19. Mai 2024, 22:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer eins hat, wird wohl bestätigen, dass das Stechen gewöhnlicher Tattoos bereits recht schmerzhaft ist. Umso mehr gilt das für sogenannte Blackout-Tattoos, bei denen ganze Hautareale großflächig eingefärbt werden. Doch drohen auch langfristige Nachteile? Man dürfte sich etwa fragen, ob auf komplett schwarz tätowierter Haut noch krankhafte Veränderungen erkennbar wären. Und wie ist es mit der Vitamin-D-Aufnahme? FITBOOK-Autorin Laura Pomer hat das Thema genauer beleuchtet und mit einem Dermatologen gesprochen.
Vor dem Stechen eines Tattoos steht die Frage nach dem Motiv. Das sollte idealerweise dauerhaft gefallen – immerhin verbleiben Tattoos auf der Haut, solang man nicht versucht, sie in einem aufwändigen und kostenintensiven Verfahren mit Laser entfernen zu lassen. Blackout-Tattoos sind da quasi die nüchternere Variante. Hier werden keine (in ihrer Bedeutung womöglich vergänglichen) Schriftzüge oder Bilder gestochen, sondern großflächige Farbblöcke. Besonders häufig ist dabei das im Namen vorkommende Schwarz. Man sieht Blackout-Tattoos aber auch immer mal in Grau oder Weiß.
Übersicht
Blackout-Tattoos – nicht nur bei Promis beliebt
Ein prominentes Beispiel eines Blackout-Tattoos trägt der US-amerikanische Rapper Machine Gun Kelly auf der Haut. Der obere Teil seines Oberkörpers wie auch seine Arme kommen großflächig in intensivem Schwarz daher. Dahinter steckten „einzig spirituelle Zwecke“, schrieb er dazu auf Instagram.
Die Technik ist anders als bei feineren Tattoos
Die Kolleginnen von STYLEBOOK haben den Blackout-Tattoo-Trend bereits vorgestellt und sind auch auf die Technik eingegangen. „Da der Tattoo-Profi eine möglichst opaque und gleichmäßig schwarze Fläche kreieren muss, arbeitet er mit mehr Nadeln“, heißt es da. Auch müsse öfter über einzelne Stellen gestochen werden. Die Fertigstellung dauert länger als bei einfacheren Tattoos, welche kleinere Flächen oder einzelne Linien zeigen, und sie kann mitunter mehrere Sitzungen benötigen. Das bedeutet für den Kunden natürlich nicht zuletzt mehr Schmerzen. Auch der Heilungsprozess ist langwieriger als bei feineren Tattoos. Bis zu sechs Monate kann es dauern, bis sich nach dem Stechen eines Blackout-Tattoos die Haut wieder vollständig hergestellt hat.
Sind (Blackout-)Tattoos schädlich?
Sich ein Tattoo bzw. Permanent-Make-up verpassen zu lassen, bei dem ebenfalls eine Nadel zum Einsatz kommt, ist nie ganz ohne Risiko. Darauf weist die Verbraucherzentrale hin.1 Es drohen demnach mitunter schwere Infektionen, gegebenenfalls gar mit Hepatitis- oder HI-Viren, sollten im Studio Hygienemängel bestehen. Auch sei bereits ernst zu nehmen, dass sich bei Tätowierten erwiesenermaßen Farbpigmente in den Lymphknoten ablagern können. Ebenso, dass in der EU seit 2022 verschiedene, bis dahin gängige Tattoo-Farben verboten sind, da sie Schadstoffe enthalten sollen.
Bei den besonders großflächigen Blackout-Tattoos wird logischerweise noch mehr Farbe eingebracht. FITBOOK wollte von einem Hautarzt wissen, welche möglichen Gefahren damit einhergehen.
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Experte zu den Risiken von Blackout-Tattoos
„Je größer die Fläche der Tätowierung, desto höher das Allergierisiko“, erklärt der Münchener Dermatologe Dr. med. Timm Golüke. Man weiß, dass Tattoo-Farbe verschiedene Stoffe enthält, die bei dafür anfälligen Personen Allergien auslösen können. Hierzu zählen Metallsalze in wasserlöslichen Farbpigmenten, Nickel und Konservierungsstoffe.2 Symptome, die auf eine allergische Reaktion hinweisen, reichen von einfachem Juckreiz an der behandelten Stelle bis hin zu Entzündungen mit Bläschenbildung.
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Kein Hautkrebs-Screening mehr möglich
Es kommt noch etwas Entscheidendes hinzu. Laut Dr. Golüke ist auf einem komplett zutätowierten Arm kein Hautkrebs-Screening mehr möglich. Ein Profi sollte das wissen, so der Arzt, und deshalb sogenannte „Leberflecken“ bzw. Pigmentflecken beim Tätowieren dringend aussparen. Denn bekanntlich kann sich aus den eigentlich harmlosen Hautwucherungen aus pigmentproduzierenden Zellen unter Umständen Hautkrebs entwickeln. Er betont noch einmal: „Muttermale dürfen keinesfalls übertätowiert werden, da man die Stelle dann nicht mehr auf krankhafte Veränderungen kontrollieren kann.“
Was hingegen die Vitamin-D-Aufnahmefähigkeit über die Haut betrifft, sieht Dr. Golüke bei Blackout-Tattoos kein größeres Problem. Er vergleicht einen komplett in Schwarz tätowierten Arm mit einem Kleidungsstück, „und die Vitamin-D-Resorbtion erfolgt ohnehin über die Haut an den Handinnenflächen und im Gesicht“.