3. Mai 2024, 14:32 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Omnikron, Pirola, JN. 1 – das Coronavirus mutiert und verändert sich fortlaufend. Diesen Frühling könnte eine erneute Infektionswelle losgetreten werden, jedoch von einer erst kürzlich entdeckten Reihe an Erregern: den FLiRT-Varianten. Wie sich diese von den bisher bekannten Varianten unterscheiden, wie hoch das Risiko einer neuen Coronawelle ist und wie Sie sich wirksam schützen können, erklärt FITBOOK-Redakteurin Sophie Brünke.
Noch vor einem halben Jahr hat die sehr ansteckende Variante JN. 1 die Berichterstattung zu Corona bestimmt, doch nun rücken neue Varianten in den Vordergrund: die FLiRT-Varianten. Die Namensgebung hat jedoch weniger mit Frühlingsgefühlen und Bauchkribbeln zu tun, sondern mit den technischen Namen der Mutationen, von welchen eine die Buchstaben „F“ und „L“ und eine andere die Buchstaben „R“ und „T“ enthält (F456L und R346T). Aktuell müssen die Varianten noch tiefgreifender erforscht werden, jedoch sind bereits einige Fakten bekannt.
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Übersicht
Wie unterscheiden sich die FLiRT-Varianten von vorherigen Coronaviren?
Die FLiRT-Varianten sind entfernte Omikron-Verwandte und gehen aus JN.1 hervor. Entdeckt wurden sie in den USA durch das Monitoring von Abwasser.1 Die neuen F456L– und R346T-Mutationen im Spike-Protein sorgen dafür, dass das Virus an Körperzellen andocken und in die Zelle eindringen kann. Corona-Antikörper, die man bereits im Körper durch eine Infektion oder Impfung trägt, sind auf in der Vergangenheit kursierende Varianten mit anderen Mutationen im Spike-Protein „spezialisiert“, deshalb ist bei jeder neuen Variante eine Ansteckung möglich.
Ob die FLiRT-Varianten neue Symptome mit sich bringen, ist bisher nicht bekannt. Denkbar sind Omikron-typische Beschwerden wie Abgeschlagenheit und Fieber, Schüttelfrost, Halsschmerzen, Schnupfen und Husten in Verbindung mit Atembeschwerden.
Droht eine neue Coronawelle?
Innerhalb der FLiRT-Varianten mit den Mutationen F456L und R346T steht eine besonders im Mittelpunkt: KP.2. Diese war im April 2024 bereits für jede vierte Covid-Infektion in den USA verantwortlich. Andere Varianten, wie KP.1.1, haben sich in den USA bisher nicht so weitverbreitet.2 Eine vorläufig veröffentlichte japanische Studie, für welche die Expertenbegutachtung noch aussteht, kommt zu dem Ergebnis, dass KP.2 eine höhere virale Fitness, also eine höhere Reproduktionsfähigkeit hat als JN 1. In den USA, in Großbritannien und in Kanada lag die virale Fitness 1,22-, 1,32- bzw. 1,26-mal höher als die von JN.1. Daraus schlussfolgern die Autoren der Studie, dass KP.2 zur weltweit vorherrschenden Linie werden könnte. Bereits Anfang April 2024 hatte die geschätzte Variantenhäufigkeit von KP.2 in Großbritannien 20 Prozent erreicht.3
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Experte schätzt das Risiko einer großen Welle gering ein
Der US-amerikanische Mediziner Eric J. Topol schätzt auf seinem Blog, dass die FLiRT-Varianten zwar zu einem Anstieg von Coronafällen führen werden, es jedoch keine große Welle geben were. Er begründet dies in der Tatsache, dass Menschen, die kürzlich mit der JN.1-Variante infiziert waren, offenbar einen gewissen Schutz vor einer erneuten Infektion haben.4
Wirksamer Schutz vor FLiRT-Varianten – so geht’s
In einer weiteren vorläufig veröffentlichten Studie von Forschern der Harvard-Universität zeigt sich, dass die kürzlich entwickelten Impfstoffe, welche auf JN.1 maßgeschneidert waren, wenig effektiv sind gegen die FLiRT-Varianten. Die verantwortlichen Wissenschaftler betonen, dass es einer stetigen Weiterentwicklung von Vakzinen bedürfe.5 Nichtsdestotrotz bleibt die Impfung – auch mit den bisherigen Impfstoffen – wichtig für den Schutz vor Corona, wie eine im März 2024 in „The Lancet Respiratory Medicine“ veröffentlichte Studie belegt – insbesondere im Hinblick auf die Vermeidung von Long Covid-Symptomen.
Um sich weiterhin vor den FLiRT-Varianten zu schützen, greifen die bekannten Vorsichtsmaßnahmen. Regelmäßiges Händewaschen, das Tragen einer Maske in öffentlichen Verkehrsmitteln und ausreichend Abstand zu seinen Mitmenschen beugen einer Ansteckung vor. Speziell Menschen mit geschwächtem Immunsystem, etwa Schwangere, und Patienten mit Atemwegserkrankungen sollten sich ausreichend schützen.
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Sind die FLiRT-Varianten auch schon in Deutschland angekommen?
Laut des Wochenberichts des Robert Koch-Instituts für die 17. Kalenderwoche ist die aktuell in Deutschland vorherrschende Corona-Variante weiterhin JN.1. Unter allen JN.1-Sublinien wurde jedoch die FLiRT-Variante KP.2 mit einem Anteil von 19 Prozent nachgewiesen.6 Da die virale Fitness dieser Variante wie erwähnt höher als die von JN.1 selbst ist, bleibt abzuwarten, ob sich die dominierende Virusform in den kommenden Wochen ändern wird.