13. Januar 2022, 17:09 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In der Medizin wurde Cannabis bislang vor allem zur Schmerztherapie und als krampflösendes Medikament bei Multipler Sklerose eingesetzt. Nun könnte Hanf auch zur Bekämpfung des Coronavirus einen entscheidenden Beitrag leisten.
Cannabis besteht aus verschiedenen Inhaltsstoffen, wie Cannabinoiden, Ätherischen Ölen und Proteinen. Von besonderer Bedeutung sind die Cannabinoide. Zu ihnen gehören die bekannten Bestandteile Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). THC ist vor allem für seine berauschende Wirkung bekannt. CBD soll angstlösend und entzündungshemmend wirken. Es befindet sich mittlerweile in vielen alltäglichen Produkten, wie Kaugummi, Gesichtscreme oder CBD-Öl.1 In der Medizin gewinnt Cannabis wegen seiner unterschiedlichen Wirkweise immer mehr an Bedeutung. Eine neue Studie von Forschern der Oregon State University hat nun herausgefunden, dass Cannabis vor einer Covid-Erkrankung schützen und ihren Verlauf verkürzen kann.
Cannabis verhindert Corona-Infektion
Laut der im „Journal of Nature Products“ veröffentlichten Studie können Bestandteile aus Cannabis das Coronavirus daran hindern, in menschliche Zellen einzudringen. Verantwortlich dafür sind die Inhaltsstoffe Cannabigerolsäure (CBGA) und Cannabidiolsäure (CBDA). Diese sind die Vorstufen von Cannabigerol (CBG) und Cannabidiol (CBD). In der Laborstudie wurde festgestellt, dass CBGA und CBDA an die Spike-Proteine des Coronavirus binden. Die Spike-Proteine können so wiederum nicht an das körpereigene Enzym ACE2 binden. Der Erreger ist also nicht in der Lage, den Mensch mit dem Virus zu infizieren.2 „Das bedeutet, dass Hemmstoffe für den Zelleintritt, wie die Säuren aus Hanf, verwendet werden könnten, um eine Sars-CoV-2-Infektion zu verhindern“, erklärt der Studienleiter Richard van Breemen in einer Pressemitteilung der Oregon State University.3
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Doch Cannabis kann nicht nur helfen, einer Corona-Infektion vorzubeugen. Es kann auch verhindern, dass sich die Viren im menschlichen Körper vermehren. Zudem können seine Inhaltsstoffe eine Corona-Erkrankung deutlich verkürzen. Getestet haben die Wissenschaftler das Verfahren bislang mit der Alpha- und Beta-Variante des Virus. Studienleiter Richard van Breemen: „Unsere Daten zeigen, dass CBDA und CBGA gegen die beiden untersuchten Varianten wirksam sind, und wir hoffen, dass sich der Trend auf andere bestehende und zukünftige Varianten ausweitet.“3
Was spricht für die Verwendung von Cannabis als Medikament?
Im Gegensatz zu THC wirken die Inhaltsstoffe CBGA und CBDA nicht psychoaktiv. Sie seien außerdem weit verbreitet und leicht verfügbar, erklären die Forscher. „Diese Verbindungen können oral eingenommen werden und haben eine lange Geschichte der sicheren Anwendung beim Menschen“, so van Breemen. „Sie haben das Potenzial, eine Infektion mit SARS-CoV-2 sowohl zu verhindern als auch zu behandeln.“ Doch der Studienleiter betont auch, dass man CBGA und CBDA nur in Kombination mit einer Impfung als möglichen Schutz vor einer Corona-Infektion in Betracht ziehen sollte.
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Quellen
- Patienten Information. Cannabis als Medizin? Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung. (aufgerufen am 13.1.22)
- Richard B. van Breemen, Ruth N. Muchiri, Timothy A. Bates, et. al. (2022). Cannabinoids Block Cellular Entry of SARS-CoV-2 and the Emerging Variants. Journal of Natural Products.
- Oregon State University. Oregon State research shows hemp compounds prevent coronavirus from entering human cells.. (aufgerufen am 13.1.22)