19. März 2024, 14:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Über die Corona-Impfungen ist man sich nach wie vor nicht ganz einig. Während manche betonen, dass der Schutz gegen das Virus zahlreiche leichte bis schwerwiegende Folgeerkrankungen mit sich bringen kann, sehen viele andere den Vorteil, dass die Impfung das Risiko für manche Covid-Folgeerkrankungen senkt. Eine neue Studie hat die Vorteile einer Corona-Impfung herausgearbeitet. FITBOOK-Redakteurin Janine Riedle fasst die Erkenntnisse für Sie zusammen.
Mehrere Studien haben sich in der Vergangenheit bereits mit der Corona-Impfung und deren Nebenwirkungen bzw. Folgeerkrankungen einer Covid-19-Infektion beschäftigt. Zuletzt etwa hatten Forscher festgestellt, dass die Impfung das Risiko für neurologische, hämatologische und kardiovaskuläre Erkrankungen erhöht. Neueste Untersuchungen zeigten nun aber, dass das nicht immer der Fall sein muss – die Corona-Impfung verringere sogar das Risiko für kardiale und thromboembolische Covid-Folgeerkrankungen, heißt es nun.
Übersicht
Groß angelegte Kohortenstudie
Die Wissenschaftler verwendeten für ihre Forschung verschiedene Datenbanken aus Großbritannien, Spanien und Estland.1 Aus diesen bezogen sie soziodemografische Informationen, Diagnosen, Messungen, Verschreibungen und Überweisungen sowie Angaben über alle verabreichten Impfstoffe, die im Januar bis Juli 2021 zugelassen waren, aus allen Gesundheitseinrichtungen. Man bezog alle Personen mit ein, die für eine Corona-Impfung infrage kamen und vor der Verabreichung noch nicht an Covid erkrankt waren. So kam man auf insgesamt 10,17 Millionen Menschen, die geimpft wurden und 10,39 Millionen, die im Beobachtungszeitraum keine Impfung erhielten.
Aufteilung der Personen nach Alter
Um genau untersuchen zu können, ob die Corona-Impfung das Risiko für Folgeerkrankungen von Covid tatsächlich senken kann, unterteilte man in vier Kohorten, sobald man die erste Impfung erhalten hatte.
- Gruppe 1: Menschen im höheren Alter.
- Gruppe 2: Personen mit einem Risiko für schwere Covid-Infektionen.
- Gruppe 3: Personen, die älter als 40 Jahre alt waren.
- Gruppe 4: Menschen ab 18 Jahren.
Aufteilung der Personen in verschiedene Ereignisse
Nachdem man die Personen geimpft hatte, beobachteten die Forscher den Zeitraum von einem Jahr nach einer Covid-Infektion. Zusätzlich sahen sie sich die gesundheitlichen Daten sechs Monate vor der Erkrankung genauer an. Die Infektion stellte man dabei entweder durch einen positiven Corona-Test oder eine klinischen Diagnose fest. Dabei achtete man besonders auf folgende vordefinierten Ereignisse:
- Ischämischen Schlaganfall
- Hämorrhagischen Schlaganfall
- Transitorische ischämische Attacke
- Ventrikuläre Arrhythmie/ Herzstillstand
- Myokarditis/ Perikarditis
- Myokardinfarkt
- Herzinsuffizienz
- Lungenembolie
- Tiefe Venenthrombose
- Herzversagen
- Venöse Thromboembolien
- Arterielle Thrombosen/ Thromboembolien
Alle Folgeerkrankungen ermittelte man in vier verschiedenen Zeiträumen nach der Infektion:
- Akute Infektionsphase: 0 bis 30 Tage nach der Infektion.
- Kurz nach der Infektion: 31 bis 90 Tage.
- Nach der Infektion: 91 bis 180 Tage.
- Postakute Phase: 181 bis 365 Tage.
Auch interessant: So wirkt sich die Anzahl von Corona-Infektionen auf das Risiko für Long Covid aus
Zusammenhang zwischen Corona-Impfung und Covid-Folgeerkrankungen
Als die drei häufigsten Folgeerkrankungen einer Covid-Infektion bei einem bestehendem Impfschutz zeigten sich venöse Thromboembolien, Herzversagen und arterielle Thrombosen bzw. Thromboembolien. Zudem beobachtete man, dass Personen im höheren Alter häufiger daran erkrankten als jüngere Menschen.
In Bezug auf venöse Thromboembolien wiesen die Forscher ein verringertes Risiko durch die Corona-Impfung in allen Kohorten nach. So arbeiteten sie heraus, dass die Menschen mit Schutz im Gegensatz zu den Ungeimpften ein um 78 Prozent niedrigeres Risiko für Blutgerinnsel in den Venen aufwiesen. Auch das Risiko für arterielle Thrombosen bzw. Thromboembolien war um 47 Prozent geringer, das für Herzversagen sogar um 55 Prozent. Zwar nahm dieser Prozentsatz zu späteren Zeiträumen ab, blieb jedoch auch in der postakuten Phase bedeutend hoch.
Studie So wirkt sich die Anzahl von Corona-Infektionen auf das Risiko für Long Covid aus
99 Mio.Teilnehmer Bisher größte Studie zu Corona-Impfungen identifiziert mögliche Folgeerkrankungen
Studie aus Israel Wie gut schützt der Corona-Impfstoff von BioNTech/Pfizer Jugendliche?
Einordnung der Studie
Insgesamt verdeutlicht die große Studie, dass die Corona-Impfung das Risiko für kardiale und thromboembolische Folgeerkrankungen von Covid insbesondere in der akuten Phase zwischen 45 und 81 Prozent senken kann. Auch in der postakuten Phase reduzierte sich das Risiko für die genannten Folgeerkrankungen auf 24 bis 58 Prozent. Damit wirken diese Untersuchungen den Aussagen entgegen, dass Corona-Impfungen das Risiko für derartige Folgeerkrankungen erhöhen könnten. „Unsere Ergebnisse spiegeln wahrscheinlich die Tatsache wider, dass die Impfstoffe die Infektion wirksam reduzieren und das Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung minimieren“, resümiert die Datenwissenschaftlerin Núria Mercadé-Besora.2
Allerdings ist durch den Bezug der Informationen aus den verschiedenen Datenbanken keine ausreichende Qualität der Daten gewährleistet. Da die Angaben auch nur dem europäischen Raum entspringen, ist es fraglich, ob diese Studie als allgemeingültig für die gesamte Weltbevölkerung gesehen werden kann.
Des Weiteren ist in der postakuten Phase nicht ersichtlich, ob die kardialen und thromboembolischen Krankheiten auch tatsächlich auf eine Corona-Infektion zurückzuführen sind. Um das eindeutig feststellen zu können, bedürfe es vermutlich klinischer Studien.