9. Januar 2023, 12:46 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Manchen Menschen bricht Stress im wörtlichen Sinne das Herz. Sie reagieren mit Beschwerden ähnlich einem Herzinfarkt. Der Fachbegriff für dieses Phänomen: Broken-Heart-Syndrom. FITBOOK verrät alles Wissenswerte darüber.
Überraschende Wende im Dresdner Tatort „Totes Herz“: Nachdem das Ermittler-Trio zunächst einen Tatverdächtigen aus dem Arbeitsumfeld auf den Fersen ist, bringt die Obduktion der in einer Gärtnerei tot aufgefundene Heike Teichmann einen neuen Fakt ans Licht. Sie litt unter dem sogenannten Broken-Heart-Syndrom (zu Deutsch „Gebrochenes-Herz-Syndrom“). Was steckt hinter der gefährlichen Herzerkrankung?
Übersicht
Was ist das Broken-Heart-Syndrom?
Regt sich jemand sehr auf, kann es passieren, dass sein Herz nicht mehr richtig arbeitet. Diese Reaktion ist eine „Herzmuskelerkrankung, die durch ein hohes Level an Stresshormonen ausgelöst wird“ – so erklärt es Felix Schröder vom Herz- und Gefäßzentrum im Albertinen Krankenhaus Hamburg. Wie genau es dazu kommt, ist abschließend noch nicht geklärt. „Nach meinen Erfahrungen ist der Tod des Ehepartners häufig ein Auslöser“, sagt Schröder. Aber auch freudige Nachrichten oder Anlässe wie Hochzeiten oder Geburtstage können das Broken-Heart-Syndrom – dann auch Happy-Heart-Syndrom genannt – hervorrufen (FITBOOK berichtete).
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Ein Fallbeispiel
Bei Elke Enders begann es mit Schmerzen im linken Arm. Sie war am Morgen an der Nase operiert worden. Vielleicht eine Folgeerscheinung der Narkose, dachte sie. Am nächsten Morgen aber schmerzte auch ihre linke Brust. Die Ärzte fackelten nicht lange. Sie brachten die ältere Dame direkt auf die Intensivstation: Verdacht auf Herzinfarkt. Die Herzkranzgefäße der Patientin sahen jedoch ganz normal aus – keine Verstopfungen, wie es sie bei einem Infarkt geben müsste. Dafür hatte sich ihre linke Herzkammer verändert. Sie war an der Spitze enger und unten aufgeblasen wie ein Ballon. Auf Bildern sieht die Herzkammer dann aus wie ein Gefäß, mit dem in Japan früher Tintenfisch gefangen wurde: Tako Tsubo. Die japanischen Ärzte, die die schmerzhafte Veränderung am Herzen erstmals entdeckten, nannten die Krankheit deshalb Tako-Tsubo-Kardiomyopathie.
Enders vermutet einen Streit hinter ihren Beschwerden. „Als ich am Morgen auf dem OP-Tisch lag, erklärte ich dem Anästhesisten, dass ich auf eines der Narkosemittel allergisch reagiere.“ Der Arzt wollte ihr das Mittel trotzdem verabreichen. Darüber habe die Patientin sich sehr aufgeregt.
Stresshormone lösen Kalzium-Ausschüttung aus
Ärzte vermuten, dass der Körper durch den Stress extrem viel Adrenalin und Noradrenalin ausschüttet. Diese Stresshormone wiederum lösen eine Kalzium-Ausschüttung aus. Gelangt das Kalzium in die Zellen, verkrampft sich der Herzmuskel – so die Theorie. „Möglicherweise haben betroffene Menschen auch zusätzliche Bindungsstellen für Adrenalin und Noradrenalin“, sagt Jana Boer vom Bundesverband Niedergelassener Kardiologen. Das würde bedeuten, dass sie stärker auf die Hormone reagieren als andere.
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Gefährlicher als bisher angenommen
Was auch immer im Einzelnen dahintersteckt: Wichtig ist, dass Patienten, die schon mal ein Broken-Heart-Syndrom erlitten haben, auf sich Acht geben. „Das Syndrom ist deutlich gefährlicher, als wir bisher dachten“, sagt Prof. Martin Borggrefe, Medizinische Klinik an der Mannheimer Uniklinik. Zwar sterben Menschen mit Broken-Heart-Syndrom viel seltener während des Ereignisses als Herzinfarktpatienten. Langzeitbeobachtungen zeigen aber, dass es bei vielen Betroffenen immer wieder passiert.
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Wie wird das „Broken Heart Syndrom“ therapiert?
Boer: „Wir raten deshalb zu einer kombinierten Therapie aus Betablockern und Psychotherapie.“ Die Medikamente blockieren die Rezeptoren am Herzen. In der Therapie sollen die Patienten zudem lernen, besser mit Stress umzugehen. „Ratsam ist auch Ausdauersport“, weiß Borggrefe. Er stärkt nicht nur das Herz, sondern hilft auch, mit Stress besser umzugehen: Unsere Zellen reagieren nachweislich positiv auf Ausdauersport – insbesondere Laufen im aeroben Bereich soll glücklich machen.
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