5. Juli 2024, 14:59 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Kaffee und Frühstücksei gehören morgens dazu – doch was, wenn sie nicht nur wach machen und Proteine liefern, sondern auch giftige Chemikalien? Amerikanische Wissenschaftler wiesen nach, dass Menschen, die diese Lebensmittel verzehren, stärker mit per- und polyfluorierten Chemikalien – kurz PFAS – belastet sind.
Gift zum Frühstück – keine schöne Vorstellung. Und dazu kommt, dass die PFAS auch in weiteren Lebensmitteln wie weißem Reis zu stecken scheinen. Und womöglich ist es auch gar nicht so leicht, einen Bogen um PFAS zu machen, denn die Liste an PFAS-haltigen Produkten ist lang: Kosmetika, Pizzakartons, Strohhalme oder auch wasserabweisende Textilien wie Outdoor-Bekleidung können die krebserregenden Chemikalien enthalten. Wie laut den Wissenschaftlern die PFAS in die Lebensmittel gelangt sind und welche Möglichkeiten es gibt, die individuelle Belastung gering zu halten, lesen Sie bei FITBOOK.
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Übersicht
Giftige Chemikalien in Blut und Muttermilch identifiziert
Lebensmittel sind eine häufige Quelle der PFAS. Im Rahmen der „New Hampshire Birth Cohort Study“ fokussierten sich die Wissenschaftler auf den Zusammenhang zwischen Ernährungsfaktoren während der Schwangerschaft und PFAS-Konzentrationen in mütterlichem Plasma und in Muttermilch. Hierfür standen ihnen die Proben von 3000 Frauen zu Verfügung. Im Laufe der Studie wurde jeder Probandin in ihrer 28. Schwangerschaftswoche eine Blutprobe entnommen sowie sechs Wochen nach der Geburt eine Probe der Muttermilch. Weiterhin wurden mittels Fragebögen soziodemografische Daten, Lebensstil- und Fortpflanzungsfaktoren sowie die Verzehrshäufigkeit verschiedener Lebensmittel erhoben.1
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Wer diese Lebensmittel verzehrt, ist womöglich mit PFAS belastet
Die Untersuchungen ergaben, dass ein höherer Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten, Eiern, Kaffee oder weißem Reis während der Schwangerschaft mit höheren PFAS-Konzentrationen im Blutplasma oder in der Muttermilch verbunden waren. Beispielsweise erhöhte jedes Ei mehr am Tag während der Schwangerschaft die Konzentrationen bestimmter PFAS im Blut:
- Erhöhung um 4,4 Prozent bei PFOS (Perfluoroctansulfonate)
- Erhöhung um 3,3 Prozent bei PFOA (Perfluoroctansäure)
- Erhöhung um 10,3 Prozent bei PFDA (Perfluordecansäure)
Die Belastung mit PFOS stieg ebenfalls durch einen höheren Verzehr von rotem Fleisch an. Bei weißem Reis steigerte jede Portion mehr pro Tag die PFOS-Konzentration um 7,5 Prozent und die PFOA-Konzentration um 12,4 Prozent.
Das Problem mit den „ewigen Chemikalien“
PFAS gelten als Jahrhundertgift. Die als „ewige Chemikalien“ bezeichneten Verbindungen sind durch zahlreiche Alltagsgegenstände und Lebensmittel weitverbreitet und reichern sich im Körper an. Ihr Abbau benötigt mehrere hundert Jahre. In der Vergangenheit wurden sie bereits als Ursache für Hoden- und Nierenkrebs, eingeschränkte Nierenfunktion, Schilddrüsenprobleme, Fettleibigkeit, Fortpflanzungsstörungen sowie Entwicklungsprobleme beim Fötus nachgewiesen.
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Wie gelangten die Chemikalien in Kaffee, Eier und Reis?
PFAS können auf verschiedenen Wegen in Lebensmittel gelangen. Beim weißen Reis vermuten die Forscher, dass die Pflanzen die PFAS über kontaminierten Boden oder Wasser aufnahmen. Auch Kochgeschirr mit Antihaftbeschichtung enthält die giftigen Chemikalien oft. Dementsprechend könnten die PFAS über das Kochwasser in den Reis gelangt sein.
Auch bei den Eiern gibt es verschiedene Möglichkeiten: Zum einen waren laut den Studienautoren die PFAS-Werte in den Eiern von Hinterhofhühnern höher als bei konventionell gehaltenen Hühnern. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass diese Hühner häufiger mit Essensresten gefüttert wurden. Aber der Eintrag von PFAS könnte auch über anderes Futter passiert sein: etwa dann, wenn die Hühner von Böden fressen, die mit verunreinigtem Klärschlamm gedüngt wurden.
Bei Kaffee könnten sowohl die Bohnen, der Boden der Kaffeepflanzen oder das zum Aufbrühen verwendete Wasser die PFAS-Quelle sein.
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Wege, um die PFAS-Belastung zu vermindern
Leider ist es unmöglich, den krebserregenden Chemikalien aus Kaffee und Co. gänzlich aus dem Weg zu gehen. Dennoch gibt es ein paar Dinge, die beachtet werden können. Allen voran sollten Verbraucher Produkte zu kaufen, die frei von PFAS sind. Textilien etwa sind auf dem Etikett entsprechend als „frei von PFC, PFOS und PFOA“ gekennzeichnet. Unsere Kollegen von myHOMEBOOK erklären Ihnen, wie sie die Chemikalien aus ihrem Trinkwasser filtern können – z. B. vor dem Kochen von Reis oder Kaffee.
Hinsichtlich der Ernährung verriet die leitende Studienautorin Megan Romano gemäß „The Guardian“, dass eine Ernährung mit viel Obst, Vollkorn und Ballaststoffen mit niedrigeren PFAS-Werten einherginge. Zudem sollte man möglichst abwechslungsreich essen und nicht auf eine einzige Proteinquelle als Hauptquelle für Eiweiß setzen.
Studienautorin spricht sich für besseren Umweltschutz aus
Dass PFAS allgegenwärtig sind, lässt sich aufgrund ihrer Beständigkeit nicht so schnell ändern. Dennoch kann man es in Zukunft besser machen, wofür auch Megan Romano plädiert: „Die Ergebnisse weisen eindeutig darauf hin, dass Umweltschutz notwendig ist und PFAS aus der Umwelt und der Nahrungskette ferngehalten werden müssen. Jetzt sind wir in einer Situation, in der sie überall sind und auch dann noch da sein werden, wenn wir aggressive Sanierungsmaßnahmen ergreifen.“