12. Dezember 2024, 13:04 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die genauen Ursachen für die Entstehung von Brustkrebs sind noch immer nicht vollständig geklärt. Doch die Forschung hat mittlerweile ein besseres Verständnis dafür entwickelt, welche Faktoren das Risiko für die Erkrankung erhöhen können. In diesem Zusammenhang scheinen sowohl die Hormone als auch das Körpergewicht eine wichtige Rolle zu spielen – auch gemeinsam. Eine aktuelle Studie hat nun neue Erkenntnisse zu den Auswirkungen von Gewichtszunahmen in verschiedenen Lebensphasen auf das Brustkrebsrisiko geliefert.
Von verschiedenen Lebensstilfaktoren geht man davon aus, dass sie das Brustkrebsrisiko erhöhen können. Hierzu zählen eine zucker- und fettreiche Ernährung, Bewegungsmangel sowie Rauchen und ein hoher Konsum von Alkohol. Ebenso spielt das Geschlecht eine Rolle – Frauen sind wesentlich häufiger betroffen als Männer –, was auf einen Einfluss von Sexualhormonen schließen lässt. „Adipositas beeinflusst die lebenslange Östrogenexposition“, heißt es dazu einleitend in einer kürzlich erschienen Studie.1 Es dürfte hier eine Beziehung geben, denn neben den genannten gelten auch das Gewicht sowie der Östrogenspiegel als Einflussfaktoren für das Brustkrebsrisiko. In der Untersuchung wurden die Zusammenhänge nun eingehender beleuchtet, und offenbar ist für ihn vor allem die Lebensphase entscheidend.
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Übersicht
Gewicht beeinflusst das Brustkrebsrisiko abhängig vom Alter
Lange wurde der Body-Mass-Index (BMI) zur Beurteilung des Körperfetts herangezogen. Doch hierbei handele es sich eher um eine Momentaufnahme, mahnen die Studienautoren um Forschungsleiter Dr. Daehee Kang. In Wahrheit seien die Zusammenhänge komplexer. Die Studie betrachtete nun den Einfluss von Gewichtszunahmen im Laufe des Lebens. Denn diese ließen aussagekräftigere Rückschlüsse über Stoffwechselveränderungen zu, welche demnach das Brustkrebsrisiko erhöhen können.
Die Untersuchung ging der Frage auf den Grund, welche Rolle der Zeitpunkt von Gewichtszunahmen für das Brustkrebsrisiko spielt, mit Fokus auf „hormonsensitive Phasen“. Gemeint sind damit Lebensphasen, die von hormonellen Veränderungen gekennzeichnet sind, etwa die Pubertät, eine Schwangerschaft oder die Wechseljahre. Die bemerkenswertesten Erkenntnisse erlangten Kang und sein Team dabei für den Zeitraum, in denen Frauen allmählich in die Wechseljahre eintreten.
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Details zur Untersuchung
Die Untersuchung betrachtete mehr als 73.000 koreanische Frauen im Alter zwischen 40 und 69 Jahren über einen Zeitraum von 9,2 Jahren. Die relevanten Gesundheitsinformationen über sie bezogen die Forscher aus der Health Examinees-Gem Study (HEXA-G), einer Kohortenstudie aus Südkorea zum Einfluss genetischer und umweltbedingter Faktoren auf die Entwicklung chronischer Krankheiten. Sie berücksichtigten das Gewicht der Probandinnen, über das diese selbst Auskunft gegeben hatten, in fünf verschiedenen Altersabschnitten. Auf dieser Basis ermittelten die Forscher ihre durchschnittliche jährliche Gewichtszunahme und auch, wie sich ihr Gewicht speziell in bestimmten Lebensphasen verändert hatte.
Von den insgesamt 66.870 Frauen, zu denen Informationen zu ihrem Gewicht im Alter von 35 Jahren vorlagen, wurden 790 Fälle von Brustkrebs diagnostiziert. Der Studiendokumentation zufolge hatten von ihnen 10,72 Prozent im betrachteten Zeitraum abgenommen, daneben hatten 32,68 Prozent Gewicht stabil gehalten. Bei 35,92 Prozent lag eine Gewichtszunahme von mehr als 5 Kilogramm vor.
Zeitraum der Gewichtszunahme entscheidend
Die nähere Auswertung zeigte, dass Frauen, die nach dem 35. Lebensjahr mehr als 10 Kilogramm an Gewicht zunahmen, ein um 41 Prozent erhöhtes Brustkrebsrisiko hatten. Eine Zunahme von 5 bis 9,9 Kilogramm erhöhte die Erkrankungswahrscheinlichkeit um 89 Prozent. Waren es mehr als 10 Kilogramm, stieg das Risiko um das 2,23-fache stieg. Die Untersuchung ergab somit eine V-förmige Beziehung zwischen der Gewichtszunahme und dem Brustkrebsrisiko. Sprich: Mehr Gewicht bedeutete nicht automatisch eine höhere Gefahr. Vielmehr scheint die Geschwindigkeit und der Zeitraum der Gewichtszunahme von Bedeutung zu sein. Das höchste Risiko ermittelten die Forscher bei Frauen mit einer kontinuierlichen Gewichtszunahme von 0,25 bis 0,49 Kilogramm pro Jahr.
Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, heißt es in der Studienzusammenfassung, dass bei Frauen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr die Vermeidung einer Gewichtszunahme zur Vorbeugung von Brustkrebs eine zentrale Rolle spielen könnte. Speziell im prämenopausalen Alter wirke sich eine Zunahme von Gewicht offenbar begünstigend auf das Brustkrebsrisiko aus. Die Forscher mahnen daher zur Gewichtskontrolle, speziell in genannten Lebensphasen.
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Einordnung der Studie
Die Informationen zum Gewicht der Probandinnen – auf diese baute die Untersuchung auf – basierten auf Selbstauskünften. Die Frauen mussten rückblickend Angaben zu ihrem Gewicht in verschiedenen Lebensphasen machen; Zweifel an der Genauigkeit der Daten liegen daher nahe.
Weiterhin bleibt fraglich, wie stark der Einfluss weiterer Lebensstilfaktoren auf die ermittelten Brustkrebsfälle waren. Unter den Probandinnen, für die Gewichtszunahmen ermittelt wurden, war das Maß an körperlicher Aktivität relativ gering. Auch nahmen sie verglichen mit den anderen Probandinnen mehr Kalorien zu sich. Bereits ohne Gewichtszunahme gilt eine fett- und zuckerreiche Ernährung als Risikofaktor für Brustkrebs. Weiterhin war der Dokumentation zufolge in dieser Probandinnengruppe auch der Anteil an Raucherinnen vergleichsweise hoch.