20. Februar 2023, 11:29 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Es gibt bestimmte Eckdaten, die man nicht unbedingt kennen muss, da sie natürlichen Schwankungen unterliegen. Andere hingegen sind tatsächlich wichtig und können auf gesundheitliche Probleme hinweisen. FITBOOK weiß vom Experten, welche das sind und wie häufig man sie kontrollieren lassen sollte.
Es gibt bestimmte Werte im Blut, die Sie kaum beachten brauchen, wenn Sie zufällig bei einer ärztlichen Untersuchung darüber stolpern sollten. Das sagt uns der Hamburger Internist und Ernährungsmediziner Dr. med. Matthias Riedl. „Elektrolyte werden immer gern bestimmt, auch andere Mineralien. Diese sind allerdings wenig aussagekräftig.“ Ein Beispiel: Der Calcium-Status kann je nach Zeitpunkt der Blutentnahme komplett unterschiedlich ausfallen. Haben Sie gerade ein Käsefrühstück hinter sich, fällt der Wert wahrscheinlich relativ hoch aus. Er sage aber nichts über die Versorgung des Körpers mit Calcium aus, wie Dr. Riedl uns erklärt. Und: „Was ihm fehlt, zieht der Körper aus dem Knochen-Calcium.“ Grundsätzlich jedoch hält der Fachmann die Überprüfung der relevanten Blutwerte „angesichts der zunehmenden Zivilisationskrankheiten“ für wichtig. Sein Appell richtet sich insbesondere an Menschen mit gesundheitlichen Vorbelastungen in der Familie und solche mit Übergewicht. Ab 18 seien regelmäßige Check-ups empfohlen – folgende Blutwerte sollten Sie dann kontrollieren lassen.
Übersicht
Auf welche Blutwerte kommt es wirklich an?
Wichtig
Auf dem Ausdruck mit Ihren Laborergebnissen werden Sie immer auch einen generellen Richtwert finden und eine Einordnung, ob Ihr Resultat diesem entspricht oder höher bzw. niedriger ausfällt. Aber Achtung: Die Interpretation Ihrer Blutwerte sollte immer ein Fachmann übernehmen, da die Einzelwerte oft im Verhältnis zueinander betrachtet werden müssen.
Laut dem Diabetologen sollten zumindest alle vier Fettwerte bestimmt werden. Dazu zählen:
- LDL (Low-density lipoprotein, gemeinhin als das „schlechte“ Cholsterin betrachtet)
- HDL (High-density lipoprotein – das „gute“ Cholesterin, das nicht mit bspw. Arterienverkalkung in Verbindung steht)
- Gesamtcholesterin (setzt sich aus den verschiedenen Einzelwerten zusammen)
- Triglyzeride (geben Hinweise auf etwa vorhandene Stoffwechselstörungen und sagen aus, ob etwa eine Therapie mit Fettsenkern anschlägt)
Auch interessant: Worauf ist bei den Cholesterinwerten HDL, LDL und Triglyceride zu achten?
Des Weiteren rät Dr. Riedl, den Harnsäurewert zu kontrollieren, der zum einen durch die Ernährung beeinflusst wird (etwa kann häufiger Konsum von rotem Fleisch und Wurstprodukten den Harnsäurewert erhöhen) und zum anderen auf vorhandene Krankheiten (bspw. der Nieren oder Schilddrüse) hinweisen kann. Gleichzeitig haben Menschen mit einem hohen Harnsäurespiegel ein erhöhtes Risiko auf Gicht.
Und auch den Blutzucker sollte man kontrollieren. Seinem Namen entsprechend zeigt der Wert auf, wie viel Zucker sich im Blut befindet. Er variiert logischerweise je nachdem, ob/was man vorher gegessen hat. Ärzte lassen ihn bei (nüchternen) Patienten bestimmen, um sie auf eine mögliche Blutzuckerkrankheit zu untersuchen, aber auch, um bei einer bereits bestehenden Diabetes die Insulin-Therapie zu überprüfen.
„Wenn diese Werte normal sind, kann man erst einmal abwarten, bevor man weitere Untersuchungen anstellen lässt“, sagt der Fachmann. Eine Ausnahme sind Menschen, die Diabetiker in der Familie haben. Sie sollten sich ihren nüchternen Blutzuckerwert notieren. „Steigt er über die Jahre langsam an, so ist das ein Alarmzeichen für Diabetesrisiko“, warnt er, „auch wenn die Obergrenze noch unterschritten ist.“
Ebenfalls seine Vitamin-D-Versorgung sollte man mit kontrollieren lassen, da ein Großteil der Bevölkerung unter einem Mangel leidet.
Passend dazu: Warum Sie einen Vitamin-D-Test machen sollten
Was bedeutet „regelmäßig“ Blutwerte kontrollieren?
Wenn Sie einmal im Jahr Ihre Blutwerte kontrollieren lassen, ist das mehr als genug. Laut Dr. Riedl genügt es auch, wenn Sie nur alle zwei bis drei Jahre zum Hausarzt gehen (eine Ausnahme stellt Vitamin D dar, diesen Wert sollte man ruhig jährlich kontrollieren lassen). Die Untersuchung der Grundwerte, die Dr. Riedl uns aufgezählt hat, übernimmt in der Regel die Krankenkasse. Und ab dem 35. Lebensjahr haben Versicherte alle drei Jahre Anspruch auch auf größere Gesundheitsuntersuchungen. „Bei Krankheitsverdacht ist die Untersuchung kostenfrei“, erklärt der Arzt.
Dieser Beitrag wendet sich an generell gesunde Menschen. Vorbelastete Patienten, die beispielsweise an Autoimmun-, Schilddrüsen- oder anderen (schweren) Erkrankungen leiden, sollten gewisse Parameter im Blut in kürzeren Abständen durch einen auf dem entsprechenden Feld spezialisierten Fachmann kontrollieren lassen.
Empfehlung für Veganer
Laut Dr. Riedl sollten bei Vegetariern und Veganern die Blutuntersuchung noch weitere Punkte umfassen. Wer nämlich weitestgehend oder gänzlich auf tierische Produkte verzichtet, muss bekanntlich besonders auf eine ausgewogene Ernährung achten, um Mangelerscheinungen zu vermeiden. Zu den kritischen Nährstoffen gehören:
- Eisen (ein Mangel ist bei Frauen, die zudem vegan leben, besonders verbreitet)
- Vitamin B12 (kommt fast ausschließlich in Fleisch- und Milchprodukten vor)
Ergänzend sei die Bestimmung der Zink– und Vitamin-B2-Konzentration sinnvoll.
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Was sagt der Experte zu Selbsttests beim Blutwerte kontrollieren?
Inzwischen bieten einige Hersteller Blut-Selbsttests für zu Hause an. Davon würde Dr. Riedl aber abraten. „Bitte keine Selbsttests. Einige sind gut, andere schlecht. Zudem muss man die Ergebnisse, wie zuvor erwähnt, mit einem Arzt besprechen.“
Wie sieht es mit den Kosten von Bluttests aus?
Eine Untersuchung des Blutbilds oder einzelner Werte ist recht kostspielig: Für ein großes Blutbild fallen rund 100 Euro an. Da stellt sich natürlich die Frage, wie viel davon übernimmt die Krankenkasse bzw. auf wie viel Selbstkosten kann man sich einstellen?
Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten der Blutwertekontrolle oder die Überprüfung einzelner Werte.1 Jedoch ist das von Kasse zu Kasse unterschiedlich. Bei Vorerkrankungen wird in der Regel alles übernommen, bei präventiven Tests sieht das jedoch anders aus. Für eine Untersuchung mit längerer Nachbesprechung kommt man schnell auf einen mittleren dreistelligen Betrag. Diesen kann oder möchte natürlich nicht jeder bezahlen. Es lohnt sich aber.
Wer einmalig die Blutwerte kontrollieren möchte, dem steht im Alter von 18 bis 34 Jahren ein fast vollständig übernommener Test zu. Dieser wird sogar vollständig bezahlt, falls im familiären Umkreis Krankheiten wie Diabetes oder Übergewicht festgestellt werden können. Ab 35 kann man dann sogar alle drei Jahre seine vollständigen Blutwerte kontrollieren lassen.
Einziges frühes „Symptom“ Dieses Anzeichen kann auf zu hohe Cholesterinwerte hinweisen
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Quellen
- 1. Happy Blood. Wer zahlt – Privat oder Krankenkasse? (aufgerufen am 17.02.2023)