7. Dezember 2020, 20:09 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Besonders zu den Feiertagen wird manch einer statt dem vollen Zug das Auto zur Reise bevorzugen. Fährt man allerdings nicht alleine, sondern gemeinsam mit anderen Personen, sollte man zum Schutz vor Corona nicht nur eine Maske tragen, sondern auch für genügend Luftzirkulation im Auto sorgen. Ob man dafür besser die Klimaanlage einschalten oder lieber die Fenster öffnen sollte, haben US-Forscher in einer Studie untersucht.
Die Forscher der Brown University haben in einer Studie mit Hilfe von Computermodellen die Luftströme im Inneren eines Kleinwagens in verschiedenen Kombinationen von geöffneten und geschlossenen Fenstern simuliert.
Fenster öffnen schützt im Auto am besten vor Corona
Die Simulationen machten sichtbar, dass durch das Öffnen der Fenster – je mehr, desto besser – der Austausch von über die Luft übertragenen Partikeln zwischen Fahrer und dem Fahrgast stark reduziert werden konnten. Das Aufdrehen der Klimaanlage ließ die Luft im Autoinnenraum hingegen nicht annähernd so gut zirkulieren. Das schlimmste Szenario sei übrigens, mit geöffneten Fenstern und eingeschalteter Klimaanlage zu fahren, wie Asimanshu Das, Mit-Autor der Studie erklärt.
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Im Idealfall alle vier Fenster öffnen
„Am besten ist es, alle vier Fenster zu öffnen, aber auch ein bis zwei geöffnete Fenster sind schon weitaus besser, als alle geschlossen zu halten“, erläutert Asimanshu Das weiter. Das Öffnen der Fenster ist deshalb besser, da es die sogenannte Luftwechselrate im Inneren des Fahrzeugs erhöht. Sie beschreibt, wie oft die Luft in einem Raum innerhalb einer Stunde ausgetauscht wird. Ein höherer stündlicher Luftwechsel trägt wiederum dazu bei, dass sich die Gesamtkonzentration der Aerosole in der Luft im Auto verringert.
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Forscher untersuchten verschiedene Kombinationen von geöffneten Fenstern
Die Studie zeigte auch, dass verschiedene Kombinationen von geöffneten Fenstern unterschiedliche Luftströmungen im Fahrzeuginnenraum erzeugten, die die Konzentration der Aerosole entweder erhöhten oder verringerten.
Tendenziell ist der Luftdruck in der Nähe der hinteren Autofenster höher, als an den vorderen Fenstern. Das liegt an der Art und Weise, wie die Luft während der Fahrt über die Außenseite des Autos strömt. Infolgedessen tritt die Luft eher durch die Heckscheibe in das Fahrzeug ein und durch die Frontscheibe wieder aus. Öffnet man nun alle vier Fenster, entstehen dadurch zwei mehr oder weniger voneinander unabhängige Luftströme auf der Fahrer- sowie der Beifahrer-Seite. In der Simulation saß der Mitfahrer jeweils schräg hinter dem Fahrer, um den größtmöglichen Abstand zu wahren.
Dadurch wurde er bei komplett geöffneten Fenstern nur sehr wenigen Aerosolen des Fahrers ausgesetzt – und umgekehrt. Wobei der Fahrer aufgrund der Tatsache, dass die Luft im Fahrzeug in der Regel von hinten nach vorne strömt, einem geringfügig höheren Risiko ausgesetzt war. Alles in allem ließ sich die Übertragung der Partikel in dieser Kombination im Vergleich dennoch am meisten verringern.
Wer nicht alle Fenster öffnen will, sollte gegenüberliegende nehmen
Zu einem überraschenden Ergebnis kamen die US-Forscher bei der Untersuchung des Szenarios, wenn nur wenige und nicht alle Fenster geöffnet waren. Am ehesten würde man hier intuitiv dazu neigen, das Fenster direkt neben jedem Insassen zu öffnen. Die Studie kam allerdings zu dem Ergebnis, dass es sinnvoller ist, das jeweils gegenüberliegende Fenster vom Insassen zu öffnen.
„Wenn die Fenster gegenüber den Insassen geöffnet sind, entsteht eine Strömung, die hinter dem Fahrer in den Wagen eintritt, über die Kabine hinter dem Beifahrer hinwegfegt und dann durch das beifahrerseitige Frontfenster wieder austritt“, sagt Studien-Autor Kenny Breuer. „Dieses Muster trägt dazu bei, die Kreuzkontamination zwischen Fahrer und Beifahrer zu reduzieren“, so der Wissenschaftler.
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Corona-Risiko bei Fahrten im Auto lässt sich nicht ganz ausschließen
Die Forscher stellten jedoch auch klar, dass das Öffnen der Fenster kein Ersatz für das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes während der Fahrt ist. Zudem merkten sie an, dass Gegenstand der Untersuchung nur eine potenzielle Exposition der Insassen mit Aerosolen in der Luft, die unter Umständen Krankheitserreger enthalten könnten, war. Weder wurden größere Atemtröpfchen, noch das tatsächliche Risiko einer Corona-Infektion durch die Luft im Auto spezifisch untersucht. Die Forscher betonten, es gebe keine Möglichkeit, das Risiko einer Ansteckung im Auto vollständig zu eliminieren.
Außerdem ist es insbesondere zur kalten Jahreszeit fraglich, ob ein Szenario mit geöffneten Fenstern während der Autofahrt überhaupt umsetzbar ist. Alle Fenster auf, Klimaanlage (sprich: Heizung) aus – das wird ungemütlich bis Erkältungsfördernd. Für kurze Fahrten ist es vielleicht eine Option, Mütze und Schal anzulegen und die frische Luft ins Auto strömen zu lassen.