2. Dezember 2020, 18:23 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Zahlreiche Einrichtungen in ganz Deutschland bereiten sich bereits auf den Einsatz der neuen Corona-Impfstoffe vor. Im Netz jedoch werden Warnungen laut: Unter anderem sollen aufgrund ihrer speziellen Wirkweise mRNA-Impfstoffe das Erbgut der Geimpften verändern können. Und um solche handelt es sich bei den wirksamsten der Corona-Impfstoff-Kandidaten.
In den kommenden Wochen dürfte es so weit sein: Corona-Impfstoffe sollen in der EU zugelassen werden und schon bald darauf bei ersten Patienten auch in Deutschland zum Einsatz kommen. Nicht wenige Bürger stehen dieser Entwicklung jedoch mit Skepsis gegenüber. Sie glauben: Mit sogenannten mRNA-Impfstoffen riskiere man eine Veränderung des Erbguts.
Tatsächlich wirken die neuartigen Mittel anders als die gängigen Impfungen, die wir kennen. Aber ist an den angeblichen Gefahren etwas dran?
mRNA-Impfstoff – was bedeutet das?
Zwei Corona-Impfstoff-Kandidaten, die in Tests eine Schutzwirksamkeit von jeweils rund 95 Prozent und 94,5 Prozent gehabt haben sollen, sind die Präparate der Hersteller BioNTech und Pfizer bzw. Moderna. Bei beiden handelt es sich um mRNA-Impfstoffe. Die „Pharmazeutische Zeitung (PZ)“ hat die Zusammenhänge genauer erklärt.
Für gewöhnlich wird zur Immunisierung gegen einen bestimmten Erreger ein passendes Antigen gespritzt. Mit mRNA-Impfstoffen hingegen injiziert man lediglich eine Art „Bauanleitung“. „Im Körper des Geimpften wird die enthaltene mRNA (kurz für messenger-RNA, Boten-RNA) in die Zellen aufgenommen“, heißt es bei „PZ“, „die dann nach dieser Anweisung ein virales Protein bilden.“
Auch interessant: Kommt bald die „passive Impfung“ gegen Corona?
Die Immunantwort – also das, was eine Impfung bezwecken soll – erfolgt somit in den Zellen. Erst durch das, was im Körper des Patienten stattfindet, kann die gewünschte Schutzwirkung gegen den Erreger einsetzen. Doch ausgerechnet, dass so viel innerhalb der Zellen passiert, sehen einige Nutzer im Netz kritisch. Greifen mRNA-Impfstoffe wirklich in das Erbgut ein und vermögen, es zu verändern?
Experten widerlegen Theorie von Erbgut-Veränderung
Die Experten der „PZ“ können an dieser Stelle Entwarnung geben. Es handele sich bei mRNA um gewöhnliche Zwischenprodukte, die bei der Neubildung von Proteinen in der Zelle entstehen. Dabei erfülle mRNA lediglich eine Botenfunktion und werde so extrem rasch abgebaut, „dass es lange als ausgeschlossen galt, dass man sie therapeutisch nutzen kann“.
Noch ein Grund dafür, dass mRNA nicht in das Erbgut eingreifen könne, sei ihr spezieller Aufbau. Sie sei einzelsträngig, während Erbinformationen aus doppelsträngiger DNA im Zellkern bestehen, und zudem auch chemisch anders aufgebaut. Damit sie in die DNA eingebracht werden könnte, müsste sie aufwendig umgeschrieben werden, und hierfür wären zwei bestimmte Enzyme („Reverse Transkriptase“ und „Integrase“) nötig. Wie „PZ“ versichert, liegen diese in den menschlichen Zellen nicht vor.
Unfruchtbarkeit, Todesfälle, … Faktencheck zu Gerüchten rund um die Corona-Impfung
Corona-Mythen Weihnachtsfest mit Impfgegnern? Wie Sie deren beliebte Argumente widerlegen
In Deutschland Start der Corona-Impfungen – die wichtigsten Fragen und Antworten
Nebenwirkungen nicht auszuschließen
Dass mRNA-Impfstoffe in das Erbgut eingreifen können, ist demnach nicht nur unwahrscheinlich, sondern Experten zufolge mit Sicherheit ausgeschlossen. Das bedeutet aber nicht, dass die Corona-Impfstoffe keine anderen Nebenwirkungen haben können. So verhält es sich auch bei anderen, mitunter bereits seit Jahren eingesetzten Vakzinen. Beispielsweise nach einer Grippeimpfung kann es von Hautirritationen über Müdigkeit bis hin zu stärkerem Unwohlsein und Krankheitssymptomen kommen.
Wer sich das oben Beschriebene gerne noch anschaulich und auf amüsante Weise erklären lassen will, dem sei folgendes Video ans Herz gelegt:
Martin Moder ist promovierter Molekularbiologe der Universität Wien und Wissenschaftskabarettist. Im Video erklärt er, warum eine mRNA-Impfung das Erbgut nicht verändert. Das Video ist im Rahmen der Initiative „M.E.G.A. – Make Europe Gscheit Again“ entstanden – in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission bzw. im Rahmen des Wettbewerbs #EUmythbusters.