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Studien zeigen

Blutgruppe verrät offenbar die Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten

Was hat die Blutgruppe mit Erkrankungen zu tun? Das haben schwedische Wissenschaftler erforscht.
Was hat die Blutgruppe mit Erkrankungen zu tun? Das haben schwedische Wissenschaftler erforscht. Foto: Getty Images

24. März 2025, 15:02 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Es gibt Menschen, die vermuten, dass Blutgruppen einen Einfluss auf die Persönlichkeit oder die Verträglichkeit von Lebensmitteln haben. Doch während diese Annahmen kaum erforscht sind, gibt es inzwischen umfangreiche Untersuchungen zu den Zusammenhängen zwischen Blutgruppen und verschiedenen Krankheiten. Darunter sind Diabetes, Magenkrebs und Schlaganfall.

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Unser Blut enthält wertvolle Informationen über unsere Gesundheit. Schon sehr lange wissen wir, dass Menschen unterschiedliche Blutgruppen haben – doch erst in den letzten zehn Jahren wurde klar, dass diese mehr beeinflussen als nur die Verträglichkeit bei Transfusionen. FITBOOK hat einige Studien zusammengetragen, die allesamt zeigen, dass Blutgruppen auch mit dem Risiko für bestimmte Krankheiten zusammenhängen könnten. Welche das sind und wozu diese Erkenntnisse in Zukunft dienen könnten, erfahren Sie hier.

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Wodurch unterscheiden sich Blutgruppen?

Blutgruppen werden anhand ihrer Merkmale in rund 30 verschiedene Systeme unterteilt. Am weitesten verbreitet sind das AB0- und das Rhesus-System. Beide wurden Anfang des 20. Jahrhunderts von dem österreichischen Arzt Karl Landsteiner entdeckt. Bei der Entdeckung des Rhesus-Systems im Jahr 1937 war auch der Amerikaner Alexander Salomon Wiener beteiligt.

Die roten Blutkörperchen (auch Erythrozyten genannt) sind von einer Art Hülle umgeben. Darauf befinden sich charakteristische Strukturen, die als Antigene bezeichnet werden. Dadurch erfolgt beim AB0-Blutgruppensystem eine Unterteilung des menschlichen Blutes in vier Gruppen: A, B, AB und 0.

Nicht nur die Erythrozyten weisen Merkmale auf, sondern auch das Blutplasma. Hier sind es spezielle Antikörper, die eine fremde Blutgruppe identifizieren können.

Die Verteilung der einzelnen Blutmerkmale

BlutgruppeAntigeneAntikörper
AAB
BBA
ABA und Bkeine
0keine A und B

Beim Rhesus-System unterscheidet man das Blut über das Merkmal „Rhesusfaktor positiv“ (Rh+) und „Rhesusfaktor negativ“ (Rh-). Menschen, die Rhesus-positiv sind, besitzen das Rhesus-Antigen auf den roten Blutkörperchen. Dagegen fehlt dieses Antigen bei Menschen, die Rhesus-negativ sind. Da diese Antigene zunächst bei Rhesusaffen erforscht wurden, tragen sie ihren Namen.

Jede der AB0-Blutgruppen kann Rhesus-positiv und Rhesus-negativ sein. Dadurch ergeben sich insgesamt acht verschiedene Blutgruppen:

  • A+
  • A-
  • B+
  • B-
  • AB+
  • AB-
  • 0+
  • 0-

Aufgrund der unterschiedlichen Merkmale kann nicht jeder Mensch das Blut eines anderen Menschen empfangen. Glück haben Menschen mit der Blutgruppe AB+, denn sie können von jeder Person eine Blutspende empfangen. Am schlechtesten stehen Menschen mit der Blutgruppe 0- da. Sie können lediglich dieselbe Blutgruppe empfangen. Allerdings sind sie die begehrtesten Blutspender, da jeder Mensch ihr Blut als Spende aufnehmen kann.

Auch interessant: Ist Blutspenden gut für den Spender?

Zusammenhang zwischen Blutgruppen und Krankheiten – Studienlage

Welchen Zusammenhang zwischen der Blutgruppe und einer Erkrankung gibt es? Um die Frage zu beantworten, haben Torsten Dahlém und andere Forscher der Hämatologischen Abteilung des prestigeträchtigen Stockholmer Karolinska-Instituts 2021 die Daten von über fünf Millionen Menschen analysiert, die in Schwedens nationaler Datenbank für Blutspenden und Transfusionen gespeichert sind. Die Ergebnisse dieser umfangreichen Untersuchung wurden in der Fachzeitschrift International Journal of Transfusion Medicine veröffentlicht.1

Unter anderem fanden die Forscher heraus, dass Menschen mit der Blutgruppe 0 anfälliger für Blutgerinnungsstörungen (Blutungen) sind. Personen mit der Blutgruppe A haben demnach wiederum ein erhöhtes Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln. Und die Blutgruppen A sowie AB haben ein geringeres Risiko für Bluthochdruck im Vergleich zur Blutgruppe 0.

Blutgruppe und verschiedene Krankheiten

BlutgruppeErhöhtes Risiko für folgende Krankheiten
AThrombosen
Bildung von Blutgerinnseln
Bauchspeicheldrüsenkrebs
Gallensteine
B-
ABGallensteine
0Nieren- und Harnleitersteine
Blutgerinnungsstörungen (Blutungen)
Thyreotoxikose (Schilddrüsenerkrankung)
Bluthochdruck bei Schwangeren
Rhesusfaktor positiv (Rh+)Bluthochdruck bei Schwangeren
Dahlén T, Clements M, Zhao J, Olsson ML, Edgren G. An agnostic study of associations between ABO and RhD blood group and phenome-wide disease risk. Elife. (2021)

Die schwedischen Wissenschaftler sind längst nicht die einzigen Forscher, die der Frage nachgegangen sind, ob und wie Blutgruppen und Krankheiten bzw. das Risiko für diese zusammenhängen könnten. Nachfolgend weitere Untersuchungen, die die Liste ergänzen.

Blutgruppe und Gesamtmortalität

Nicht mit verschiedenen Krankheiten, sondern mit der Gesamtmortalität und kardiovaskulären Sterblichkeit haben sich 2015 Forschende der Tehran University of Medical Sciences beschäftigt. Arash Etemadi und andere stellten fest, dass Personen mit Blutgruppe A, B oder AB eine um 9 Prozent höhere Gesamtsterblichkeit im Vergleich zu Personen mit Blutgruppe O hatten. Die Ergebnisse ihrer Studie mit über 50.000 Probanden zeigen auch ein um 15 Prozent erhöhtes Sterberisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Nicht-O-Blutgruppen.2

Blutgruppe und Herzerkrankungen

Dass die Blutgruppe eines Menschen als Risikofaktor für potenzielle Herz-Kreislauf-Erkrankungen berücksichtigt werden sollte, zeigen auch die Ergebnisse von Hilde Groot und Team von der Universität Groningen aus dem Jahr 2020. Die Forschenden fanden damals heraus, dass Personen mit den Blutgruppen A oder B im Vergleich zu Menschen mit der Blutgruppe 0 ein um 8 bzw. 10 Prozent erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Herzinsuffizienz haben.3

Blutgruppe und Magenkrebs

Eine Studie aus dem Jahr 2012 fand heraus, dass es auch einen Zusammenhang zwischen Blutgruppen und dem Risiko für Magenkrebs zu geben scheint. Die Erkenntnis der Forscher: Menschen mit den Blutgruppen A, AB und B sind stärker gefährdet als die mit der Blutgruppe 0. Insbesondere Menschen mit Blutgruppe A haben ein höheres Risiko, an Magenkrebs zu erkranken. Die Forscher vermuten, dass dies daran liegen könnte, dass Menschen mit Blutgruppe A häufiger mit H. pylori infiziert sind. Dabei handelt es sich um ein Bakterium, das normalerweise im Magen vorkommt. Es kann Entzündungen und Geschwüre verursachen.4 Ein erhöhtes Risiko, an Magenkrebs zu erkranken, stellten drei Jahre später auch die Forschenden in Teheran fest.2

Blutgruppe und Diabetes

Auch die Anfälligkeit für Diabetes Typ 2 scheint zu einem gewissen Grad mit der Blutgruppe zusammenzuhängen – wenn auch die Erkenntnisse aus der Forschung diesbezüglich noch genauerer Untersuchung bedürfen. So stellte eine Studie aus dem Jahr 2021 einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Blutgruppe B und Diabetes mellitus fest. Dagegen scheint es zwischen der Blutgruppe O und Typ-2-Diabetes einen negativen Zusammenhang zu geben.5

Blutgruppe und Schlaganfall

Neil Zarkai und andere Forschende von der University of Vermont machten 2014 die Blutgruppe AB als Risikofaktor für Schlaganfälle aus im Vergleich zur Blutgruppe 0 – und zwar war es um 83 Prozent erhöht. Dieser Zusammenhang war stärker bei Personen ohne Diabetes als bei Personen mit Diabetes. Die Blutgruppen A und B zeigten demnach kein erhöhtes Schlaganfallrisiko. 6

Blutgruppe und Corona

Last but not least, untersuchten Wissenschaftler während der Coronapandemie auch, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Risiko, sich mit Covid zu infizieren und der Blutgruppe, die man hat, geben könnte. Und tatsächlich fanden sie auch bei dieser Erkrankung eine Assoziation. So scheinen Personen mit der Blutgruppe A anfälliger für Covid zu sein als Personen mit anderen Blutgruppen.7

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Fazit

Die Forschung zeigt, dass die Blutgruppe ein relevanter Risikofaktor für verschiedene Krankheiten sein kann. Besonders auffällig sind die Zusammenhänge zwischen nicht-O-Blutgruppen und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magenkrebs und Schlaganfälle. Gleichzeitig gibt es Hinweise darauf, dass Menschen mit Blutgruppe 0 möglicherweise besser vor bestimmten Krankheiten geschützt sind.

Diese Erkenntnisse könnten dabei helfen, Personen mit erhöhtem Risiko frühzeitig zu identifizieren und daraus medizinische Empfehlungen abzuleiten. Doch noch bedarf es weiterer Forschung, um die aufgeführten Erkenntnisse zu überprüfen, das schreiben etwa die schwedischen Forscher.

Und: Die meisten Studien basieren auf dem bekannten AB0- und Rhesus-System. Neue Blutgruppen, wie etwa das 2024 von Forschenden aus Bristol in England entdeckte Blutgruppensystem MAL, könnten bedeuten, dass es weitere Faktoren gibt, die das Krankheitsrisiko beeinflussen, die bisher nicht berücksichtigt wurden.8

Themen Krankheiten Krebs

Quellen

  1. Stowell, S.R., Stowell, C.P. (2019). Biologic roles of the ABH and Lewis histo-blood group antigens part II: thrombosis, cardiovascular disease and metabolism. The International Journal of Transfusion Medicine. ↩︎
  2. Etemadi A., Kamangar F., Islami F. et al. (2015): Mortality and cancer in relation to ABO blood group phenotypes in the Golestan Cohort Study. BMC Medicine. ↩︎
  3. Groot, H.E., Villegas Sierra, L.E., M., Said, M. et al. (2020). Genetically Determined ABO Blood Group and its Associations With Health and Disease. Arterisclerosis, Thrombosis and Vascular Biology. ↩︎
  4. Wang, Z., Liu, L., Ji, J. et al. (2012). ABO blood group system and gastric cancer: a case-control study and meta-analysis.International Journal of Molecular Sciences. ↩︎
  5. Sharjeel, S., Wasi, M., Jafri, A., et al. (2021). The Correlation Between Blood Group Type and Diabetes Mellitus Type II: A Case-Control Observational Study From Pakistan. Cureus. ↩︎
  6. Zakai, N.A., Judd, S.E., Alexander, K. et al. (2014). ABO blood type and stroke risk: the Reasons for Geographic And Racial Differences in Stroke Study. Journal of Thrombosis and Haemostasis. ↩︎
  7. American Association of Hermatology. (2023). Study Uncovers Direct Link Between Blood Group A and a Higher Risk for COVID-19 Infection. (aufgerufen am 24.03.2025) ↩︎
  8. University of Bristol: Researchers discover new blood group system - MAL (2024, aufgerufen am 24.03.2025) ↩︎

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