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Chronisch-entzündliche Darmerkrankung

Vitamin D kann helfen, Colitis-ulcerosa-Symptome zu lindern

Wie Vitamin D helfen kann, Colitis-ulcerosa-Symptome zu lindern
Screenshot Foto: Getty Images/Science Photo Library, Collage: FITBOOK

7. Februar 2025, 11:23 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Colitis ulcerosa betrifft Millionen weltweit und verläuft oft in schmerzhaften Schüben. Neue Forschungsergebnisse zeigen: Ein ausreichend hoher Vitamin-D-Spiegel kann den Krankheitsverlauf der chronischen Darmerkrankung positiv beeinflussen. Das Sonnenvitamin wirkt entzündungshemmend, stärkt die Darmbarriere und könnte so Schübe reduzieren. Wie Betroffene ihren Vitamin-D-Haushalt optimieren und welche Dosierung sinnvoll ist, erklärt Prof. Dr. Hartmut Göbel, der an der Schmerzklinik Kiel Patienten mit langanhaltenden Schmerzen behandelt.

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Colitis ulcerosa ist neben Morbus Crohn die häufigste chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) und betrifft Millionen Menschen weltweit. Neue Studien legen nahe, dass der Vitamin-D-Spiegel den Krankheitsverlauf entscheidend beeinflusst: Je höher der Spiegel, desto geringer die Krankheitsaktivität. Den Zusammenhang erklärt Ihnen Prof. Dr. Hartmut Göbel – der Facharzt für Neurologie, Spezielle Schmerztherapie sowie Psychotherapie und behandelt an der Schmerzklinik Kiel Patienten mit Colitis ulcerosa, die unter langanhaltenden Schmerzen leiden.

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Was ist Colitis ulcerosa?

Colitis ulcerosa (auch ulzerative Kolitis und ulzeröse Kolitis) ist eine entzündliche Erkrankung des Dickdarms, die durch eine chronische Entzündung der Darmschleimhaut gekennzeichnet ist. Im Gegensatz zu anderen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn beschränkt sie sich ausschließlich auf den Dickdarm. Die Entzündung beginnt meist im Rektum (Mastdarm), dem letzten Abschnitt des Verdauungstraktes. Von dort breitet sie sich kontinuierlich nach oben aus.

Das sind die typischen Beschwerden

„Die Symptome einer Colitis ulcerosa können von mild bis schwer variieren und treten häufig in Schüben auf“, sagt Prof. Dr. Hartmut Göbel auf Nachfrage von FITBOOK. Zu den typischen Beschwerden gehört starker Durchfall, der oft blutig ist. „In einer Akutphase können die Durchfälle mehr als 20 Mal täglich auftreten und von Krämpfen und anhaltenden Bauchschmerzen, bis hin zu Fieber begleitet werden“, ergänzt der Facharzt für Spezielle Schmerztherapie. In der Regel zeige sich zudem eine höhere Infektanfälligkeit und starker Gewichtsverlust – letzteres verursacht durch die Durchfälle, Appetitlosigkeit und Malabsorption. Malabsorption bezeichnet eine verminderte Fähigkeit zur Nährstoffaufnahme. „Viele Betroffene leiden außerdem unter chronischer Müdigkeit, da die anhaltenden Entzündungen den Körper sehr stark belasten“, sagt Göbel.

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4 Arten von Colitis ulcerosa

Nachfolgend die vier Hauptarten von Colitis ulcerosa:

  • Proktitis: Beschränkt sich auf das Rektum, kann auch den After mit einschließen.
  • Linksseitige Kolitis: Betrifft das Rektum und den linken Teil des Dickdarms.
  • Pancolitis ulcerosa: Ausgedehnter Befall des gesamten Dickdarms.
  • Fulminante Kolitis: Schwere, akute Entzündung des gesamten Dickdarms, selten und lebensbedrohlich.

Mögliche Auslöser

  • Fehlgeleitete, krankhaft gesteigerte Reaktionen des Immunsystems gelten als zentraler Faktor für das Entstehen einer Colitis ulcerosa. Bei der Erkrankung greift das Immunsystem fälschlicherweise die körpereigenen Zellen des Darms an, was zu den anhaltenden Entzündungen führt.
  • Leiden nahe Verwandte von Ihnen an Colitis ulcerosa oder einer anderen entzündlichen Darmerkrankung, könnten Sie vorbelastet sein. Damit haben Sie ein erhöhtes Risiko, selbst zu erkranken.
  • Obwohl keine bestimmte Ernährung direkt als Ursache gilt, kann eine ballaststoffarme und fettreiche Kost das Risiko erhöhen, an Colitis ulcerosa zu erkranken. Ein ungesunder Lebensstil, geprägt von wenig Bewegung und unregelmäßigen Essgewohnheiten, kann ebenfalls dazu beitragen, dass sich entzündliche Prozesse im Darm entwickeln.
  • Auch Rauchen trägt – neben den bekannten Schäden an den Atemwegen, dem Herz-Kreislauf-System und dem zentralen Nervensystem – zur Entstehung entzündlicher Erkrankungen des Darms bei.
  • Wenn das Immunsystem nicht ausreichend gefordert wird, besteht die Möglichkeit, dass es sich gegen körpereigene Zellen richtet oder durch eine Überreaktion dem eigenen Körper Schaden zufügt. Eine übermäßige Hygiene könnte dabei einen Einfluss auf die Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie der Colitis ulcerosa haben. Dies ist aber wissenschaftlich nicht belegt.
  • Stress ist nicht als Grund für den Krankheitsausbruch belegt, kann aber die Symptome verstärken und den Verlauf negativ beeinflussen.

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Medikamentöse Behandlung

Die Behandlung der Colitis ulcerosa hat das Ziel, die Entzündung zu reduzieren, Symptome zu lindern und erneute Schübe zu verhindern. Zu den häufig eingesetzten Medikamenten gehören laut Göbel entzündungshemmende Wirkstoffe wie 5-Aminosalicylsäure, Kortikosteroide und Immunsuppressiva, die das Immunsystem regulieren und Entzündungen gezielt bekämpfen. „Bei schwereren Verläufen können sogenannte Biologika zum Einsatz kommen, die spezifische Entzündungswege blockieren und so das Immunsystem gezielt modulieren“, erklärt der Mediziner FITBOOK. In besonders schweren Fällen, wenn andere Behandlungsoptionen nicht wirken, könne auch eine Operation erforderlich sein, „bei der der Dickdarm vollständig entfernt wird“.

Beschwerden auf natürliche Weise lindern

Neben der medizinischen Behandlung können Sie selbst aktiv zu einer besseren Lebensqualität und einem stabileren Krankheitsverlauf beitragen. Göbel rät zu einer anti-entzündliche Ernährung, die reich an Obst, Gemüse und Omega-3-Fettsäuren ist. Welche Lebensmittel Entzündungen im Körper hemmen können, lesen Sie hier. Gleichzeitig können stressreduzierende Übungen wie Yoga oder Meditation helfen, den Alltag entspannter zu gestalten und die Symptome zu lindern. Regelmäßige Bewegung habe positive Effekte auf die Darmgesundheit und das allgemeine Wohlbefinden.

Vitamin D und Colitis ulcerosa

Vitamin D hat weitreichende Effekte auf das Immunsystem und die Entzündungsregulation. Göbel verweist auf Studien, die zeigen, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel mit einer höheren Krankheitsaktivität assoziiert ist.1,2 „Bei Colitis ulcerosa-Patienten mit ausreichendem Vitamin-D-Spiegel waren die Entzündungsmarker und die Krankheitsaktivität geringer.“ Zusätzlich zur Standardbehandlung könne Vitamin D auch die Krankheitskontrolle verbessern, erläutert der Mediziner.

Warum und wie Vitamin D die chronische Darmerkrankung beeinflusst

Vitamin D wirkt immunmodulatorisch. Das heißt, es reguliert das Immunsystem und verhindert übermäßige Entzündungsreaktionen. Zudem spiele es eine Rolle bei der Stärkung der Darmbarriere und der Reduzierung von schädlichen Bakterien im Darm, erläutert Göbel. Dadurch könne es die Symptome von Colitis ulcerosa tatsächlich lindern.

Vitamin D und der Darm – was Sie zur Verträglichkeit wissen sollten

Laut dem Mediziner verträgt der Darm Vitamin D in der Regel gut. Nebenwirkungen treten meist nur bei äußerst hohen Dosierungen auf. Dennoch sollte die Einnahme von Vitamin D bei Darmproblemen immer in Absprache mit einem Arzt erfolgen, da individuelle Reaktionen unterschiedlich sein können. Besonders bei höheren Dosierungen oder langfristiger Einnahme sollte die Blutkonzentration regelmäßig fachärztlich überprüft werden.

Optimale Vitamin-D-Dosierung bei Colitis ulcerosa

Die optimale Dosierung von Vitamin D bei Colitis ulcerosa richtet sich nach Ihrem individuellen Vitamin-D-Spiegel, der durch eine Blutuntersuchung festgestellt werden kann. Im Allgemeinen empfehlen Experten eine tägliche Erhaltungsdosis von 800 bis 2000 I.E. (Internationale Einheit), um einen gesunden Spiegel zu gewährleisten. Bei einem nachgewiesenen Mangel können jedoch höhere Dosierungen erforderlich sein, die aber stets unter ärztlicher Aufsicht erfolgen sollten, um eine Überdosierung zu vermeiden.

Hilft Vitamin D auch bei anderen CED, z. B. Morbus Crohn?

Vitamin D hat laut Göbel auch bei anderen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn positive Effekte gezeigt. Es reduziert Entzündungsreaktionen und unterstützt die Darmgesundheit. Dennoch sind weitere Studien notwendig, um spezifische Empfehlungen zu geben.

Wie kann ich Vitamin D zu mir nehmen?

  • Sonnenlicht: Der Körper bildet Vitamin D, wenn die Haut direktem Sonnenlicht ausgesetzt ist. Bereits 10 bis 20 Minuten tägliches Sonnenbaden auf unbedeckten Hautstellen können ausreichend sein, insbesondere in den sonnigeren Monaten.
  • Ernährung: Obwohl Vitamin D nur in begrenzten Mengen über die Nahrung aufgenommen werden kann, gibt es einige Lebensmittel, die natürliche Quellen sind. Dazu gehören fettreicher Fisch wie Lachs, Makrele oder Hering, Eigelb und bestimmte Pilze. Zudem werden einige Lebensmittel, wie Margarine, Milch oder Säfte, mit Vitamin D angereichert, was die Aufnahme erleichtert.
  • Nahrungsergänzungsmittel: Wenn die natürliche Aufnahme durch Sonne und Ernährung nicht ausreicht, können Vitamin-D-Präparate helfen, einen Mangel auszugleichen. Diese sind in Tropfen- oder Kapselform erhältlich und bieten eine gezielte Dosierung. Es ist ratsam, die Einnahme mit einem Arzt oder Apotheker abzustimmen, um etwaige Neben- und Wechselwirkungen sowie eine Überdosierung zu vermeiden.

Auch interessant: Wie man einen Vitamin-D-Mangel erkennt und vorbeugt

Kann ich Vitamin D überdosieren?

Es ist möglich, Vitamin D zu überdosieren, was zu einer sogenannten Hypervitaminose D führen kann. Eine Überdosierung tritt meist auf, wenn sehr hohe Dosen über längere Zeiträume eingenommen werden. Die Studienlage zum Thema hat FITBOOK hier zusammengefasst. Zu den möglichen Symptomen einer Vitamin-D-Überdosierung gehören Übelkeit, Erbrechen, Schwäche, Müdigkeit, häufiges Wasserlassen und Nierenprobleme. In sehr hohen Mengen kann es sogar zu einer Schädigung der Nieren und zu einem erhöhten Kalziumspiegel im Blut kommen, was ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen kann.

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Fazit

Colitis ulcerosa ist eine komplexe Erkrankung, die das Leben stark beeinflussen kann. Vitamin D bietet als ergänzende Maßnahme zur Standardtherapie vielversprechende Ansätze zur Verbesserung der Symptome und Lebensqualität. Lassen Sie Ihren Vitamin-D-Spiegel prüfen und besprechen Sie mit Ihrem Arzt, wie Sie Ihre Therapie individuell optimieren können.

Themen Darmgesundheit Vitamin D

Quellen

  1. Gubata J., Mitsuhashi S., Zenlea T. et al (2017): Low Serum Vitamin D During Remission Increases Risk of Clinical Relapse in Patients With Ulcerative Colitis. Clinical Gastroenterology and Hepatology. ↩︎
  2. Liu W., Chen Y., Golan M. A. et al. (2013): Intestinal epithelial vitamin D receptor signaling inhibits experimental colitis. The Journal of Clinical Investigation. ↩︎
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