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Ratgeber für Eltern

Wie sich eine Blasenentzündung bei Kindern äußert und was zu tun ist

Kinder Blasenentzündung
Blasenentzündungen lösen auch bei Kindern Schmerzen beim Wasserlassen aus Foto: Getty Images

20. Februar 2025, 4:24 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Wenn der Toilettengang zur Tortur wird: Eine Blasenentzündung (auch: Harnweginfektion, medizinisch: Zystitis) ist eine schmerzhafte, aber weitverbreitete Erkrankung, die auch bei Kindern auftreten kann. Besonders Mädchen sind häufig betroffen, da ihre Harnröhre kürzer ist und es Bakterien daher leichter haben, in die Harnwege einzuwandern. FITBOOK-Autorin Doris Tromballa klärt auf über Ursachen, Symptome und Behandlung einer Blasenentzündung bei Kindern.

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Eine Harnwegsinfektion ist sehr unangenehm: Beim Wasserlassen brennt es höllisch und ständig hat man das Gefühl, aufs Klo zu müssen. Das ist auch für Kinder eine Qual. Dazu: Unbehandelt kann eine solche Infektion zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen. Eltern sollten daher die Symptome frühzeitig erkennen.

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Wie häufig ist eine Blasenentzündung bei Kindern?

Harnwegsinfekte sind bei Kindern sehr häufig: Bis zum siebten Lebensjahr haben etwa acht Prozent der Mädchen und zwei Prozent der Jungen mindestens einmal eine Harnwegsinfektion durchgemacht.1 Damit zählen sie den häufigsten bakteriellen Infektionen im Säuglings- und Kinderalter überhaupt. Im ersten Lebenshalbjahr sind überwiegend Jungen von Harnwegsinfektionen betroffen, später erkranken Mädchen 10- bis 20-fach häufiger als Jungen.2 Kinder, die noch Windeln tragen, haben ebenso ein erhöhtes Risiko, da Feuchtigkeit und mangelnde Belüftung das Wachstum von Bakterien begünstigen.

Häufige Harnwegsinfektionen können außerdem ein Hinweis auf angeborene Harnwegdefekte sein – diese werden mithilfe eines Ultraschalls abgeklärt.3

Was sind die Ursachen einer Blasenentzündung bei Kindern?

Blasenentzündungen entstehen durch Bakterien, die aus dem Darm stammen. Escherichia coli ist der häufigste Erreger.4 In unserem Darm ist das Bakterium ein ganz normaler„Mitbewohner“. Aber wenn er sich auf die Reise macht, verursacht er Probleme: Dann kann das Bakterium den Harntrakt besiedeln und eine Entzündung hervorrufen. Vor allem nach dem Toilettengang kann eine falsche Wischtechnik (von hinten nach vorn) das Eindringen der Bakterien begünstigen. Auch feuchte Windeln sind eine Brutstätte für Keime.5 Besonders saugfähige Windeln erwiesen sich in einer kleinen Studie dabei als eher ungünstig: Sie würden möglicherweise eine unzureichende Luftzirkulation bieten und auch begünstigen, dass die Windel seltener gewechselt wird.6

Darüber hinaus gibt es angeborene Faktoren, die eine Harnwegsinfektion begünstigen können. Kinder mit einem sogenannten vesikoureteralen Reflux, einer Fehlbildung, die dazuführt, dass Urin zurück in die Harnleiter fließt, haben ein besonders hohes Risiko für häufige Harnwegsinfektionen. Eine Ultraschalluntersuchung kann Klarheit verschaffen, ob eine solche Anomalie vorliegt. Auch eine Schwächung des Immunsystems durch Infekte oder andere Erkrankungen kann dazu führen, dass sich Keime leichter vermehren.7

Ein weiterer Risikofaktor ist Unterkühlung. Kinder, die lange auf kaltem Untergrund sitzen oder nasse Kleidung tragen, sind anfälliger für eine Blasenentzündung. Die Blutgefäße ziehen sich durch die Kälte zusammen, was eine schlechtere Durchblutung der Harnröhre zur Folge hat und die Immunabwehr schwächt.8

Auch interessant: Ursachen, Symptome und Behandlung von Neurodermitis bei Kindern 

Symptome einer Blasenentzündung bei Kindern

Die Symptome einer Harnwegsinfektion sind je nach Alter unterschiedlich. Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Anzeichen oft nicht eindeutig: Fieber, Unruhe, Appetitlosigkeit und ein auffälliger Uringeruch können erste Hinweise sein. Manche Babys weinen beim Wasserlassen, was auf Schmerzen hindeutet. Kinder, die schon „trocken“ waren, beginnen manchmal, sich bei einer Harnwegsinfektion wieder einzunässen.

Ältere Kinder hingegen klagen häufig über brennende Schmerzen beim Wasserlassen und haben das Gefühl, dauernd auf die Toilette zu müssen, obwohl nur geringe Mengen Urin kommen. Der Urin kann trüb oder sogar blutig sein. Manchmal treten auch Bauch- oder Rückenschmerzen auf, vor allem wenn sich die Infektion weiter auf die Nieren ausbreitet.9

Welche Komplikationen gibt es bei einer Blasenentzündung?

Bleibt eine Blasenentzündung unbehandelt, kann sie sich zu einer Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) entwickeln. Diese ernsthafte Infektion kann unbehandelt dauerhafte Folgen haben. Vor allem bei Babys und Kleinkinder sind gefährdet: Ihre Nieren sind noch nicht vollständig ausgereift. Dadurch können sich Bakterien bei einer Blasenentzündung leichter bis zum Nierenbecken ausbreiten und dort eine Entzündung verursachen. Das kann die langfristigen Schäden an den Nieren verursachen. Anzeichen für eine Nierenbeckenentzündung sind starke Bauch-, Rücken- oder Seitenschmerzen, hohes Fieber oder Schüttelfrost, Erbrechen, ein allgemeines Krankheitsgefühl und Blut im Urin.10 Um eine Verschlimmerung einer Blasenentzündung zur Nierenbeckenentzündung zu verhindern, sollten verdächtige Symptome bei Kindern immer frühzeitig von einem Kinderarzt abgeklärt werden.

Wie wird eine Blasenentzündung diagnostiziert?

Eine Urinprobe kann Aufschluss darauf geben, ob sich die Schmerzen beim Wasserlassen auf eine bakterielle Infektion des Harntrakts zurückführen lässt. Deswegen am besten schon zum Besuch beim Arzt einen Becher Urin mitbringen. Sonst wird die Urinprobe in der Praxis genommen. Dabei wird der Urin auf Bakterien, Entzündungszellen und Nitrit getestet.11 Bei älteren Kindern kann eine sogenannte Mittelstrahlurinprobe genutzt werden, bei jüngeren Kindern wird der Urin oft mittels eines speziellen Urinbeutels aufgefangen. Falls der Verdacht auf eine komplizierte Harnwegsinfektion besteht, kann eine Ultraschalluntersuchung der Nieren und der Blase helfen. In schwereren Fällen oder bei wiederholten Infektionen kann eine Blasenspiegelung oder eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel notwendig sein, um eine genaue Diagnose zu stellen. Zudem wird manchmal eine Urinkultur angelegt, um das spezifische Bakterium zu identifizieren und eine gezielte Antibiotikatherapie zu ermöglichen oder falls eine Harnwegsinfektion schon öfter aufgetreten ist.

Wann sollte ein Kind mit Blasenentzündung zum Arzt?

Grundsätzlich: immer. Eine Blasenentzündung sollte immer medizinisch abgeklärt werden, da sie unbehandelt zu schwereren Infektionen führen kann. Ein Arzt kann die notwendige Urin-Analyse durchführen und abklären, ob es sich um eine Harnwegentzündung oder ein anderes Problem handelt – gerade bei kleinen Kindern, die noch nicht genau beschreiben können, wie es ihnen geht. Und schließlich gibt es viele verschiedene Ursachen für Bauchschmerzen oder Fieber.12 Außerdem ist in der Regel ein verschreibungspflichtiges Antibiotikum nötig, um die Entzündung zu vertreiben. Der obligatorische Arztbesuch gilt nicht nur für Kinder, sondern ebenso für Schwangere. Auch bei wiederkehrenden Infektionen oder wenn die Symptome trotz ausreichender Flüssigkeitszufuhr und Wärme nicht abklingen, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.

Behandlung: Was hilft bei einer Blasenentzündung?

Die Standardtherapie besteht meist in der Gabe eines geeigneten Antibiotikums, das gezielt gegen die verursachenden Bakterien wirkt. Wichtig ist, dass die Antibiotika-Kur nicht vorzeitig abgebrochen wird, auch wenn die Symptome bereits abgeklungen sind, da sonst Resistenzen entstehen können.13 Das heißt, bestimmte Antibiotika sind dann nicht mehr wirksam – eine Entwicklung, die immer mehr Menschen weltweit betrifft.14 Spezielle harntreibende Mittel sind bis zum Schulalter nicht geeignet, da sie die Blase zu sehr reizen und die Beschwerden eher verschlimmern können. Dazu können Arzt bei Bedarf kindgerechte schmerzstillende Mittel (wie spezielle Dosierungen von Ibuprofen oder Paracetamol) verschreiben.15

Ergänzend zur medikamentösen Therapie ist ganz wichtig: Trinken, trinken, trinken! So werden Blase und Harntrakt gespült und die Bakterien schneller aus dem Körper geschwemmt. Warme Sitzbäder mit Kamille oder eine Wärmflasche auf dem Unterbauch können zusätzlich zur Linderung der Beschwerden beitragen.

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Vorbeugung: Wie kann man Blasenentzündungen verhindern?

Eine gute Hygiene ist der beste Schutz vor einer Blasenentzündung. Das heißt, vordergründig für Mädchen: Nach dem Toilettengang immer von vorn nach hinten wischen. Außerdem, wenn man „muss“ – möglichst gleich zur Toilette gehen und nicht zu lange den Harndrang unterdrücken. Beim Wasserlassen sollte immer die gesamte Blase entleert werden – im Resturin können sich schnell Bakterien ansammeln. Ebenso sollte Verstopfung vermieden werden. Mithilfe der Bristol-Skala kann man sich orientieren, wie das „Ergebnis“ auf der Toilette idealerweise aussehen soll.

Auch eine angepasste Kleidung ist wichtig. Warme Unterhosen und trockene Kleidung können helfen, Unterkühlung zu vermeiden. Vor allem Füße und Unterbauch sollten nicht auskühlen – also kein Barfußlaufen im Winter, nicht auf feuchten oder kalten Flächen sitzen. Außerdem sollten sich Kinder möglichst früh daran gewöhnen, viel zu trinken. Das hilft Harntrakt und Nieren, gesund zu bleiben.

Neusten Studien zufolge kann auch Cranberry-Saft helfen, Harnwegsinfektionen vorzubeugen. Gerade bei Frauen und Kindern hat der Saft aus der sauren Beere so gute Ergebnisse gebracht, dass eine internationale Forschungsgruppe dafür jetzt eine Empfehlung ausgesprochen hat. Für Probiotika, also Produkte, die spezielle Bakterienkulturen enthalten, konnte jedoch keine eindeutig nachweisbare Wirkung bei der Vorbeugung von Harnwegsinfekten gefunden werden.16

Themen Kindergesundheit

Quellen

  1. Hellström, A., Hanson, E., Hansson, S. et al. (1991). Association between urinary symptoms at 7 years old and previous urinary tract infection. Archives of Disease in Childhood. ↩︎
  2. Beets, R. (2019). Harnwegsinfektionen bei Kindern und Jugendlichen. Springer Medizin. ↩︎
  3. Weinberg, G. Harnwegsinfektionen bei Kindern. (aufgerufen am 18.02.2025) ↩︎
  4. Tullus, K. et al. (2020). Urinary tract infections in children. The Lancet. ↩︎
  5. Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. Nasse Windeln können Blasenentzündungen fördern. (aufgerufen am 18.02.2025) ↩︎
  6. Fahimzad, A., Taherian, M., Dalirani, R. et al. (2010). Diaper type as a risk factor in urinary tract infection of children. Iranian Journal of Pediatrics. ↩︎
  7. Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie und Arbeitskreis Kinder- und Jugendurologie in der DeutschenGesellschaft für Urologie. Interdisziplinäre S2k-Leitlinie: Harnwegsinfektionen im Kindesalter:Diagnostik, Therapie und Prophylaxe. (aufgerufen am 18.02.2025) ↩︎
  8. Kaufman, J., Temple-Smith, M., Sanci L. (2019). Urinary tract infections in children: an overview of diagnosis and management. BMJ Paediatrics Open. ↩︎
  9. Johns Hopkins Medicine. Urinary Tract Infections (UTI) in Children. (aufgerufen am 18.02.2025) ↩︎
  10. Universitätsspital Zürich. Nierenbeckenentzündung. (aufgerufen am 18.02.2025) ↩︎
  11. Guo, W., Li, X., Li , Y. et al. (2024). Analysis of Clinical Features and Pathogen Characteristics of Urinary Tract Infections in Neonates: A Retrospective Study. Archivos Españoles de Urología. ↩︎
  12. Buel, K. L., Wilcox, J., Mingo, P. T. (2024). Acute Abdominal Pain in Children: Evaluation and Management. American Academy of Family Physicians. ↩︎
  13. Hay, A. D., Costelloe, C. (2013). Antibiotics for childhood urinary tract infection: can we be smarter? The British Journal of General Practice. ↩︎
  14. Sousa, P., Delgado, L., Correia-de-Oliveira, S. et al. (2025). Urinary Tract Infections in Children: Changing Trends in Etiology and Local Resistance Patterns over a Three-Year Period. Acta Médica Portuguesa. ↩︎
  15. White B. (2011). Diagnosis and treatment of urinary tract infections in children. American Academy of Family Physicians. ↩︎
  16. Nelson, Z., Aslan, A. T., Beahm, N. P. et al. (2024). Guidelines for the Prevention, Diagnosis, and Management of Urinary Tract Infections in Pediatrics and Adults: A WikiGuidelines Group Consensus Statement. JAMA Network Open. ↩︎
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