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Zum Schutz vor Coronaviren

Corona-Infektionsrisiko – kaufen Sie besser nicht mit Einweghandschuhen ein

Corona: Sind Einweghandschuhe beim Einkaufen wirklich sinnvoll?
Natürlich könnten z.B. Verpackungen im Supermarkt mit Coronaviren besiedelt sein. Ist es also sinnvoll, mit Einweghandschuhen einkaufen zu gehen? Foto: Getty Images
Laura Pomer

17. April 2020, 12:06 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Man sieht kaum noch jemanden, der im Supermarkt keine Einweghandschuhe trägt. Damit will man sich vor dem Kontakt mit potentiell Corona-kontaminierten Oberflächen schützen – bringt sich in Wahrheit aber offenbar eher in Gefahr. FITBOOK erklärt, warum Experten dringend von der vermeintlichen Schutzkleidung abraten.

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Kunden tun es, Kassierer ebenso und auch die auspackenden und einräumenden Mitarbeiter in Super- oder Drogeriemärkten: Auffällig viele Menschen setzen im Kampf gegen Corona auf Einweghandschuhe. Denn so schützen sie sich (und andere) vor Coronaviren auf Einkaufswägen, Verpackungen oder Geld. Oder etwa nicht?

Erhöhen Einweghandschuhe beim Einkaufen das Corona-Infektionsrisiko?

Experten würden das Handschuhtragen beim Einkaufen eher nicht empfehlen, und manche raten sogar sehr nachdrücklich davon ab. Darunter ein Allgemeinmediziner aus dem niedersächsischen Bremervörde, Dr. med. Marc Hanefeld, der auf Twitter verschiedene Argumente vorbringt.

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Sachgemäßes Tragen und Ausziehen

Medizinische Handschuhe seien porös, also leicht löchrig und durchlässig, und würden umso poröser, wenn man sie im Alltag nutzt. Wer Einweghandschuhe trägt – und das sei tatsächlich sachgemäß nur dann (Fachpersonal) angeraten, um den Kontakt „mit größeren Verunreinigungen“ wie z.B. Körperflüssigkeiten zu verhindern –, müsste eigentlich davor und danach gründlich seine Hände desinfizieren. (Das bestätigt übrigens auch das Robert-Koch-Institut (RKI) in einer Hygiene-Empfehlung zum Umgang mit medizinischen Einmalhandschuhen und Schutzhandschuhen: „Grundsätzlich gilt, dass das Tragen von medizinischen Einmalhandschuhen nicht die hygienische Händedesinfektion ersetzt!“)

Mediziner Hanefeld veranschaulicht es bildlich. „Unter dem Handschuh vermehren sich Bakterien mit Freude, in der feucht-warmen Kammer. Spätestens nach dem Ausziehen hat man ohne Desinfektion eine Kloake an den Händen.“

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»Plastik verbreitet Keime mehr als Haut

Hinzu komme, dass sich das Virus über Plastik besser verbreite als über die Haut. Hanefeld nennt das Tragen von Gummihandschuhen auf Twitter deshalb eine „Hygiene-Sauerei“.

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Coronaviren auf glatten Oberflächen tatsächlich beständig

Harte Worte, die zumindest auf einer hohen Oberflächenstabilität von Coronaviren auf Kunststoff beruhen. So zumindest die allgemeine Einschätzung, die sich mit der des RKI deckt. Auf deren Website heißt es, dass Erreger des Typs SARS-CoV-2 auf (Plastik-)Oberflächen bis zu sechs Tage lang vermehrungsfähig bleiben.

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Umso wichtiger wäre auch ein sachgemäßes Ausziehen der Einweghandschuhe, und zwar vom Handgelenk nach oben umgestülpt, sodass die beschmutzte Seite innen ist. Auf andere Weisen würde man etwaige Erreger vom Gummi doch noch auf die Haut transportieren. Klinisches Personal dürfte das genauer wissen, anders als Personen, die (beruflich) keine Erfahrung mit Schutzkleidung haben.

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Prof. Drosten: Schutz der Atemwege wichtiger

Laut Charité-Virologe Prof. Christian Drosten brauchen wir vor einer etwaigen Kontaktübertragung über potenziell kontaminierte Oberflächen, Einkäufen oder Bargeld ohnehin keine große Angst zu haben. Im „Corona-Update“-Podcast des NDR räumt er zwar ein, dass die Abläufe nicht abschließend erforscht seien. Es sei aber wahrscheinlich so, „dass diese Viren einfach schwerpunktmäßig mehr über Tröpfcheninfektion übertragen werden, weil sie eben eingeatmet werden müssen“. Die Hände zu bekleiden bzw. nichts anzufassen, sei also weitaus weniger wichtig als ein möglichst guter Schutz der Atemwege.

Das RKI betont ebenfalls, dass es sich beim Coronavirus um einen respiratorischen Erreger handelt, also einen, der in erster Linie über die Atemwege übertragen wird. Die Einschätzung zum Thema Mundschutz hat die Behörde entsprechend aktualisiert und empfiehlt nun allen Bürgern, sich nur mit Mund- und Nasenschutzmaske in der Öffentlichkeit zu bewegen. Die wichtigsten und effektivsten Maßnahmen zum Schutz vor einer Corona-Infektion seien weiterhin eine gute Händehygiene, das Einhalten von Husten- und Niesregeln und das Abstandhalten von mindestens eineinhalb Metern zu anderen Personen. Das Tragen von Einweghandschuhen gehört nicht dazu.

Deutsche Gesellschaft für Infektiologie: Handschuhe bieten kaum Vorteil

Einmalhandschuhe aus Latex oder Nitrilkautschuk schützen ihre Träger kaum vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus SARS-CoV2. So ein Handschuh sei nicht hundertprozentig dicht und nehme außerdem alles auf, was man berühre – etwa von Türklinken oder Einkaufswagen, sagt Prof. Janne Vehreschild vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI). „Er bietet damit kaum einen Vorteil.“

Vehreschild führt aus: „Das Virus kommt nicht über die Handflächen, sondern über Schleimhäute in den Körper, etwa wenn man sich an die Nase oder den Mund fasst.“ Insofern sei eigentlich der wichtigste Rat, sich draußen oder beim Einkaufen nicht mit der Hand an die Nase, den Mund oder in die Augen zu greifen. Bei der Rückkehr nach Hause wäscht man sich gründlich die Hände oder desinfiziert sie. Und natürlich gilt generell: Abstand zu anderen halten.

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Fazit

Coronaviren infizieren nicht durch die Haut an den Händen, sondern höchstens, wenn man mit stark virenbelasteten Fingern die Schleimhäute berührt. Man könnte also mit bloßen Händen Oberflächen anfassen, selbst wenn diese kontaminiert sind, und sollte sich einfach danach die Hände gründlich waschen. Das müsste man umso mehr, wenn man Einweghandschuhe getragen hätte.

Zusammengefasst gibt es viele Gründe gegen das Tragen von Einweghandschuhen, wenn man sich vor Corona schützen will, und tatsächlich keine dafür. Sparen wir also das Geld für die scheinbare Schutzkleidung – und dadurch nicht zuletzt auch einiges an Plastikmüll.

Themen Coronavirus
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