30. Oktober 2023, 20:09 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden zunehmend mehr Cholera-Fälle gemeldet. Weltweit steigen die Zahlen. Dabei kann die gefährliche Infektionskrankheit tödlich verlaufen. Was genau steckt hinter der Erkrankung und was wird gegen die Ausbrüche unternommen? Außerdem: Welche Symptome es gibt und wie Sie sich schützen können.
Cholera zählt zu den meldepflichtigen Infektionskrankheiten. In den vergangenen Jahren häuften sich die Fälle und Forscher gehen sogar von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus. Teilweise bleibt eine Erkrankung symptomlos, doch in schweren Fällen kostet die Infektion Betroffene das Leben.
Übersicht
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Was ist Cholera?
Bei einer Cholera handelt es sich um eine schwere Darminfektion, bei welcher Betroffene unter starkem Durchfall leiden.1
Mehrere Arten von sogenannten Vibrio-Bakterien verursachen Durchfallerkrankungen, wobei Cholera die schwerwiegendste ist. Das Bakterium Vibrio cholerae löst die Infektionskrankheit aus.
Erfolgt keine Behandlung, kann die Erkrankung tödlich verlaufen. Denn der starke Durchfall führt zu einem lebensgefährlichen Flüssigkeitsverlust. Etwa die Hälfte der Personen, die an einer schweren Cholera erkranken, versterben infolge der Infektion.
Wer ist besonders gefährdet?
Magensäure kann die Erreger abtöten. Deshalb sind insbesondere Menschen, die weniger Magensäure aufweisen, von den Bakterien gefährdet. So etwa Kleinkinder, ältere Menschen sowie Personen, die Medikamente zur Verringerung der Magensäure einnehmen. Das können Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol sein, oder auch H2-Blocker, wie Famoitidin.
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Ursachen und Ansteckung
Die Infektion mit dem Cholera-Erreger erfolgt über Lebensmittel. Trinkwasser, Schalentiere oder andere Nahrungsmittel können durch direkt oder indirekt Fäkalien oder Erbrochenes von erkrankten Menschen verunreinigt sein. Sobald die Infektion durch Vibrio cholerae begonnen hat, werden die Bakterien im Stuhl ausgeschieden. Auf diese Weise breitet der Erreger sich schnell aus.2
Übrigens: Cholera befällt ausschließlich Menschen; Insekten oder Tiere übertragen die Krankheit nicht.
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Verlauf und Symptome
Die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten erster Symptome beträgt zwischen wenigen Stunden und fünf Tagen. Jedoch weisen Infizierte häufig keine oder nur milde Symptome wie leichten Durchfall und Bauchkrämpfe auf. In diesem Falle besteht keine Gefahr für einen lebensbedrohlichen Flüssigkeitsverlust.
Die schwere Form der Cholera äußert sich durch sehr heftige und dünnflüssige Durchfälle sowie Erbrechen. Im Verlaufe der Krankheit werden die Durchfälle zunehmend wässrig, man spricht von einem „Reiswasserstuhl“.
Fieber tritt bei einer Cholera nicht auf, weil der Erreger den Darm nicht verlässt.
Das Gefährliche an der Infektion ist der extreme Wasser- und Elektrolytverlust. Bei schweren Cholera-Fällen verlieren Erwachsene bis zu einem Liter Flüssigkeit und Elektrolyte, sodass es schnell zu einer Dehydrierung des Körpers kommt. Bereits nach wenigen Stunden ist ein Tod durch Kreislaufversagen möglich.
Weitere Symptome bei einem schweren Verlauf sind:
- Durstgefühl
- Austrocknung von Haut und Schleimhäuten
- Wadenkrämpfe
- Niedriger Blutdruck
- Beschleunigter Puls
- Flache, unregelmäßige Atmung
- Kahnbauch; eine durch Verkrampfungen der Muskulatur hervorgerufene muldenförmige Einziehung der Bauchdecke
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Behandlung
Ziel der Behandlung ist es, den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust auszugleichen. Betroffene können sich für den Anfang mit Mineralwasser, gesüßtem Tee und Salzstangen behelfen. Besser ist es, eine Rehydrierungslösung aus der Apotheke zu trinken.
Bei Verdacht auf Cholera ist zusätzlich eine Behandlung beim Arzt notwendig, welcher Infusionen und ggf. Antibiotika verabreichen kann.
Zusätzlich müssen infizierte Personen isoliert werden, da sie die Erreger zwei bis drei Wochen lang ausscheiden und weitere Personen anstecken können.
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Weltweit werden zunehmend Cholera-Fälle gemeldet
Der Ursprung von Cholera liegt im Delta des Ganges in Indien – von dort verbreitete sich die Krankheit im 19. Jahrhundert über die gesamte Welt. Insgesamt sechs Cholera-Pandemien waren seitdem auf allen Kontinenten ausgebrochen. Die aktuelle und siebte Pandemie begann 1961 in Südasien, wanderte 1971 weiter nach Afrika und landete schließlich1991 auch Amerika. Mittlerweile ist Cholera in vielen Ländern endemisch.3
Im Jahr 2022 wurden insgesamt 470.000 Cholera-Fälle an die WHO gemeldet – im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um mehr als 100 Prozent! Hier waren es 220.000 Fälle.4
Von Januar bis September 2023 wurden bereits 723.067 Cholera-Fälle – also erneut fast doppelt so viele wie im Vorjahr und darunter 4301 Todesfälle – gemeldet.5 Forscher gehen allerdings von einer wesentlich höheren Dunkelziffer aus. Eine Studie schätzt die jährliche Fallzahl auf 2,86 Millionen, wovon 95.000 tödlich enden.6
Welche Regionen besonders betroffen sind
Cholera tritt am häufigsten in Teilen Asiens, des Nahen Ostens, in afrikanischen Ländern südlich der Sahara sowie in Süd- und Zentralamerika auf. Es gab auch kleinere Ausbrüche in Europa, Japan und Australien. In den USA kann Cholera entlang der Küste des Golfs von Mexiko auftreten.
Allgemein gesprochen verbreitet sich Cholera überall dort schnell, wo menschliche Ausscheidungen nicht hygienisch entsorgt werden können und ins Trinkwasser gelangen.
Die fünf Länder, welche 2023 die meisten Fälle meldeten, sind Afghanistan, Kamerun, die Demokratische Republik Kongo, Haiti sowie Äthiopien. Die meisten Todesfälle werden aus Kamerun, gefolgt von Haiti, berichtet.
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Versuche, um Cholera einzudämmen
Im Jahr 2017 wurde von den GTFCC-Partnern, ein Zusammenschluss von NGOs, akademischen Einrichtungen und UN-Organisationen, eine globale Strategie zur Cholera-Bekämpfung verabschiedet. Es handelt sich um einen globalen Fahrplan bis 2030 mit dem Ziel, die Cholera-Todesfälle um 90 Prozent zu reduzieren. Dabei werden Länder, die von Cholera betroffen sind, strategisch in der Bekämpfung unterstützt. Dazu gehören Maßnahmen wie Verbesserungen der Trinkwasserqualität, Sanitäranlagen sowie der Hygiene. Auch Impfungen kommen zum Einsatz.
Wie schütze ich mich vor Cholera?
Bei Reisen in Cholera-Epidemiegebiete sollten Sie sich vorab impfen lassen.
In Deutschland gibt es die Möglichkeit, einen inaktivierten Impfstoff als Schluckimpfung verabreicht zu bekommen, in anderen Ländern sind auch Lebendimpfstoffe zugelassen. Die Schutzrate der Schluckimpfung beträgt 85 Prozent und hält bei Erwachsenen zwei Jahre lang an.
Die WHO empfiehlt die Cholera-Impfung zwar nicht generell, jedoch verlangen manche Länder einen Impfnachweis bei der Einreise. Hierfür können Sie sich beim Auswärtigen Amt informieren.