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Meta-Analyse von 100 Studien

Wie Cannabis Schmerzen, Schlaf und Ängste wirklich beeinflusst

cannabis schmerzen: Cannabispflanze
Diverse Studien wollen unterschiedlichste gesundheitliche Benefits von Cannabis nachgewiesen haben – laut einer erneuten Analyse sind die meisten davon jedoch nicht haltbar. Foto: Getty Images

31. August 2023, 14:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Manche Menschen schwören zu beruhigenden oder gar medizinischen Zwecken auf Cannabis. Inwiefern das Rauschmittel Vor- und Nachteile mit sich bringt, ist umstritten. Jetzt liefert eine neue Analyse von rund 100 klinischen Studien spannende Einblicke in die Wirkung von des Rauschmittels.

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Ab Anfang 2024 soll Cannabis in eingeschränktem Maße in Deutschland legal werden.1 Auf Rezept kann es für medizinische Zwecke seit 2017 legal eingenommen werden.2 Vor allem bei der Behandlung von Schmerzen kommt Cannabis zur Anwendung. Seine beruhigende Wirkung soll auch den Schlaf verbessern und gegen Ängste helfen können. Zahlreiche Studien wollen Belege für diese und weitere gesundheitliche Effekte gefunden haben. Doch eine Meta-Analyse von 101 solcher Untersuchungen weckt Zweifel daran, dass sich deren Erkenntnisse zu den positiven Auswirkungen von Cannabis wirklich halten lassen.

Meta-Analyse von 101 Cannabis-Studien

Teil der Meta-Analyse waren 50 Beobachtungsstudien und 51 randomisierte kontrollierte Studien (engl.: randomized controlled trial; RCT), die die Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabis, Cannabinoiden oder auf Cannabis basierenden Arzneimitteln untersucht hatten.3

Unter der Studienauswahl fanden sich solche, die untersucht hatten, wie sich Cannabis bei Schmerzen, mentalen Beschwerden (z. B. Ängsten) oder Symptomen verschiedener Krankheiten, darunter Muskelkrämpfen und Schlaflosigkeit auswirkt.

Das Team rund um Professor Marco Solmi von der University of Ottawa (Kanada), das die Überprüfung der insgesamt 101 Studien durchführte, stufte deren Glaubwürdigkeit anhand ihrer Methodik ein. Zudem wendeten sie mit AMSTAR 2 und einer Sensivitätsanalyse zwei Verfahren an, die ihnen halfen, die Qualität der Studien zu bewerten.4,5

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Warum ein Lungenexperte von Marihuana abrät

„Marihuana hat eigentlich keine positiven Eigenschaften auf die Leistungsfähigkeit der Lunge“, erklärte Pneumologe Dr. Martin Ehlers in einem früheren FITBOOK-Artikel. Es gebe zwar Berichte, dass es bei einigen Patienten mit einem überempfindlichen Bronchialsystem eine beruhigende Wirkung auf Asthma habe, aber die Wirkung sei psychisch. Der Experte warnte zudem: „Bei Asthmatikern kann das Rauchen von Marihuana gefährlich werden, da es den Grundmechanismus des Asthmas, also die Empfindlichkeit der Bronchien, eher verstärkt. Und das kann einen Asthmaanfall auslösen.“

Die Effekte von Cannabis

Den größten Teil der positiven Ergebnisse der 101 Studien bewerteten die kanadischen Wissenschaftler als nicht glaubwürdig. Erkenntnisse, die sich wissenschaftlich halten lassen, seien, dass Cannabis bei bestimmten Formen von Epilepsie die Häufigkeit von Anfällen reduziert, Schmerzen und Krämpfe bei Multiple Sklerose lindern und bei durch Krankheiten bedingten chronischen Schmerzen helfen kann.

In ihrer Glaubwürdigkeit überwogen jedoch laut der Analyse die Erkenntnisse rund um schädliche Effekte des Rauschmittels – besonders für Teenager, junge Erwachsene und Schwangere. Alarmierend waren zudem Ergebnisse zum Effekt von Cannabis bei psychischen Erkrankungen.

Fazit – Cannabis eher schädlich als gesund

„Nach Anwendung sehr strenger quantitativer Kriterien und unter Berücksichtigung sowohl von Beobachtungsstudien als auch von experimentellen Studien wurden die meisten Assoziationen zwischen Cannabis und gesundheitlichen Ergebnissen durch eine sehr geringe oder geringe Glaubwürdigkeit gestützt“, wird Studienautor Dr. Marco Solmi, außerordentlicher Professor für Psychiatrie an der Universität Ottawa und Forscher am Ottawa Hospital Research Institute in Kanada, von CNN zitiert. „Die besorgniserregendsten Ergebnisse sind die mehrdimensionalen schädlichen Auswirkungen von Cannabis auf die Gehirnfunktion, die sich in Assoziationen mit schlechter Kognition und psychischen Störungen widerspiegeln.“

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Vor allem junge Menschen gefährdet

Auf Basis der Meta-Analyse zieht Prof. Solmi vor allem für junge Menschen ein ernüchterndes Fazit: „Wenn wir diese Ergebnisse mit der Tatsache verbinden, dass fast Zweidrittel der psychischen Störungen vor dem 25. Lebensjahr auftreten, klingt es vernünftig zu sagen, dass Cannabis in jüngeren Bevölkerungsschichten vermieden werden sollte.“

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Quellen

Themen Drogen Schlaf
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