Altersgruppen
Die Forscher bezogen für ihre Studie Informationen aus der Wonder Database der Centers for Disease Control.2 Um die Entwicklung von Darmkrebsfällen nachvollziehen zu können, betrachteten die Wissenschaftler den Zeitraum von 1999 bis 2020. Dabei konzentrierten sie sich auf folgende Altersgruppen:
- Gruppe 1: Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren
- Gruppe 2: Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren
- Gruppe 3: Junge Erwachsene im Alter von 20 bis 24 Jahren
- Gruppe 4: Junge Erwachsene im Alter von 25 bis 29 Jahren
- Gruppe 5: Erwachsene im Alter von 30 bis 34 Jahren
- Gruppe 6: Erwachsene im Alter von 35 bis 39 Jahren
- Gruppe 7: Erwachsene im Alter von 40 bis 44 Jahren
Die Wissenschaftler analysierten aber nicht nur, wie viele Personen an Darmkrebs in ihrem Erhebungszeitraum von gut 20 Jahren erkrankt sind, sondern sahen sich auch bestimmte Risiko- und Lebensstilfaktoren genauer an. So zählte zu den Risikofaktoren u. a. die familiäre Vorgeschichte mit entzündlichen Darmerkrankungen oder Darmkrebs. Außerdem spielten auch Fettleibigkeit, Tabak- und/oder Alkoholkonsum sowie Ernährungsgewohnheiten in die Analyse mit ein.
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Besonders die Darmkrebs-Raten bei Kindern und Teenagern nahmen zu
Erschreckend ist, dass man innerhalb des Erhebungszeitraums eine drastische Steigerung der Darmkrebsraten bei jüngeren Menschen beobachtete. Besonders auffällig waren folgende Gruppen:
- Gruppe 1:
Bei Kindern von zehn bis 14 Jahren stieg die Rate von 0,1 pro 100.000 Einwohner im Jahr 1999 auf 0,6 pro 100.000 im Jahr 2020 an. Das entspricht einer Steigerung von 500 Prozent. - Gruppe 2:
Etwa 0,3 pro 100.000 Einwohner erkrankten im Teenageralter im Jahr 1999 noch an Darmkrebs, im Jahr 2020 stieg dies auf 1,3 pro 100.000 an. So nahm die Rate bei den 15- bis 19-Jährigen um 333 Prozent zu. - Gruppe 3:
Im Jahr 1999 waren noch 0,7 pro 100.000 Einwohner im Alter von 20 bis 24 Jahren betroffen. 2020 verzeichnete man zwei pro 100.000 Einwohner. Somit ist das Risiko um 185 Prozent gestiegen.
Diese Zahlen verdeutlichen, dass immer mehr jüngere Menschen von der Erkrankung betroffen sind. Aber auch in Gruppe 5 (30 bis 34 Jahre) konnte man noch deutlichen einen Anstieg feststellen: Die Rate hob sich hier auf 71 Prozent an. Bei Gruppe 6 (35 bis 39 Jahre) lag dieser Wert bei 58 Prozent.
Begünstigende Faktoren
Es stellte sich bei der Analyse heraus, dass es einige Faktoren gibt, die Darmkrebs begünstigten. So gehören laut der Studie neben den bereits genannten Risikofaktoren bspw. auch eine geringe Aufnahme von Ballaststoffen, der Verzehr von verarbeitetem Fleisch oder mit Zucker gesüßten Getränken sowie eine fettreiche Ernährung. Auch wenig Bewegung und die Einnahme von Antibiotika können die Krankheit begünstigen.
Aber auch mögliche Symptome beobachtete man. „Die häufigsten Symptome für Darmkrebs, die bei Patienten mit Darmkrebs im Frühstadium festgestellt wurden, waren Veränderungen der Darmgewohnheiten in Form von Verstopfung oder Durchfall, Bauchschmerzen, rektale Blutungen und Anzeichen einer Eisenmangelanämie“, erklärte der leitende Forscher Islam Mohamed, Arzt für Innere Medizin an der University of Missouri-Kansas City, in einer Pressemitteilung.
Grund zur Panik bei Eltern, Kindern und Jugendlichen?
Auch wenn Anstiege von 500 Prozent (Zehn- bis 14-Jährige) oder 333 Prozent (15- bis 19-Jährige) sehr beängstigend klingen, betont Mohamed, dass die Zahlen mit 0,1 bzw. 1,3 pro 100.000 Einwohner immer noch gering seien. Zu gering jedenfalls, um in diesen Altersgruppen flächendeckendes Koloskopie-Screening zu empfehlen. Aber nichtsdestotrotz gebe es einen starken Anstieg, den man besser nicht ignorieren sollte.
„Darmkrebs wird nicht mehr nur als eine Krankheit der älteren Bevölkerung angesehen“, so Mohamed in der Pressemitteilung zur Studie. Die Studienergebnisse verdeutlichten die Bedeutung über die Aufklärungsmaßnahmen, die bezüglich Darmkrebs auch schon bei Eltern für ihre Kinder vorgenommen werden und auch im jungen Erwachsenenalter noch weiter stattfinden sollten. „Es ist wichtig, dass sich die Öffentlichkeit der Anzeichen und Symptome von Darmkrebs bewusst ist.“
Forscher schlagen Alarm An Darmkrebs erkranken immer mehr jüngere Menschen
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Einordnung der Studie
Es gilt zu beachten, dass sich die Untersuchungen auf Daten bezogen, die u. a. durch eine Abfrage der Patienten erfolgten. Demnach ist nicht sichergestellt, dass die Informationen immer zutreffen.
Mehr zu der Studie wird am 20. Mai bei der Digestive Disease Week (DDW) 2024 in Washington bekannt gegeben.