Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für Fitness, Gesundheit und Ernährung
Offiziell nur 6 Monate

Wie lange sind Corona-Genesene wirklich geschützt?

Illustration 2G-Regel
Nach der 2-G-Regel haben nur Geimpfte und Genesene Zutritt zu Restaurants etc. Allerdings gilt der Genesenen-Status nur für sechs Monate. Dann sollte eine einmalige Impfung erfolgen. Foto: picture alliance
FITBOOK Logo
FITBOOK Redaktion

27. September 2021, 10:11 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

„2G“ bedeutet, dass in Corona-Zeiten nur Geimpfte und Genesene ins Restaurant dürfen. Für Genesene endet diese Gleichstellung sechs Monate nach der nachgewiesenen Infektion. Ist das gerechtfertigt?

Artikel teilen

Ob Reisen oder Restaurant: Corona-Genesene genießen die gleichen Freiheiten wie vollständig Geimpfte – allerdings nur bis zu sechs Monate nach der Infektion, solange gilt der Schutz offiziell. Dann heißt es: testen oder sich impfen lassen. Ist diese zeitliche Begrenzung wirklich sinnvoll und notwendig?

Sind sechs Monate Schutz für Corona-Genesenen zu kurz angesetzt?

Nein, sagt Sebastian Ulbert, Abteilungsleiter Impfstoffe und Infektionsmodelle am Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig. „Diese Sechs-Monats-Regel entbehrt mittlerweile einer wissenschaftlichen Grundlage.“

Wie kam es überhaupt zu Festlegung er Frist von sechs Monaten? Die zu dem Zeitpunkt vorliegenden Daten hätten einen Schutz von etwa acht Monaten belegt. Das erklärt Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko). Die sechs Monate würden damit einen zweimonatigen Sicherheitsabstand bedeuten.

Corona-Schutz von Genesenen geht wohl langsamer zurück als bei Geimpften

Für Ulbert sind die sechs Monate inzwischen zu kurz angesetzt. Bei Sars-CoV-2 gebe es genug Daten, die zeigten, dass Genesene oft auch ein Jahr nach Infektion noch gut geschützt seien. Auch gegen Varianten wie Delta. Bei Geimpften könne man das bisher nicht sagen, da die Studien noch nicht lange genug laufen. Viele Impfstoffe erzielten aber generell „bestenfalls die Immunität einer durchgemachten Infektion“, erklärt der Experte.

Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI), sagt, der Schutz bei Genesenen gehe im Laufe der Zeit wohl nicht so stark zurück wie bei den Geimpften. Watzl meint deshalb zum Status der etwa vier Millionen Genesenen in Deutschland: „Die sechs Monate waren eine Schätzung, heute könnte man den Zeitraum ausdehnen.“

Auch interessant: Neue Studie zu Corona-Spätfolgen identifiziert rund 200 Symptome

Nur einmalige Impfung für Genesene

Das digitale Impfzertifikat der vollständig Geimpften hat vorerst eine Gültigkeitsdauer von zwölf Monaten und gilt damit doppelt so lange wie der Genesenen-Status. Danach muss das Zertifikat erneuert werden. Ob dafür eine Booster-Impfung und damit ein weiterer Eintrag im Impfausweis notwendig sein wird, ist derzeit noch unklar. Genesene müssen sich derzeit nach sechs Monaten einmalig impfen lassen, um wieder als zertifiziert geschützt zu gelten.

Bei einer durch eine Infektion ausgelösten Immunantwort gehe es „um die Stimulierung eines langfristigen immunologischen Gedächtnisses“, erklärt Ulbert. Beim neuartigen Coronavirus sei man zu Beginn noch davon ausgegangen, dass die Infektion keinen wirksamen langanhaltenden Schutz hinterlasse, erläutert der Experte. Das sei aber mittlerweile überholt. Für Ulbert bedeutet das konkret: „Wenn Genesene mindestens genauso gut geschützt sind, können sie nicht – im Gegensatz zu Geimpften – nach sechs Monaten wieder so behandelt werden, als hätten sie das Virus nie gesehen.“

Eine durchgemachte Infektion schützt nach Watzls Worten zunächst mit etwa 80-prozentiger Effektivität vor einer erneuten Erkrankung. Damit sei der Schutz im Mittel zwar ähnlich wie bei den Impfungen, so der Immunologe, er sei allerdings wohl recht variabel. Das heißt: Einige, die die Krankheit durchgemacht haben, zeigen Antikörperspiegel wie Geimpfte. Aber es komme auch vor, dass Genesene nur wenig oder keine nachweisbaren Antikörper haben. Trotzdem, so Watzl, könnten sie durch T-Zellen – also Gedächtniszellen – vor einer schwer verlaufenden Corona-Infektion geschützt sein.

Auch interessant: Covid-19-Genesenen reicht eine Dosis von mRNA-Impfstoff als Antikörper-Booster

Corona-Infektion wie erste Impfdosis

Wegen des unklaren Schutzes sei es für Genesene aus immunologischer Sicht das Beste, sich nach einem gewissen Zeitraum impfen zu lassen, rät Watzl. Dabei gebe es seitens der Stiko die Überlegung, diesen über die sechs Monate hinweg auszudehnen, erklärt Mertens. Weil die Infektion wie eine erste Impfdosis wirke, sei später nur eine Gabe notwendig. Watzl: „Danach hat man einen sehr guten Schutz.“ Auch Ulbert stellt klar: „Ich bin nicht gegen die Impfung Genesener, der Zeitpunkt müsste nur überdacht werden.“

Noch gar keine Impfempfehlung gibt es für Kinder unter 12 Jahren. Auch bei ihnen gilt für Genesene, dass die Gleichstellung mit vollständig Geimpften nach sechs Monaten endet. Für Watzl wäre es deshalb insgesamt besser, „wenn wir die Immunität messen könnten“, sagt er. So weit sei man aber noch nicht.

Auch interessant: Impfung, Nachweis, Reisen – worauf müssen Corona–Genesene achten?

Schutz gegen kursierende Virusvarianten

Das Robert Koch-Institut (RKI) beziffert den Zeitraum, in dem bei Genesenen Antikörper und Gedächtniszellen des Immunsystems nachgewiesen werden können, mit mindestens „sechs bis acht Monate nach Symptombeginn“. Das RKI verweist zudem auf Empfehlungen der Stiko, wonach die derzeit verfügbaren Daten eine Schutzwirkung für mindestens sechs bis zehn Monate nach bestätigter symptomatischer Sars-CoV-2-Infektion belegen.

Eine im Fachblatt „Nature“ veröffentlichte Arbeit kommt sogar zum Ergebnis, dass es bei Covid-19-Patienten, die nach ihrer Erkrankung nicht geimpft wurden, auch nach bis zu zwölf Monaten eine stabile Reaktion der Antikörper auf das Coronavirus gab.1 Besonderen Schutz genießen auch nach dieser Analyse Genesene, die sich zudem impfen lassen. Ihre Antikörper und Gedächtniszellen bieten demnach einen hohen Schutz gegen die derzeit kursierenden Virusvarianten. Das gilt auch, wenn der Impfstoff nicht an diese angepasst wurde.

Mehr zum Thema

Quellen

Mit Material von dpa

Themen Coronavirus
afgis-Qualitätslogo mit Ablauf Jahr/Monat: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FITBOOK und sein/ihr Internet-Angebot: www.fitbook.de

FITBOOK erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.