31. Juli 2023, 4:17 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wirklich gern geht wohl niemand zur Blutabnahme. Und Menschen mit „schlechten“ Venen, weil diese etwa schwer zu finden sind oder wegrollen, fürchten die Prozedur wahrscheinlich ganz besonders. FITBOOK hat bei einer Expertin nachgefragt, was Patienten tun können, um dem Praxispersonal das Blutabnehmen ein wenig zu erleichtern.
Wie leicht sich Venen bei der Blutabnahme finden lassen, also wie „gut“ oder „schlecht“ sie sind, hängt nicht zuletzt vom Bindegewebe ab und ist somit auch eine Frage der Veranlagung. Daneben können weitere Faktoren rund um den Lebensstil (z. B. starkes Übergewicht, Drogenkonsum, Dehydrierung) den Zustand der Venen beeinflussen. Patienten können in der Absicht, die Blutabnahme zu erleichtern, also keine Wunder bewirken. Doch verschiedene Maßnahmen helfen zumindest dabei, die Venen ein wenig hervortreten zu lassen.
Übersicht
Warum ist die Blutabnahme bei manchen Menschen schwerer?
Hatice S. ist Arzthelferin in einer Gemeinschaftspraxis für Orthopädie und Dermatologie in Frankfurt am Main. Sie nimmt am Tag zahlreichen Patienten Blut ab und hat über die Jahre reichlich Erfahrung angesammelt. Diese ist es auch, die ihr dabei hilft, „schlechte“ Venen zu finden.
Dicke Venen, dünne Venen und Rollvenen
„Die oberflächlichen Venen im Bereich der Unterarme können manchmal recht dünn sein“, erklärt die Expertin. Dagegen liegen die dickeren und somit scheinbar einfacher zu treffenden Venen meist weiter unterhalb der Fettschicht, was es ebenfalls etwas erschwert, sie zu erreichen. Am kniffligsten seien sogenannte Rollvenen. Diese trifft man laut Hatice S. mit der Nadel zunächst zwar scheinbar gut, doch dann rutschen sie weg.
Dank eines geübten Blicks gelingt es erfahrenen Arzthelferinnen trotz aller Widrigkeiten meist beim ersten Mal. Gezieltes Tasten, bevor die entsprechende Stelle desinfiziert und zugestochen wird, verhilft zum Erfolg. Doch ist es aufgrund der Venen wirklich sehr schwer, hat man laut Hatice S. noch die Möglichkeit, auf die Hand- bzw. im nächsten Schritt auf die Fußrücken auszuweichen. An beiden Stellen treten die Venen für gewöhnlich deutlicher hervor. Der Nachteil: Hier fehlt es an Fettgewebe, das macht es für die Patienten deutlich schmerzhafter.
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Neu stechen oder mit der Nadelspitze „abbiegen“?
Ist die Vene gefunden und scheinbar getroffen, muss das nicht heißen, dass das Blut automatisch ins Röhrchen sprudeln will. Manchmal kommt nichts, man hat die (Roll-)Vene doch verfehlt. Viele Arzthelfer wollen in diesem Fall nicht „aufgeben“, sprich: die Nadel herausziehen, eine günstigere Stelle finden und neu zustechen. Stattdessen lassen sie bevorzugt die Nadel im Unterhautfettgewebe stecken und suchen durch kleine Richtungswechsel nach der Quelle. Warum? Vielleicht aus falscher Eitelkeit, da ein zweiter Einstich ein etwaiges Versagen aufzeigen würde?
„Die meisten Schmerzrezeptoren sitzen an der Hautoberfläche“, klärt die Expertin auf. „Man will es deshalb vermeiden, noch einmal nachstechen zu müssen.“ Die Haut des Patienten etwas straffen und nach der Vene tasten – das mache vor allem im Zusammenhang mit Rollvenen Sinn, die man auf diese Weise vielleicht noch erwischen könnte.
Was können Patienten tun, um die Blutabnahme zu erleichtern?
Ausreichend trinken
„Trinken Sie vor der geplanten Blutentnahme viel Wasser“, rät Hatice S. Denn dadurch wird der Strom durch die Blutgefäße gefördert, was es dem medizinischen Personal leichter macht, die gesuchten Venen zu finden. Auch wer „nüchtern“ zum Blutabnehmen erscheinen soll, darf für gewöhnlich trinken, allerdings idealerweise nur Wasser. Letztendlich hängt das aber von der jeweiligen Untersuchung ab. Fragen Sie am besten in der Arztpraxis nach, ob und ggf. was Sie an Flüssigkeiten zu sich nehmen dürfen.
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Unterarme aufwärmen
Es ist weiterhin zu empfehlen, die Unterarme etwas aufzuwärmen. Das gelingt etwa unter fließendem warmen Wasser oder Reibung. „Die Venen kommen dadurch besser zum Vorschein, weil sie sich entspannen und erweitern“, weiß Hatice S.
Warum Sie keine Faust machen sollten
Bitte eine Faust machen und pumpen – haben Sie bei der Blutabnahme vermutlich schon mal gehört. Doch auch wenn viele Arzthelfer dazu auffordern, da es den Blutfluss fördern soll, bringt es letztendlich Nachteile, wenn Patienten die Hand zur Faust ballen. Es kann zu fehlerhaften Laborergebnissen führen.1 Aus demselben Grund sollte das Blut nicht zu lange mit einem Gurt am Oberarm gestaut werden (maximal eine Minute), auch sollten Patienten den Arm deshalb nicht hängen lassen. Es kann in diesen Fällen zu einer Konzentrationsverschiebung von z. B. Blutzellen kommen und in der Folge zu einem verfälschten Befund. Typisch ist für eine zu lange bzw. starke Stauung eine falsch erhöhte Kaliumkonzentration im Serum. Ebenso kann der Blutabnahme-Fehler die Gerinnungsdiagnostik beeinträchtigen.
Für die einen ein unliebsamer Pflichttermin, bedeutet er für andere Menschen ernsthafte seelische und körperliche Qualen. Einige verlieren bei der Blutabnahme das Bewusstsein. Sie leiden an einer Blut-Spritzen-Verletzungs-Phobie, einer Form der Angststörung, die gemeinhin bereits im frühen Kindesalter auftritt. Im Erwachsenenalter sind immer noch rund drei Prozent der Bevölkerung betroffen.2 Das kann gravierende Folgen haben – spätestens dann, wenn wichtige ärztliche Untersuchungen aus Angst vermieden werden. Es ist daher sehr wichtig, eine schwere Blut-Spritzen-Verletzungs-Phobie therapeutisch zu behandeln.
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Quellen
- 1. Liu, Y.T. „Durchführung einer venösen Blutentnahme“, MSD Manuals – Ausgabe für medizinische Fachkreise, (aufgerufen am 28.7.2023)
- 2. Max Planck Institut für Psychiatrie. „Behandlung der Blut-, Spritzen- und Verletzungsphobie“ (aufgerufen am 28.7.2023)