18. September 2024, 13:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Es kommen immer mehr ungewünschte Nebenwirkungen und mögliche Spätfolgen von Corona-Impfungen ans Licht. Einer neuen Studie zufolge könnte es einen Zusammenhang zwischen den während der Coronapandemie verabreichten mRNA-Impfstoffen und Vernarbungen des Herzmuskels geben.
Viele Monate lang galten Impfungen gegen das Coronavirus als bedeutende Maßnahme im Bestreben, die Pandemie einzudämmen bzw. bei den so Behandelten zumindest einen schweren Krankheitsverlauf zu verhindern. Zu diesem Zweck wurden im Dezember 2020 in der EU erstmals sogenannte mRNA-Impfstoffe zugelassen. Deren Vorteil: Im Vergleich mit gewöhnlichen Impfstoffen – für deren Entwicklung müssen zunächst zeitaufwändig große Mengen an Viren gezüchtet, diese aktiviert werden, und so weiter – können Vakzine der moderneren Art schneller entwickelt und in Massen produziert werden. Zu schnell, fürchteten damals viele Menschen, und dass in diesem Tempo mögliche Spätfolgen der Behandlung nicht absehbar seien. Eben dieses Feld beschäftigt die Forschung nun bereits seit einer Weile. Und einer aktuellen Untersuchung zufolge könnten zu entsprechenden Folgen der Corona-Impfungen Herzvernarbungen zählen.1
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Übersicht
Führen Corona-Impfungen zu Herzvernarbung? Studie legt es nahe
In ihrer Studie untersuchten die verantwortlichen Forscher die möglichen Langzeitfolgen von durch Corona-Impfungen ausgelösten Herzmuskelentzündungen. Der Befund ist in der Arbeit als (C-VAM) abgekürzt, für „vaccine-associated myocarditis“ (übersetzt: „Impfstoff-assoziierte Myokarditis“). FITBOOK berichtete bereits ausführlicher über den Zusammenhang, der offenbar vor allem bei jungen Männern im Alter zwischen 14 und 30 Jahren zu beobachten ist. Als Ursache wird eine übermäßige Immunreaktion durch mRNA-Impfstoffe diskutiert.
Doch was bedeutet das für die Zukunft der Betroffenen? Würde die durchgemachte Herzmuskelentzündung (Myokarditis) dauerhaft Spuren hinterlassen? Diese Fragen beschäftigten die Forscher ebenso wie klinische Merkmale der akuten Erkrankung.
Vorgehen bei der Untersuchung
Die Studie führten sie mit unter 30-Jährigen in insgesamt 38 US-amerikanischen Einrichtungen durch, bei denen nach einer Corona-Impfung eine akute Myokarditis festgestellt worden war. Sie berücksichtigten bei der Untersuchung auch demografische Daten und die allgemeine Gesundheitshistorie der Probanden, die abhängig davon, ob sie zum Zeitpunkt der erhaltenen mRNA-Impfung zwischen fünf und 15 oder zwischen 16 und 30 Jahre alt gewesen waren, in Gruppen aufgeteilt wurden.
Um mögliche dauerhafte Schädigungen des Herzens aufzudecken, analysierten die Forscher verschiedene klinische Biomarker der Probanden – darunter solche, die auf systemische Entzündungen oder etwa eine Herzinsuffizienz hinweisen würden. Ein besonderer Fokus lag dabei auf den Troponinwerten der jungen Männer. Das Eiweiß Troponin kommt in der Herzmuskulatur vor; ein erhöhter Wert deutet auf Schädigungen und verschiedene Erkrankungen des Herzens hin.2 Die Forscher untersuchten die Probanden auf Herzrhythmusstörungen und vergleichbare Symptome und generierten zuletzt mithilfe von CMR-Scans detaillierte Bilder von deren Herzen. So ließen sich etwaige Verletzungen sowie Herzvernarbungen erkennen, ebenso verstärkte Durchblutungen, die auch ein Hinweis auf potenzielle Schädigungen sind.
Ergebnisse
Die Forscher wurden in vielerlei Hinsicht fündig. Etwa stellten sie fest, dass mit 95 Prozent die Mehrheit der jugendlichen C-VAM-Patienten den mRNA-Impfstoff von Pfizer-BioNTech erhalten hatten. Bei den anderen fünf Prozent war es das Vakzin von Moderna gewesen.
Was speziell das hier behandelte Thema betrifft, so hatten die bildgebenden Verfahren und weiteren Auswertungen gezeigt, dass einige der Probanden eine Herzvernarbung entwickelt hatten. Bei rund 72 Prozent von ihnen waren Anzeichen von Vernarbungen oder myokardialen Ödemen (Flüssigkeitsinfiltrationen im Herzmuskel) zu erkennen. Dies ging häufig mit kardiovaskulären Symptomen einher – etwa Brustschmerzen, Herzrasen und Kurzatmigkeit.
Bedeutung
Vor allem rechtfertige der Befund eine dauerhafte klinische Überwachung der Patienten, erklären die Forscher. Denn er werfe Fragen über mögliche langfristige Negativauswirkungen auf die Herzgesundheit der Betroffenen auf. Zusammenfassend schätzen die Studienautoren das Risiko jedoch als gering ein.
Nun geraten Corona-Impfungen scheinbar immer mehr in Verruf. Doch man sollte nicht vergessen, dass auch Erkrankungen an Covid-19 mitunter schwere Spätfolgen nach sich ziehen können. FITBOOK berichtete erst kürzlich etwa über eine Untersuchung, bei der dauerhafte Darmschädigungen noch viele Jahre nach der Coronavirus-Infektion festgestellt werden konnten. Nicht vergessen sollte man auch Long Covid, das aus einer Coronainfektion entstehen, mitunter Jahre lang anhalten und mit teils schweren Beschwerden einhergehen kann. Zehn Prozent der Covid-Erkrankten entwickeln Long Covid.3 Da die Diagnosestellung aufgrund vieler möglicher Symptome nicht einfach ist, könnte die Dunkelziffer deutlich höher sein.
Bis heute betonen Befürworter der Impfoffensive zudem, dass sich dadurch während der Pandemie schwere Krankheitsverläufe und Überlastungen von Krankenhäusern verhindern ließen.
Myokarditis Herzmuskelentzündung – Ursachen, Symptome, Behandlung
99 Mio.Teilnehmer Bisher größte Studie zu Corona-Impfungen identifiziert mögliche Folgeerkrankungen
Internationale Studie Mögliche Ursache für Herzmuskelentzündung nach Corona-Impfung gefunden
Einschränkung der Studie
Die Forscher weisen einschränkend auf den retrospektiven Charakter ihrer Untersuchung hin. Es waren somit nur nachträgliche Untersuchungen des Zustands der Probanden möglich. Scans aus der Zeit ihrer akuten Erkrankung lagen vor allem von Männern vor, die damals an einer schweren Herzmuskelentzündung litten – sie waren schließlich ins Krankenhaus gegangen. Doch die beobachteten Herzvernarbungen wurden nicht zuletzt bei Probanden mit einer milden Form der Myokarditis festgestellt.