27. April 2020, 16:06 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Das neuartige Coronavirus überträgt sich in erster Linie über die Atemwege und per Tröpfcheninfektion. Es dürfte also auf der Hand liegen, dass auch Sexualkontakte zu einer Ansteckung führen. Aber: Das Coronavirus ist nicht (rein) sexuell übertragbar, erklären internationale Forscher anhand einer aktuellen Untersuchung. Weil hier ein Missverständnis droht, bitte unbedingt weiterlesen.
Ein Team chinesischer und amerikanischer Wissenschaftler hat untersucht, ob das Coronavirus SARS-CoV-2 und eine etwaige COVID-19-Erkrankung auch über die männliche Samenflüssigkeit weitergegeben wird. Im Fokus der Studie lag somit NICHT die Frage, ob sich das Virus durch Näherkommen und sexuellen Kontakt zweier Menschen überträgt, sondern die Folge des reinen Austauschs von Körperflüssigkeiten. Und dieser stellt offenbar ein allenfalls geringes Risiko dar, wie das „Ärzteblatt“ zusammenfasst.
Untersuchung von Spermaproben
Details zur Untersuchung wurden aktuell im Wissenschaftsjournal „Fertility and Sterility“ veröffentlicht. Demnach hatten die Forscher Spermaproben von rund 34 chinesischen Männern untersucht, bei denen die Diagnose COVID-19 durchschnittlich einen Monat zurückgelegen hatte. Sie alle seien zum Zeitpunkt der Sperma-Abgabe wieder genesen und symptomfrei gewesen. Während der akuten Erkrankung wollen drei der Probanden Beschwerden im Genitalbereich wahrgenommen haben.
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Coronavirus nicht sexuell übertragbar
Das Ergebnis: Keine der Proben wies Spuren des Coronavirus auf. Die Forscher folgerten daraus, dass der Erreger SARS-CoV-2 gar nicht erst die Geschlechtsorgane erreicht, in denen die männliche Samenflüssigkeit hergestellt wird. Daher lasse sich nahezu ausschließen, dass das Coronavirus sexuell übertragbar ist. „Langzeitfolgen von SARS-CoV-2 auf die männliche Zeugungsfähigkeit sind nicht bekannt“, heißt es abschließend im Fachartikel.
Einige andere Viren verbleiben in den Hoden
Wie das „Ärzteblatt“ erklärt, verbleiben verschiedene virale Erreger auch nach überstandener Erkrankung für eine gewisse Zeit in den Hoden. So verhält es sich bspw. beim Ebola- und Zikavirus, mit der Folge, dass das Ejakulat auch genesener Männer weiterhin infektiös bleiben kann.
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Kein grünes Licht für freie Liebe!
An dieser Stelle wichtig: Auch wenn für den reinen Geschlechtsverkehr offenbar eine gewisse Entwarnung besteht – die Untersuchungsergebnisse dürfen nicht so interpretiert werden, dass man wieder offen für neue sexuelle Bekanntschaften sein darf. Selbst wenn man das Küssen weglassen sollte, ist es quasi unmöglich, beim Verkehr einen Sicherheitsabstand von eineinhalb Metern zum Kopf seines Sexualpartners einzuhalten. Und Gesichtsmasken bieten bekanntlich keinen 100-prozentigen Schutz.
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Wenn man einer Corona-Infizierten Person näherkommt, ist eine Virusübertragung durch kontaminierte Tröpfchen quasi vorprogrammiert. Frühlingsgefühle hin oder her – bis auf Weiteres bleibt leider Social Distancing empfohlen.