31. Juli 2020, 14:00 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Internationale Forscher haben einen Wirkstoff erprobt, der einen wichtigen Helfer des Coronavirus angreifen und gleichzeitig die Immunantwort des menschlichen Körpers verstärken könnte. Die Rede ist von einem „Doppelschlag“ gegen den Covid-19-Erreger.
Wenn der Sars-CoV-2-Erreger eine Zelle befällt, zwingt er sie, einen Eiweißstoff namens PLpro (Papain-like Protease) herzustellen, damit er sich schnell vermehren und ausbreiten kann.
Enzym PLpro hilft dem Coronavirus in zweierlei Hinsicht
Ein internationales Team von Forschern unter der Leitung von Wissenschaftlern der Goethe-Universität Frankfurt am Main hat nun herausgefunden, dass dieses Protein noch eine weitere Funktion für das Coronavirus erfüllt: PLpro hilft ihm, die Abwehrmechanismen des Körpers zu überwinden. Dies geschieht, indem es die Bildung bestimmter Botenstoffe (Typ-1-Interferone) des Immunsystems blockiert, welche normalerweise natürliche Killerzellen des Immunsystems anlocken, um vom Virus infizierte Zellen zu zerstören. Die Studie wurde im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht.
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Forscher haben einen Wirkstoff, der PLpro stoppen kann
Das Team um Prof. Ivan Dikic, Direktor des Instituts für Biochemie II an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, hat nun einen Wirkstoff namens GRL-0617 untersucht und erprobt, der das Virus-Protein PLpro stoppen kann. In einer Pressemitteilung der Uni Frankfurt heißt es, dass die Virusproduktion gehemmt und gleichzeitig die angeborene Immunantwort der menschlichen Zellen gestärkt wurde, wenn PLpro in Experimenten mit Zellkulturen blockiert wurde. Die Forscher kamen zu dem Schluss, „dass die Hemmung von PLpro eine vielversprechende therapeutische Doppelschlag-Therapie zur Behandlung von Covid-19 ist“, so Dikic.
Wie die Immunabwehr organisiert ist
„Viren und Bakterien können auf vielfältige Weise in unseren Körper gelangen. Dem eigentlichen Immunsystem vorgeschaltet sind die Schutzbarrieren der Haut und Schleimhäute. Sie haben die Aufgabe, schädliche Bakterien oder Viren sowohl mechanisch, chemisch als auch ökologisch abzuwehren (Haut), abzutöten (Magensäure) beziehungsweise zu verhindern, dass sich schädliche Bakterien vermehren (Darmmikrobiom). Setzen sich Eindringlinge durch, beispielsweise durch Risse in der Haut, stellt sich bei einem gesunden Menschen die körpereigene Immunabwehr in den Weg. Dabei handelt es sich um ein System aus Immunzellen, Antikörpern und Botenstoffen, das nichts anderes im Sinn hat, als Eindringlinge unschädlich zu machen.“–
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Ausbreitung des Virus im Körper bremsen, Immunantwort stärken
Im nächsten Schritt muss sich der PLpro-Hemmer, der sowohl die Ausbreitung des Coronavirus im menschlichen Körper bremst als auch dessen Immunabwehr verstärkt, in klinischen Studien bewähren. Letzteres wäre besonders wichtig auch im Hinblick darauf, dass Sars-CoV-2 im menschlichen Körper weniger Interferone auf den Plan ruft als beispielsweise Influenzaviren – und damit eine schwächere Immunreaktion provoziert.