22. April 2022, 4:17 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Corona kann bei schwereren Verläufen die Lunge angreifen – und in der Folge offenbar auch das Gehirn. Dadurch erhöht sich das Risiko für Demenz, wie Forscher jetzt herausfanden.
Dass Corona nicht nur während der akuten Krankheitsphase, sondern auch darüber hinaus gefährlich sein kann, ist nach zwei Jahren Pandemie wohl den meisten bekannt. Stichwort: Long Covid. Zudem gibt es Forschungsergebnisse, die auf ein erhöhtes Sterberisiko nach der Genesung sowie ein gesteigertes Risiko für Herzerkrankungen, Herzinfarkte und Schlaganfälle hindeuten.1,2 Eine neue Studie ergab nun, dass Covid-Erkrankte zudem gefährdet sind, Demenz zu entwickeln. Und das bereits innerhalb weniger Monate nach überstandener Corona-Infektion.
Übersicht
Analyse von rund 21.000 Patienten-Daten
Für ihre Studie bedienten sich die Forscher der Missouri School of Medicine (USA) an Patienten-Daten aus der „Cerner Real-World Data“-Datenbank. Im Fokus standen die Daten von rund 10.000 Patienten, die wegen einer Lungenentzündung (Pneumonie) mindestens einen Tag im Krankenhaus behandelt wurden. Die Vergleichsgruppe bildeten rund 10.000 weitere Fälle von Lungenentzündungen. Der Unterschied: Diese hatten nichts mit dem Coronavirus zu tun.
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Zusammenhang zwischen Covid-Erkrankung und Demenz
Die Analyse ergab, dass 312 Covid-Patienten (drei Prozent) mit Lungenentzündung 30 Tage später wegen einer Demenz ins Krankenhaus kamen. In der Vergleichsgruppe waren es 263 Hospitalisierungen (2,5 Prozent). Im Durchschnitt trat Demenz 182 Tage (6,5 Monate) nach einer Covid-Lungenentzündung auf.
Am stärksten waren ältere Covid-Patienten betroffen. In der Altersgruppe der über 70-Jährigen erkrankten 6,4 Prozent nach einer Pneumonie an Demenz. Nach Lungenentzündungen aufgrund anderer Ursachen erkrankten fünf Prozent an Demenz.3
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Lungenentzündung erhöht generell das Demenzrisiko
Forschungen konnten bereits belegen, dass Demenzkranke nicht nur häufig an Lungenentzündungen sterben, sondern dass auch umgekehrt eine Pneumonie zu Veränderungen im Gehirn führt.4,5 Diese wiederum können womöglich Demenz zur Folge haben. Die aktuelle Studie aus Missouri zeigt nun darüber hinaus, dass dieses Risiko höher ist, wenn die Pneumonie durch Covid verursacht wurde.
Neue Studie Der enge Zusammenhang zwischen Sehkraft und Demenzrisiko
Jüngere besonders gefährdet Sterberisiko bleibt für Genesene nach schwerer Covid-Erkrankung ein Jahr lang erhöht
Auch bei milden Verläufen Alarmierende Studie! Covid erhöht Risiko für Herzversagen, Herzinfarkt und Schlaganfall dramatisch
Quellen
- 1. Mainous III A.G., Rook B.J., Wu V .et al. (2021). COVID-19 Post-acute Sequelae Among Adults: 12 Month Mortality Risk. Frontiers in Medicine.
- 2. Xie Y., Bowe B., Al-Aly Z. (2022). Long-term cardiovascular outcomes of COVID-19. Nature Medicine.
- 3. Qureshi A.I., Baskett W.I., Huang W. et al. (2022). New-Onset Dementia Among Survivors of Pneumonia Associated With Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 Infection. Open Forum Infectious Diseases.
- 4. Foley N.C., Affoo R.H, Martin R.E. (2015). A Systematic Review and Meta-Analysis Examining Pneumonia-Associated Mortality in Dementia. Dementia and Geriatric Cognitive Disorders.
- 5. Scott A.M., Jager A.C., Gwin M. et al. (2020). Pneumonia-induced endothelial amyloids reduce dendritic spine density in brain neurons. nature.