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Das übernimmt die Krankenkasse

Die Unterschiede zwischen kleinem und großem Blutbild

Es gibt das kleine und das große Blutbild
Das kleine Blutbild ist Standard bei Vorsorgeuntersuchungen ab 35 Jahren. Doch wie sieht es mit dem großen Blutbild aus? Foto: Getty Images/Science Photo Library RF

26. November 2024, 4:26 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Blutuntersuchungen gehört zu den wichtigsten medizinischen Labortests überhaupt: Etwa 85 Prozent aller Labordiagnosen entstehen aus Blut. Ganz vorn mit dabei: das sogenannte „Blutbild“. Seit 1852 gibt es diese Untersuchung. Damals spachtelte der deutsche Arzt und Forscher Karl Vierordt einen Kubikmillimeter Blut auf einen Mikroskopträger und zählte dann alle roten Blutkörperchen („eine Quälerei“ nannte er diese Arbeit): Es waren 5.170.000. Der Mediziner war überzeugt: Wenn die Augen der Spiegel der Seele sind, ist das Blutbild der Spiegel des Körpers. Doch wie unterscheiden sich „kleines“ und „großes“ Blutbild? Wann brauche ich was? Und wann zahlt die Krankenkasse (nicht)? FITBOOK-Autorin Doris Tromballa gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.

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Fast jeder hat schon mal eine Blutuntersuchung gemacht.1,2 Spätestens ab 35 Jahren – im Rahmen des Gesundheits-Check-ups – ist das routinemäßig vorgesehen: z. B. Cholesterinwerte und Nüchternblutzuckerspiegel werden im Blut bestimmt. Das ist aber nicht das Blutbild! Denn diese Werte werden aus dem Blutplasma gewonnen, dem flüssigen Teil des Blutes. Das Blutbild hingegen analysiert die Blutzellen selbst, also die festen Bestandteile des Blutes. Das sind etwa 45 Prozent des Blutvolumens.3 Das kleine Blutbild liefert Informationen zu wichtigen Grundwerten, das große Blutbild geht genauer auf bestimmte Blutzelltypen ein.

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Welche Werte werden beim kleinen und großen Blutbild untersucht?

Das kleine Blutbild

Das kleine Blutbild ist sozusagen die „Basis-Version“. Es liefert eine Übersicht über die wichtigsten Zelltypen im Blut: rote Blutkörperchen (Erythrozyten), weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten). Dazu kommt der Hämoglobinwert (wie viel Sauerstoff das Blut transportiert) und der Hämatokritwert (der Anteil der Blutkörperchen am Gesamtblut). Ergänzt wird das Ganze durch Werte wie MCV, MCH und MCHC, die Hinweise auf die Eigenschaften und Funktion der roten Blutkörperchen geben.

Hier sind einige der wichtigsten Abkürzungen, die bei einem kleinen Blutbild im Laborbefund stehen:

  • ERY: Erythrozyten (rote Blutkörperchen)
  • LEUKOS: Leukozyten (weiße Blutkörperchen)
  • THRO, PLT: Thrombozyten (Blutplättchen)
  • HGB, HB: Hämoglobin (roter Blutfarbstoff)
  • HCT, HKT, HAT: Hämatokrit (Anzahl der roten Blutkörperchen im Blutplasma)
  • MCH: mean Corpuscular Hemoglobin = durchschnittliche Konzentration von Hämoglobin, die in einem einzelnen roten Blutkörperchen enthalten ist.
  • MCHC: mean corpuscular hemoglobin concentration = durchschnittliche Konzentration von Hämoglobin in allen roten Blutkörperchen
  • MCV: mean corpuscular volume = durchschnittliche Größe der roten Blutkörperchen4

Übersicht der Normwerte für Erwachsene:5

Kleines Blutbild – Normwerte für Erwachsen
ParameterNormwert
Erythrozyten (ERY, RBC)Männer: 4,5–5,9 Mio./µl Frauen: 4,1–5,1 Mio./µl
Leukozyten (LEUKOS)4.000–10.000/µl
Thrombozyten (THRO/PLT)150.000–400.000/µl
Hämoglobin (HGB/Hb)Männer: 13,0–18,0 g/dl Frauen: 11,5–16,5 g/dl
Hämatokrit (HCT/HKT/HAT)Männer: 40–52 % Frauen: 36–47 %
MCH27.0–32.0 pg
MCHC32.0–36.0 g/dl
MCV77–95 fl

Die Werte können leicht variieren, je nach angewandtem Laborstandard.

Das große Blutbild

Das große Blutbild ist die „Premium“-Version: Es enthält alle Werte des kleinen Blutbildes, aber dazu kommen detaillierte Informationen zu den weißen Blutkörperchen. Diese werden dabei in ihre Untergruppen aufgeschlüsselt.

Hier sind einige der wichtigsten Abkürzungen, die bei einem großen Blutbild im Laborbefund stehen:

  • NEUT, NEU: neutrophile Granulozyten = Erstabwehr von Bakterien, Wundheilung
  • STAB: Stabkernige neutrophile Granulozyten = Abwehr von Krankheitserregern
  • SEG: Segmentkernige neutrophile Granulozyten = Identifizierung und Zerstörung von Mikroorganismen wie Bakterien und Pilzen
  • BASO: Basophile Granulozyten = Regulation der Immunreaktionen
  • EOS: Eosinophile Granulozyten = Abwehr von Parasiten und Allergien
  • MONO, MON: Monozyten = Abbau von Zellresten
  • LYMPH, LYM: Lymphozyten = Antikörperproduktion

Übersicht der Normwerte für Erwachsene:6

Großes Blutbild – Normwerte für Erwachsene
ParameterNormwert
neutrophile Granulozyten (NEUT) 40-60 %
Stabkernige neutrophile Granulozyten (STAB) 3–5 %
Segmentkernige neutrophile Granulozyten (SEG)50–70 %
Basophile Granulozyten (BASO) 0,5-1 %
Eosinophile Granulozyten (EOS) 0 – 4 %
Monozyten (MONO)2-8 %
Lymphozyten (LYMPH)20-40%

Auch hier gilt: Referenzwerte können je nach Messverfahren variieren. Entscheidend sind die Werte, die das durchführende Labor angibt.

Anders als oft gedacht, werden bei einem großen Blutbild weder Mineralstoffe noch Vitamine untersucht. Auch Leberwerte oder Schilddrüsenhormone sind nicht Teil eines großen Blutbildes.

Wie läuft eine Blutbild-Untersuchung ab?

In beiden Fällen wird sogenanntes Vollblut benötigt – also Blut aus einer Vene mit all seinen Inhaltsstoffen. Bei der Blutabnahme wird fast immer eine Blutmenge, die in mehrere Röhrchen passt, abgenommen. Die Röhrchen haben bunte Stöpsel. Grund: Damit das Blut nicht gerinnt, muss es mit einer chemischen Substanz vermischt werden. Jeder Röhrchen-Stöpsel zeigt an, welche Misch-Substanz dem Blut zugefügt wurde.7 Für das Blutbild braucht man sogenanntes EDTA-Blut. Das ist die Abkürzung für den Gerinnungshemmer Ethylendiamintetraazetat.

Für ein kleines oder großes Blutbild muss man nicht nüchtern sein, da eine Mahlzeit kurz vorher die Blutzellen kaum beeinflusst. Ausnahme: bei Verdacht auf Eisenmangelanämie. Das ist der Unterschied zu Blutplasma-Untersuchungen (wie zur Bestimmung von Cholesterin- oder Blutzuckerwerten) – da muss man in der Regel nüchtern sein. Aber diesbezüglich informiert der Arzt meistens den Patienten noch einmal vorab.

Nach der Blutabnahme werden die Proben vorbereitet (z. B. zentrifugiert, gekühlt) und in separaten Geräten analysiert. Das kleine Blutbild wird komplett maschinell erstellt, beim großen Blutbild kommen noch Untersuchungen unter dem Mikroskop dazu. Manche Labore behalten für ein paar Monate lang eine Reserveprobe, falls später noch mal getestet werden muss. Nach ein bis zwei Tagen liegt dann der Befund vor.

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Zahlt die Krankenkasse die Blutbild-Untersuchung?

Die gute Nachricht zuerst: Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen für Versicherte ab 35 Jahren, die alle zwei Jahre empfohlen werden, wird das kleine Blutbild häufig als „Schnelltest“ eingeplant. Das bezahlt die Krankenkasse. Das ist auch der Fall, wenn der Arzt oder die Ärztin eine medizinische Notwendigkeit sieht. Beispiel: Symptome wie ständige Müdigkeit, blasse Haut oder häufige Infekte.

Beim großen Blutbild übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten nur dann, wenn der Arzt oder die Ärztin eine klare medizinische Indikation dafür sieht. Das bedeutet: Es muss sicher sein, dass eine genauere Untersuchung der Blutzellen notwendig ist, z. B. bei der Diagnose von chronischen Entzündungen oder beim Verdacht auf eine ernsthafte Erkrankung wie eine Autoimmunerkrankung oder Blutkrebs. Das gilt auch für die Kostenübernahme durch private Krankenversicherungen (PKV). Das kleine Blutbild wird im Rahmen der Vorsorge übernommen, das große Blutbild nur nach Rücksprache bzw. bei medizinischer Notwendigkeit.

Was kosten das kleine und große Blutbild?

Natürlich kann man sich auch auf eigenen Wunsch ein Blutbild machen lassen ohne konkreten Anlass – das ist dann eine sogenannte IGeL-Leistung. Das ist die Abkürzung für „Individuelle Gesundheitsleistungen“. „IGeL“ sind Leistungen, die nicht medizinisch notwendig sind und deshalb nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung gehören.8 Heißt: Man muss selbst zahlen.

Das Blutbild gehört zu den zehn beliebtesten IGeL-Leistungen in Deutschland.9 Für Individuelle Gesundheitsleistungen gibt es keine festen Preise. Die Kosten hängen davon ab, wie aufwendig die Behandlung ist und welche Gebührenziffern berechnet werden. Das Gute ist: Ein Kostenvoranschlag ist verpflichtend.10 Es kann sich also lohnen, die Preise in verschiedenen Praxen zu vergleichen.

Der geringste Kostenfaktor des großen oder kleinen Blutbildes sind die Laborkosten – die kommen nur etwa auf vier bis sechs Euro.11 Zusätzlich fallen Gebühren für die Blutentnahme und den Probenversand an. Am teuersten sind die Auswertung und die Besprechung der Ergebnisse mit der Ärztin oder dem Arzt. Insgesamt sollte man bei einem kleinen Blutbild mit etwa 20 Euro, bei einem großen Blutbild mit 60 bis 100 Euro rechnen. Allerdings: Sollen noch weitere Werte genommen werden, kann eine ausführliche Blutuntersuchung mit bis zu 1000 Euro zu Buch schlagen.12 Also – vorher genau absprechen, was sinnvoll und nötig ist und sich einen Kostenvoranschlag geben lassen!

Wann brauche ich ein kleines, wann ein großes Blutbild?

Das weiß vor allem der untersuchende Arzt. Grundsätzlich kann man sagen, dass das kleine Blutbild der Standard-Check oder eine erste Überprüfung allgemeiner Beschwerden ist. Auch vor einer Operation ist ein kleines Blutbild Standard.13 Das große Blutbild ist vor allem dann sinnvoll, wenn schwerwiegende oder dauerhafte Beschwerden vorliegen, z. B. wenn man ständig müde ist, ungewollt Gewicht verliert oder immer wieder unter Infekten leidet. In diesen Fällen kann das große Blutbild Hinweise darauf geben, welches gesundheitliche Problem dahintersteckt.14,15

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Was sagen Blutbild-Werte aus, die nicht im Normbereich liegen?

Wenn die Werte des Blutbildes mal nicht im Normbereich liegen, ist dies aber nicht sofort ein Grund zur Panik. Labore arbeiten mit unterschiedlichen Methoden (deswegen stehen auf den Ergebnissen zum Teil auch unterschiedliche Normwerte). Wenn ein Wert mal höher oder niedriger ist, muss das nicht gleich etwas Schlimmes bedeuten. Gerade bei Babys, Kleinkindern, Schwangeren, Menschen mit Vorerkrankungen oder Menschen, die sehr viel Sport machen, kommt es oft zu Abweichungen.16 Also: Kein Stress, wenn ein Wert mal nicht passt – lieber mit dem Arzt oder der Ärztin das Gesamtbild anschauen, bevor man sich Sorgen macht: Sie können die Werte richtig einordnen.

Themen Krankenkasse

Quellen

  1. Infozentrum für Prävention und Früherkennung. Blut und Blutdiagnostik. (aufgerufen am 25.11.2024) ↩︎
  2. I.M. Davis (2022). Blood Feud: Carl Schmidt, Karl von Vierordt and the Evolution of Quantitative Blood Methods. University of Coimbra, Institute for Interdisciplinary Research. (aufgerufen am 25.11.2024) ↩︎
  3. Florian Horn. Biochemie des Menschen.Thieme Verlag. (aufgerufen am 25.11.2024) ↩︎
  4. Drew Provan (2021). Oxford Handbook of Clinical and Laboratory Investigation. Oxford University Press. (aufgerufen am 25.11.2024) ↩︎
  5. Stiftung Gesundheitswissen. Laborwerte richtig verstehen. (aufgerufen am 25.11.2024) ↩︎
  6. El Brihi, J., Pathak, S. (2024). Normal and Abnormal Complete Blood Count With Differential. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing. ↩︎
  7. Praxis für Labormedizin und Mikrobiologie. Röhrchen und Gefäße. (aufgerufen am 25.11.2024) ↩︎
  8. Bundesministerium für Gesundheit. Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL). (aufgerufen am 25.11.2024) ↩︎
  9. IGeL Monitor. Kurz & bündig. (aufgerufen am 25.11.2024) ↩︎
  10. Verbraucherzentrale. Was kosten individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL)? (aufgerufen am 25.11.2024) ↩︎
  11. Medizinische Laboratorien Düsseldorf. Individuelle Gesundheitsleistungen. (aufgerufen am 25.11.2024) ↩︎
  12. HanseMerkur Krankenversicherung. Großes Blutbild: Werte, Kosten und Infos (aufgerufen am 25.11.2024) ↩︎
  13. Hönemann, C., Kramer, J. Früherkennung der Anämie senkt Risiken und spart Geld. ÄrzteZeitung (aufgerufen am 25.11.2024) ↩︎
  14. Meißner, T. Was die DEGAM empfiehlt, wenn Patienten immer müde sind. ÄrzteZeitung (aufgerufen am 25.11.2024) ↩︎
  15. Van Leeuwen, A.M. (2013). Davis’s comprehensive handbook of laboratory and diagnostic tests with nursing implications. Philadelphia: F.A. Davis Company. (aufgerufen am 25.11.2024) ↩︎
  16. Lothar, R., Kiesewetter, H. (2024) Einfluss körperlicher Leistung auf Laborbefunde. Labor und Diagnose. (aufgerufen am 25.11.2024) ↩︎
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