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Neue Studie enthüllt

Cannabis hinterlässt deutliche Spuren im Erbgut und erhöht Risiko für Psychosen

Jemand hat Cannabis-Joint in der Hand
Laut einer neuen Studie hinterlässt Cannabis deutliche Spuren auf der DNA des Menschen Foto: Getty Images/PhotoAlto

18. Oktober 2024, 14:00 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Dass Cannabis der Gesundheit schadet, ist offenkundig. Aber dass die Droge auch Einfluss auf die DNA nehmen kann, war bislang nicht bekannt. Neue Erkenntnisse einer Studie weisen erstmals auf diverse biologische Auswirkungen hin.

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Der Konsum von Cannabis ist in vielen Ländern der Welt verbreitet und teilweise auch legalisiert. Es gibt zahlreiche Studien zu den Auswirkungen, Schäden, Nutzen und vielem mehr. Bislang ging man allerdings nur auf sichtbare bzw. spürbare gesundheitliche Folgen aus – Forscher des King’s College London und der Universität Exeter haben nun in einer kürzlich veröffentlichten Studie herausgefunden, dass Cannabis die DNA beeinflussen kann.

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Probanden mit erster psychotischer Erfahrung

Mit der zunehmenden Verbreitung und Legalisierung von Cannabis wird es immer wichtiger, die biologischen Auswirkungen der Droge besser zu verstehen. Um das zu untersuchen, rekrutierten die Forscher 682 Menschen zwischen 16 und 72 Jahren. Diese hatten entweder an der sogenannten GAP-Studie oder der EU-GEI-Studie teilgenommen.1 Die erstgenannte Studie schloss Patienten aus England mit einer ersten psychotischen Episode ein. Die zweite bestand aus Patienten aus Europa und Brasilien mit einer ersten psychotischen Episode und gesunden Kontrollpersonen. Insgesamt umfasste die vorliegende Untersuchung also 239 Teilnehmer mit einer ersten psychotischen Episode und 443 gesunde Kontrollpersonen, die allesamt für DNA-Proben verfügbar waren.

Des Weiteren hatten 188 Probanden zum Zeitpunkt der Studie Cannabis konsumiert, 494 Menschen dagegen nicht. Anhand eines wissenschaftlich anerkannten Fragebogens erfragte man das Cannabisverhalten. Die meisten Probanden konsumierten hochwirksames Cannabis mehr als einmal pro Woche und hatten es im Durchschnitt zum ersten Mal im Alter von 16 Jahren konsumiert. Hochwirksames Cannabis definierte man dabei als Cannabis, das über 10 Prozent Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) enthält, was der wichtigste psychoaktive Inhaltsstoff der Pflanze ist.

Abnahme von Blutproben

Um verstehen zu können, inwiefern sich Cannabiskonsum auf die DNA auswirken kann, entnahm man Blutproben von Menschen, die zum ersten Mal eine Psychose erlitten haben, und von Teilnehmern, die noch nie eine psychotische Erfahrung gemacht haben. Mithilfe komplexer Analysen der DNA-Methylierung im gesamten menschlichen Genom untersuchten die Wissenschaftler die Blutproben.

Die DNA-Methylierung ist eine der wichtigsten epigenetischen Veränderungen. Bedeutet: Die Genexpression wird verändert, ohne dass die Struktur der DNA davon beeinflusst wird. Die DNA-Methylierung gilt als entscheidender Faktor im Zusammenspiel zwischen Risikofaktoren und der psychischen Gesundheit.

Zusammenhang zwischen hohem Cannabiskonsum und DNA

Die Forscher kamen durch ihre Analyse zu dem Ergebnis, dass häufiger Konsum von hochwirksamem Cannabis zu Veränderungen der DNA führten. Davon betroffen waren vor allem Gene, die mit der Mitochondrien- und Immunfunktion in Zusammenhang stehen.

„Dies ist die erste Studie, die zeigt, dass der häufige Konsum von hochwirksamem Cannabis deutliche molekulare Spuren auf der DNA hinterlässt und insbesondere Gene beeinflusst, die mit Energie und Immunfunktion in Zusammenhang stehen“, so Professorin Marta Di Forti, Hauptautorin der Studie, in einer Pressemitteilung.2 „Unsere Ergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse darüber, wie Cannabiskonsum biologische Prozesse verändern kann. Die DNA-Methylierung, die die Lücke zwischen Genetik und Umweltfaktoren schließt, ist ein Schlüsselmechanismus, der es externen Einflüssen wie Substanzkonsum ermöglicht, die Genaktivität zu beeinflussen. Diese epigenetischen Veränderungen, die durch Lebensstil und Exposition geprägt sind, bieten eine wertvolle Perspektive darauf, wie Cannabiskonsum die psychische Gesundheit über biologische Wege beeinflussen kann.“

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Die Studie ergab zudem, dass die Wirkung des Cannabiskonsums auf die DNA bei Menschen, die zum ersten Mal eine Psychose erleben, sich von der bei Konsumenten unterscheidet, die noch nie eine Psychose erlebt haben. Dies lässt vermuten, dass DNA-Bluttests möglicherweise dabei helfen könnten, Cannabiskonsumenten mit einem Risiko für die Entwicklung einer Psychose zu charakterisieren und so über präventive Maßnahmen zu informieren.

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Einordnung der Studie

Die Studie zeigt durchaus einen Zusammenhang zwischen der Veränderung der DNA und dem Konsum von Cannabis auf. Dennoch sollte man Bedenken, dass die Forschung hauptsächlich Personen aus dem europäischen Raum einschloss. So könnten die Ergebnisse deshalb möglicherweise nicht auf andere Bevölkerungsgruppen zutreffen. Des Weiteren fällt die Studienpopulation mit fast 700 Teilnehmern, davon 188 Cannabiskonsumenten, relativ gering aus. Auch, dass einige Daten per Fragebogen erhoben wurden und daher sehr subjektiv ausfallen, könnten die Ergebnisse verfälschen.

„Zukünftige Forschung muss untersuchen, ob die DNA-Signatur für den aktuellen Cannabiskonsum und insbesondere für hochwirksame Sorten dazu beitragen kann, diejenigen Benutzer zu identifizieren, die sowohl bei Freizeit- als auch bei medizinischem Gebrauch am stärksten von der Entwicklung einer Psychose bedroht sind“, weiß auch Professorin Marta Di Forti um die Einschränkungen der Studie. So müssen auch die Kausalitäten des Zusammenhangs von Cannabis und Veränderungen der DNA analysiert werden.

Themen Drogen

Quellen

  1. Dempster, E.L., Wong, C.C.Y., Burrage, J. et al. (2024) Methylomic signature of current cannabis use in two first-episode psychosis cohorts. Mol Psychiatry ↩︎
  2. King's College London. First study to show high potency cannabis use leaves unique signature on DNA. (aufgerufen am 18.10.2024) ↩︎
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