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In Studie nachgewiesen

Das Coronavirus schädigt den Darm noch Jahre nach der Infektion

Es gibt Hinweise darauf, dass Reste des Corona-Virus im Körper verbleiben und als Long Covid für Entzündungen im Körper sorgen
Es gibt Hinweise darauf, dass Reste des Corona-Virus im Körper verbleiben und als Long Covid für Entzündungen im Körper sorgen Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

11. Juli 2024, 15:08 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Obwohl die Corona-Pandemie längst Geschichte ist, treibt das dafür verantwortliche Coronavirus immer noch sein Unwesen. Nicht nur in Form von weiteren Mutationen, sondern auch als Long Covid. Forscher haben nun nachgewiesen, dass selbst Jahre nach der Infektion Patienten mehr Entzündungen im Körper haben.

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Die meisten Menschen denken sicherlich ungern an die Corona-Pandemie zurück. Die Freude darüber, dass wir mittlerweile ein normales Leben führen können, überwiegt. Dennoch ist das Coronavirus nicht aus der Welt. Immer wieder werden neue, potenziell gefährliche Mutationen identifiziert, wie zuletzt die sogenannten FLiRT-Varianten (FITBOOK berichtete). Aber auch Long Covid ist noch ein Thema, das uns weiterhin begleitet. Dabei handelt es sich um Langzeitbeschwerden, an denen einige Corona-Patienten leiden. Wie erschreckend lange die Folgen einer Corona-Infektion im Körper noch sichtbar sind, haben nun amerikanische Forscher in einer Studie gezeigt. Selbst Jahre nach der Infektion sorgt Long Covid für mehr Entzündungen im Körper.

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Long-Covid-Studie begann bereits Anfang 2020

Bereits Anfang 2020 hat sich ein Forscherteam von der University of California in San Francisco mit den Langzeitfolgen der Corona-Infektion beschäftigt. Federführend war der HIV-Spezialist Michael Peluso. Er und seine Kollegen nutzen nämlich das Wissen und die Erfahrung aus der HIV-Forschung, um das Coronavirus im Körpergewebe von infizierten Patienten nachzuweisen. Dabei können sie sogar ganz exakt bestimmen, in welchen Organen das Virus für erhöhte Entzündungswerte sorgt. Die Ergebnisse ihrer einzigartigen Langzeitstudie, die Patienten bis zu 900 Tage verfolgte, wurden nun in der Fachpublikation „Science Translational Medicine vorgestellt“.1

Aus drei Monaten wurden fast drei Jahre Beobachtung der Langzeitfolgen

Die Studie zur Untersuchung der Langzeitfolgen von Corona wurde als „LIINC program“ bezeichnet, eine Abkürzung für „Long-term Impact of Infection with Novel Coronavirus“. Eigentlich hatten die Forscher vor, nur drei Monate Corona-Patienten und ihre gesundheitlichen Folgen zu beobachten. Doch die Symptome einiger Infizierter waren so hartnäckig, dass dies die Wissenschaftler dazu bewog, die Patienten länger zu begleiten. Die führte zu einer jahrelangen Datensammlung. In einigen Fällen wurden Betroffene bis zu 910 Tage lang beobachtet. Damit gilt die Studie als eine der längsten zu den Auswirkungen von Long Covid und den damit verbundenen Entzündungen im Körper.

Insgesamt nahmen 30 Probanden an der Studie teil. 24 von ihnen hatten sich mit dem Coronavirus infiziert. Sechs Teilnehmer gehörten zu der Kontrollgruppe. Ihre Entzündungswerte im Gewebe stammen aus der Zeit vor der Corona-Pandemie. So konnten die Forscher vergleichen, wie sich die Entzündungen im Körper bei Long-Covid-Patienten von jenen gesunder Personen unterscheiden. Es ist der „sauberste Vergleich, den es gibt, bevor irgendjemand auf dem Planeten dieses Virus gehabt haben könnte“, wird Studien-Forscher Michael Peluso auf der Wissenschaftsplattform statnews.com zitiert.

Forscher nutzten neuartiges Entzündungs-Scanning

Erstmals wurde eine neue Methode eingesetzt, um die Entzündungen im Körper durch das Coronavirus nachzuweisen. Basis hierfür lieferte die Forschung am HI-Virus. Auf diese Weise fand man in den vergangenen Jahren heraus, dass ein bestimmter Antikörper, der an das Code-Protein von HIV andockt, dabei hilft, Virus-Lasten im Körper zu identifizieren. Anschließend wurde dieser Antikörper mit radioaktiven Isotopen markiert, um seine Ausbreitung im Körper am infizierten Gewebe bildlich darstellen zu können.

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Mit einem ähnlichen Verfahren gelang es den Forschern, einen chemischen Wirkstoff an aktivierte T-Helfer-Zellen zu binden, die das Coronavirus bekämpfen. So konnten die Forscher auf Scans sehen, an welchen Stellen des Körpers sich die aktivierten T-Helfer-Zellen befinden. Dies wiederum war der Indikator für erhöhte Entzündungswerte.

Long-Covid-Patienten haben mehr Entzündungen im Darm und im Rückenmark

Die Analyse der Langzeitdaten ergab, dass Post-Covid-Patienten mehr Immunreaktionen zeigten als gesunde Personen, die noch nie mit dem Coronavirus infiziert waren. Folgende Körperregionen waren besonders stark von erhöhten Entzündungswerten betroffen:

  • Stammhirn
  • Rückenmark
  • Herz-Lunge-Gewebe
  • Knochenmark
  • oberer Rachenraum
  • Brustlymphknoten
  • Darmwand

Patienten mit Long-Covid-Symptomen wie beispielsweise Brain-Fog (Hirnnebel) und Fatigue-Syndrom (dauerhafte Müdigkeit) zeigte mehr Entzündungen an der Darmwand und am Rückenmark im Vergleich zu Patienten ohne Long-Covid. Probanden, die langanhaltende Lungenbeschwerden hatten, zeigten wiederum eine höhere Immunaktivierung in der Lunge. Darmbiopsien bei fünf der Studienteilnehmer ergaben, dass es sich bei Corona um eine sogenannte chronisch-persistierende Infektion handelt. Das heißt, der Erreger verbleibt über einen längeren Zeitraum im Körper, ohne dass ihn das Immunsystem vollständig eliminiert. Und so war bei vielen der Probanden die Immunaktivierung weiterhin vorhanden, obwohl sie selbst sich für gesund hielten und keine Symptome mehr hatten.

Ähnliches berichtete auch Dr. med. Michael Feld, der sich intensiv mit Long Covid auseinandergesetzt hat, in einem bereits bei FITBOOK erschienenen Interview. „Welche konkreten Prozesse diesen Beschwerden zugrunde liegen, kann man bis heute nicht mit Gewissheit sagen. Aber klar ist zumindest, dass es in einigen Fällen zu einer Viruspersistenz gekommen ist“, erklärte uns der Experte. Das bedeute, dass die Coronaviren sich so fest in die Zellen eingebracht hätten, dass sie immer wieder reaktiviert würden. Es handele sich dann um „eine chronisch latente Infektion, die wiederkehrende Entzündungen hervorruft und das Immunsystem auf den Plan ruft. Der Schwergrad der Erkrankung kann variieren zwischen völlig bettlägerig, also nur mit dem Rollstuhl mobil, und etwa zumindest noch fähig, selbstständig zum Arzt zu gehen, aber nicht mehr zu arbeiten.“

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Es braucht noch mehr Forschung an Long Covid

Diese Daten liefern einen Hinweis darauf, dass SARS-CoV-2 bei manchen Menschen sehr lange insbesondere im Darm verbleibt. Dies könnte die Ursache für Long Covid und die damit zusammenhängenden Symptome sein. Die verantwortlichen Forscher schreiben aber auch, dass es ebenfalls ein Hinweis darauf ist, dass unser Immunsystem das Virus nicht vollständig beseitigen kann und Reste davon im Körper verbleiben. Dies führe eben zu den lang anhaltenden Entzündungen, die selbst nach Monaten oder Jahren bestehen blieben. Ob und inwieweit das schädlich sei, müsse aber noch untersucht werden. Zudem weisen die Forscher darauf hin, dass Therapien entwickelt werden müssten, die speziell auf die verbleibenden Virusreste im Körper abzielen.

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Quellen

  1. Peluso, M.J., Ryder, D., Flavell, R.R. et al. (2024). Tissue-based T cell activation and viral RNA persist for up to 2 years after SARS-CoV-2 infection. Science Translational Medicine. ↩︎
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