29. Februar 2024, 17:19 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Dem Konsum von Cannabis werden gesundheitliche Folgen nachgesagt. So bringt man eine verminderte Reaktion und Merkfähigkeit, depressive Verstimmungen sowie Orientierungslosigkeit mit ihm in Verbindung. Eine Studie zeigt, dass aber auch ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht.
Ab dem 1. April soll der Konsum von Cannabis in Deutschland legalisiert werden. Ob das so eintreten wird, ist allerdings noch ungewiss. Die Länder versuchen aktuell, dies zu verhindern, indem sie das Datum des Inkrafttretens um ein halbes Jahr verschieben wollen.1 Doch angenommen, man darf hierzulande bald legal die Droge konsumieren, muss sich jeder der Gesundheitsrisiken bewusst sein. Und diese Liste erweitern nun Forscher aus den USA um ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Zusammenhang mit dem Konsum von Cannabis.
Übersicht
Forscher nutzten Daten aus einer Telefonumfrage
Die Basis der Studie bildeten die Daten der BRFSS – eine Telefonumfrage, die in den USA durchgeführt worden war, um Informationen zu Risikofaktoren, chronischen Erkrankungen und dem Zugang zur Gesundheitsversorgung zu sammeln.2 Die Wissenschaftler der Studie bezogen daraus Werte von Personen zwischen 18 bis 74 Jahren. Alle Personen fragte man unter anderem, an wie vielen Tagen sie innerhalb der letzten 30 Tage Marihuana oder Haschisch konsumiert haben. Insgesamt umfasste die Befragung 434.104 Personen mit einem Durchschnittsalter von 45 Jahren und einer ausgewogenen Geschlechterverteilung.
Folgende Informationen nahm man in die Studie auf
Den Cannabiskonsum quantifizierte man als eine Variable, indem man die Anzahl der Tage, an denen die Droge eingenommen wurde, durch 30 Tage teilte. Dementsprechend wertete man den täglichen Konsum als eins, den Nicht-Konsum als null. Um sich ein genaues Bild von den Personen machen und mögliche Zusammenhänge zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen beobachten zu können, nahm man Angaben wie das Alter, das Geschlecht sowie die ethnische Herkunft als Variablen mit in die Studie auf.
Außerdem erfragte man bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei berücksichtigte man allerdings kardiovaskuläre Risikofaktoren, zu denen Tabak-, E-Zigaretten sowie Alkoholkonsum, der Body-Mass-Index (BMI), Diabetes und die körperliche Aktivität zählten.
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Sechs verschiedene Analysen
Um einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Cannabis und dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie einer koronaren Herzkrankheit, einem Herzinfarkt, einem Schlaganfall und der Kombination dieser drei Erkrankungen, herzustellen, führte man zunächst drei Analysen durch. Die erste umfasste die gesamte Stichprobe der Teilnehmer unter der Berücksichtigung des Tabakkonsums und anderen Kovariaten. Dabei ging man vor allem auf Wechselwirkungen zwischen Cannabis und Tabak ein. Die zweite Analyse beschränkte sich lediglich auf die Personen, die noch nie Tabak verwendet hatten. Die dritte Untersuchung konzentrierte sich auf alle Teilnehmer, die weder Tabak noch E-Zigaretten genutzt hatten.
Außerdem führte man drei weitere Analysen durch, die genau wie die vorangegangenen drei Hauptuntersuchungen aufgebaut waren, aber mit dem Unterschied, dass man eine Altersgrenze festlegte. Um das Risiko für vorzeitige Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Bezug auf den Konsum von Cannabis herauszufiltern, fokussierte man sich auf Männer unter 55 und Frauen unter 65 Jahren.
Tägliche Verwendung von Cannabis kann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen
Etwa 4 Prozent der 434.104 Befragten konsumierten täglich Cannabis, 7,1 Prozent manchmal und 88,9 Prozent überhaupt nicht. Am häufigsten wurde die Droge geraucht. Grundlegend stellte man bei allen Variablen große Unterschiede zwischen Personen fest, die entweder Cannabis konsumierten oder nicht.
Auswirkungen des Cannabiskonsums jeglichen Alters
In der großen Hauptanalyse konnte man beim täglichen Gebrauch der Droge keinen signifikanten Zusammenhang zu einer koronaren Herzkrankheit herstellen. Allerdings fielen die Zahlen bei einem Herzinfarkt deutlich höher aus: Dieser tritt mit einer 25 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit durch die tägliche Aufnahme der Droge auf. Einen ebenfalls erhöhten Wert beobachtete man bei Schlaganfällen und der Kombination der drei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und dem täglichen Konsum von Cannabis. Einen großen Unterschied, ob man zusätzlich Tabak verwendete, gab es allerdings nicht. Ähnlich, wenn auch in abgeschwächter Form stellte man derartige Ergebnisse bei der gelegentlichen Verwendung der Droge, auch in Kombination mit Tabak fest
Vorzeitiges Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Cannabiskonsum
Ähnliche Ergebnisse lieferten auch die Untersuchungen bei den Gruppen mit einer Altersgrenze. Der tägliche Cannabiskonsum war bei allen Ereignissen signifikant: Es bestand ein höheres Risiko für eine koronare Herzkrankheit, Schlaganfall und Herzinfarkt. Besonders auffällig war aber vor allem der Wert für die Kombination der drei Herz-Kreislauf-Erkrankungen gepaart mit einem Konsum von Cannabis. Das Risiko hierfür erhöhte sich um 36 Prozent in dieser Altersgruppe.
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Einordnung der Studie
„Wir wissen seit langem, dass das Rauchen von Tabak mit Herzkrankheiten verbunden ist. Diese Studie ist ein Beleg dafür, dass das Rauchen von Cannabis auch ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sein scheint, welche die häufigsten Todesursachen in den Vereinigten Staaten sind“, erklärte die korrespondierende Autorin Abra Jeffers in der Pressemitteilung.3 Die Forschung unterstreicht, dass die Verwendung der Droge einige ernstzunehmende Erkrankungen zur Folge haben kann.
Dennoch weist die Studie einige Einschränkungen auf. So basieren die Informationen auf Selbstauskünften, was bedeutet, dass damit eine gewisse Fehlerhaftigkeit einhergeht, da die Angaben eventuell auf vagen oder gar falschen Erinnerungen beruhen könnten. Zudem fällt der Beobachtungszeitraum recht kurz aus, weshalb es weiterer Studien mit einer größeren Zeitspanne bedürfe, um den Zusammenhang genauer untersuchen zu können,