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Gefährliche Nebenwirkungen

Warum dieser in vielen Lebensmitteln enthaltene Zusatz umstritten ist

Carrageen umstritten
Carrageen steht im Verdacht Entzündungen im Darm auszulösem Foto: GettyImages/Oleksandra Troian

31. März 2024, 8:54 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Von Desserts und Sahne über Cerealien und Backwaren hin zu (veganen) Wurstwaren: E 407 muss man in den Zutatenverzeichnissen industriell verarbeiteter Lebensmitteln nicht lange suchen. Die Lebensmittelindustrie setzt das Gelier- und Verdickungsmittel Carrageen nur zu gerne ein. Doch wie steht es um die gesundheitliche Sicherheit des Zusatzstoffs? FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke erklärt, warum er mit Vorsicht genossen werden sollte.

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Carrageen ist ein wasserlöslicher Quellstoff, welcher aus Rotalgen gewonnen wird. Chemisch betrachtet gehört er zu den Polysacchariden (Mehrfachzucker), welche wiederum zu den Ballaststoffen gehören. Allerdings weist Carrageen – auch unter der E-Nummer 407 bekannt – keine Kalorien auf. Obwohl Carrageen ernährungswissenschaftlich betrachtet umstritten ist, wird der Zusatzstoff weiterhin vielfach eingesetzt. Wie berechtigt ist die Kritik an Carrageen – sollte man auf ihn verzichten? FITBOOK hat die Antwort.

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Carrageen ist in vielen Lebensmitteln enthalten

Carrageen wird unter anderem in fett- oder kalorienreduzierten Lebensmitteln als Füllstoff verwendet. Genauso findet man den Zusatzstoff in Marmeladen und Desserts wie Puddingpulver als Gelier- bzw. Verdickungsmittel. In veganen Produkten ist der Quellstoff eine geeignete Alternative zu tierischer Gelatine. Aber auch als Emulgator in einem fertigen Kakaodrink oder als Stabilisator in einer Sprühsahne findet Carrageen Einsatz. Ebenfalls in deftigen Lebensmitteln wie Wurstwaren ist der Zusatzstoff zu finden. Es ist also gar nicht so leicht, einen Bogen um E 407 zu machen.

Diese Lebensmittel enthalten Carrageen (E 407)

  • Konfitüre, Marmelade und Gelées
  • Konventionelle Schlagsahne
  • Verarbeitete Kartoffelprodukte (z. B. Gnocchi)
  • Frucht- und Gemüseaufstriche
  • Desserts und feine Backwaren
  • Nuss- und Mandelaufstriche
  • Alkoholische Getränke (z. B. Apfelwein)
  • Ravioli
  • Brot und Brötchen
  • Fleisch- und Fischprodukte
  • Cerealien
  • Produkte auf Eibasis
  • Puddingpulver
  • Nussprodukte
  • Brühen, Suppen und Soßen (z. B. Ketchup)
  • Kaffeeweißer
  • Salatdressing
  • Kakao- und Schokoladenerzeugnisse

Auch interessant: Welche Zusatzstoffe sich hinter den E-Nummern verbergen

Mögliche gesundheitliche Schäden durch den Zusatzstoff

Grundsätzlich scheidet der Körper Carrageen – wie für einen Ballaststoff typisch – unverdaut wieder aus. Dennoch ist umstritten, ob Carrageen für den Menschen gesundheitlich unbedenklich ist. Das liegt vor allem an der bisher dünnen wissenschaftlichen Datenlage. Der Zusatzstoff kann nicht gleichermaßen ernährungsphysiologisch bewertet werden wie die Rotalge, aus welcher er gewonnen wird, da das Polysaccharid aus den Algenzellen isoliert wird. Weiterhin liegen bisher nur Daten aus Reagenzglas- und Tierversuchen vor, die nicht zwangsläufig auf den Menschen übertragbar sind.

Ökotest warnt!

Das Verbrauchermagazin Ökotest bezieht Stellung zu Carrageen. In einem Test von veganen Wurstprodukten zeigen sie auf, dass diese häufig E 407 enthalten, der umstrittene Zusatzstoff jedoch Entzündungen im Darm auslösen könne.1

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Diese Carrageene haben sich in Studien als gesundheitsschädlich erwiesen

Jetzt wird es etwas chemisch, denn Carrageen ist nicht gleich Carrageen. Die Polysaccharide können in unterschiedlichen Molekulargewichten vorliegen. Für die Zugabe in Lebensmitteln sind lediglich solche mit größerem Molekulargewicht zugelassen. Es gibt jedoch auch abgebaute Carrageene mit niedrigerem Molekulargewicht (Poligeenane), die sich in Studien als gesundheitsschädlich erwiesen haben.

Tatsächlich fördert Poligeenan Entzündungsprozesse im Darm, wie es auch Ökotest anmerkt. Tierstudien zeigen, dass es so für die Entstehung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Geschwüren und Tumoren verantwortlich sein kann.2,3 Der Clou: In Untersuchungen von Carrageen-Proben auf Lebensmittelqualität wurden auch die gesundheitsschädlichen Polgeenane mit einem Anteil von bis zu fünf Prozent nachgewiesen.4

So bewertet die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit den Zusatzstoff

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kritisiert in einem Gutachten aus 2018 die unbefriedigende Datenlage zur Sicherheit von Carrageen in Lebensmitteln. Der Verdacht auf entzündliche Darmerkrankungen beim Menschen müsse überprüft werden, heißt es weiter. Fünf Jahre nach diesem Gutachten, also 2025, soll mithilfe neuer Erkenntnisse das Gutachten aktualisiert werden. Für die vorübergehende Zeit hat die EFSA einen ADI-Wert (acceptable daily intake) festgelegt, der eine geschätzte Carrageen-Menge beschreibt, die täglich von Menschen aufgenommen werden kann, ohne dass ein merkliches gesundheitliches Risiko besteht. Dieser Wert liegt bei 75 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht täglich.5

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Wie kann man den Verzehr von Carrageen vermeiden?

Gänzlich vermeiden lässt sich Carrageen nicht so einfach, die Aufnahme lässt sich jedoch reduzieren. Sehr effektiv ist es, weniger Fertigprodukte zu verzehren werden und häufiger auf natürliche Lebensmittel zurückzugreifen. Menschen, die ihren Fleischkonsum reduzieren möchten oder gänzlich vegan essen, sollten zudem die Zufuhr an Fleischersatzprodukten beschränken, da diese häufig Carrageen enthalten. Da Kinder den ADI-Wert schneller als Erwachsene erreichen, ist beim Kauf von speziellen Kinderprodukten darauf zu achten, dass diese kein Carrageen in der Zutatenliste aufweisen.

Quellen

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Quellen

  1. Ökotest. Vegane Wurst im Test: 12 von 18 rasseln durch. (aufgerufen am 27.03.2024) ↩︎
  2. USDA. Carrageenan. (aufgerufen am 27.03.2024) ↩︎
  3. Martino, J.V., Van Limbergen, J., Cahill, L. E. (2017). The Role of Carrageenan and Carboxymethylcellulose in the Development of Intestinal Inflammation. Frontiers in Pediatrics.. ↩︎
  4. Uno, Y, Omoto, T., Goto, Y. et al. (2001). Molecular weight distribution of carrageenans studied by a combined gel permeation/inductively coupled plasma (GPC/ICP) method. Food Additives and Contaminants. ↩︎
  5. EFSA. Re‐evaluation of carrageenan (E 407) and processed Eucheuma seaweed (E 407a) as food additives. (aufgerufen am 27.03.2024) ↩︎
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