17. Februar 2024, 18:01 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Klar, für die eigene Gesundheit ist es am besten, den Joint gar nicht erst anzuzünden. Wenn man dennoch Cannabis konsumieren möchte, stellt sich die Frage: Kann man etwas tun, um die Risiken so gering wie nur möglich zu halten?
Auch wenn es vielleicht bald (voraussichtlich ab 1. April 2024) erlaubt sein sollte, bestimmte Mengen Cannabis zu besitzen, existiert dennoch kein Konsum frei von jeglichen Gesundheitsrisiken. Darauf macht auch das Leipziger Informations- und Aufklärungsprojekt „Drug Scouts“ aufmerksam. Doch bestimmte Gesundheitsgefahren lassen sich zumindest etwas verringern, wenn man beim Rauchen, Dampfen, Essen oder Trinken von Cannabis bestimmte Regeln beachtet – auch „Safer Use“ unter Fachleuten genannt. Ein Thema, das die Wissenschaft ebenfalls beschäftigt: Ein Team rund um den Suchtforscher Benedikt Fischer von der Simon Fraser University in Kanada hat auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse dafür Regeln – die „Lower-Risk Cannabis Use Guidelines“ (LRCUG) – entwickelt.1 Daraus lässt sich ableiten, wie man Cannabis etwas sicherer konsumieren kann.
Übersicht
Einige „Safer Use“-Tipps
„Safer Use“ findet nicht nur im Cannabis-Konsum Anwendung, sondern ist allgemein auf den Drogenverbrauch abgestimmt. Er beschreibt bestimmte Strategien, anhand derer die Nebenwirkungen und vermeidbaren Schäden beim Konsumieren von Drogen so gering wie nur möglich gehalten werden.
1. Selten konsumieren und spät einsteigen
Es liegt auf der Hand: Je häufiger man Cannabis konsumiert, desto mehr gesundheitliche Risiken stellen sich ein. Die LRCUG-Empfehlung lautet daher: Cannabis nur gelegentlich, heißt an höchstens ein bis zwei Tagen pro Woche, einnehmen.
Das erste Mal sollte außerdem möglichst spät stattfinden. Denn das Jugendalter ist eine wichtige Phase der Hirnentwicklung. Wer schon in jungen Jahren mit dem Kiffen beginnt, riskiert Einschränkungen der geistigen Leistungsfähigkeit – vor allem, wenn Cannabis-Konsum zur alltäglichen Gewohnheit wird. Sicherer ist es den LRCUG-Empfehlungen nach, erst im jungen Erwachsenenalter bzw. nach Ende der Pubertät die ersten Cannabis-Erfahrungen zu sammeln.
Wichtig in jedem Falle ist, den Konsum zu reflektieren, wie die „Drug Scouts“ raten. Man sollte immer wieder hinterfragen, ob ein Joint bereits zur Gewohnheit geworden ist, die den Alltag bestimmt.
2. Mischkonsum vermeiden
Wenn auf der Party Cannabis ausgepackt wird, sind schnell auch Tabak und Alkohol im Spiel, vielleicht auch weitere Drogen. Die „Drug Scouts“ raten, gut abzuwägen, ob man Cannabis zusammen damit konsumieren möchte, um den Verbrauch sicherer zu gestalten. Denn Wechselwirkungen lassen sich nur schwer vorhersagen: Es drohen zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen und Kreislaufprobleme.
Auch langfristig kann die Gesundheit Schaden nehmen – etwa bei der gängigen Kombination aus Cannabis und Tabak. Dabei nimmt man mehr krebserregende Stoffe zu sich als beim Rauchen von Tabak allein. So wird laut den „Drug Scouts“ Cannabisrauch oft besonders tief inhaliert und länger in der Lunge gehalten. Praktiken, von denen übrigens auch die „Lower-Risk Cannabis Use Guidelines“ generell abraten.
Auf Dauer drohen beim regelmäßigen Rauchen von Tabak und Cannabis außerdem Asthma oder chronische Entzündungen der Nasennebenhöhlen. Zudem birgt der Mischkonsum mit Tabak im Vergleich zum puren Cannabis ein erhöhtes Abhängigkeitspotenzial. Um generell die Menge an Schadstoffen zu reduzieren, die in die Lunge gelangen, kann man dem „Drug Scouts“ zufolge Vaporizer, Joints oder Bongs mit speziellen Aktivkohle-Filtern nutzen.
Auch interessant: Cannabis oder Alkohol – was ist schädlicher für die Gesundheit?
3. Genau ansehen, was man rauchen möchte
So kann auch Cannabis schimmeln! Das erkennt man zum Beispiel an einem weiß-gräulichen Belag, der an Spinnweben erinnert, so die „Drug Scouts“. Oder daran, dass sich die Blüten bräunlich-schwarz verfärbt haben. Ist das der Fall, sollte man aus dem Gras keinen Joint mehr rollen – es kann zu Vergiftungen oder Atemwegserkrankungen kommen.
Wenn man die Möglichkeit hat, sein Cannabis auf giftige Streckmittel untersuchen zu lassen, sollte man sie den „Drug Scouts“ zufolge nutzen, um das Konsumieren sicherer zu gestalten. Solche Drugchecking-Angebote gibt es bislang allerdings nur vereinzelt.
4. Bei bestimmten Gesundheitsproblemen nicht konsumieren
Es gilt: Bei depressiven Symptomen sollte man komplett auf Cannabis verzichten. Hintergrund ist, dass vor allem ein Dauerkonsum eine bereits vorhandene Depression verstärken kann. Davor warnen auch die „Lower-Risk Cannabis Use Guidelines“.
Auch bei anderen Gesundheitsproblemen sollte man sich sicherheitshalber die Finger vom Joint lassen. Dazu zählen bspw. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da Cannabis für eine Weitung der Blutgefäße sorgt. Wer Lungen- oder Atembeschwerden kann zwar Cannabis konsumieren, allerdings nicht durch das Rauchen.
5. Im Essen und Trinken geringer dosieren
Nimmt man Cannabis gebacken im Keks oder aufgebrüht im Tee zu sich, muss man beachten: Die Wirkung tritt später ein als beim Rauchen, erst nach einer halben bis zwei Stunden.
Sie hält dann aber bis zu zehn Stunden an. In dieser Zeitspanne kann die Wirkung allerdings schwanken. Die „Drug Scouts“ raten: Beim oralen Konsum niedriger als beim Rauchen dosieren. Und: nicht sofort nachlegen, wenn sich die Wirkung zwischendurch abschwächt. Sonst erreicht man schnell besonders hohe und damit umso riskantere Dosierungen.
Mit Material von dpa