30. Juni 2021, 11:33 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Es ist eine Schlüsselfrage der Pandemie: Wie lange schützt die Impfung vor Covid-19? Eine Studie zeigt, dass das Immunsystem noch Monate nach der BioNTech-Impfung Gedächtniszellen bildet. Experten werten das als gutes Zeichen.
Der Impfstoff von BioNTech/Pfizer löst offenbar eine relativ langanhaltende starke Immunreaktion aus. US-Mediziner wiesen bei Geimpften noch drei Monate nach der zweiten Dosis sogenannte B-Gedächtniszellen des Immunsystems nach, wie sie im Fachblatt „Nature“ berichten. Was wir zum Schutz von BioNTech vor Corona bzw. Covid-19 wissen, lesen Sie hier.
Frage der lang andauernden Immunität
„Das belegt eine wirklich robuste Immunreaktion“, betont Co-Studienleiterin Rachel Presti von der Washington University School of Medicine in St. Louis. Carsten Watzl vom Leibniz Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) stimmt dieser Einschätzung zu. „Das ist sehr erfreulich. Aber ob und wie weit sich daraus eine lang andauernde Immunität ableiten lässt, ist offen“, sagt der Immunologe, der nicht an der Arbeit beteiligt war, mit Blick auf die tatsächliche Schutzwirkung der Impfung.
Dass die mRNA-Impfungen mindestens sechs Monate lang zuverlässig vor der Erkrankung Covid-19 schützen, ist bekannt. Unklar ist dagegen, wie lange der Schutz darüber hinaus anhält. Um die immunologischen Prozesse zu klären, untersuchte das Team um die Infektiologin Presti und den Immunologen Ali Ellebedy gesunde Menschen nach den beiden im Abstand von drei Wochen verabreichten Impfdosen.
Schutz der BioNTech-Impfung vor Corona: B-Zellen noch nach 3 Monaten
Das Präparat wird in den Oberarm injiziert. In den Wochen nach den Impfungen entnahmen die Forscher Menschen mehrmals Proben aus Lymphknoten der benachbarten Achselhöhle. Diese untersuchten sie auf sogenannte Keimzentren: Sie gehören zu den weißen Blutkörperchen und bilden die B-Gedächtniszellen der Immunabwehr. Im Fall einer Infektion bauen sie rasch eine gezielte Abwehrreaktion auf.
„Keimzentren sind der Schlüssel zu einer dauerhaften schützenden Immunreaktion. Dort wird unser Immungedächtnis gebildet“, erläutert Ellebedy. Von zehn Teilnehmern analysierten die Forscher Proben, die noch zwölf Wochen nach der zweiten Impfdosis entnommen wurden. Bei acht von ihnen fanden sie Keimzentren mit auf den Erreger abzielenden B-Zellen, wie sie im Fachblatt „Nature“ berichten. „Das ist ein gutes Zeichen“, sagt Watzl. „Die Studie bietet einen einzigartigen Einblick in die Prozesse in den Lymphknoten.“
Geimpfte, die infiziert waren, hatten noch höhere Werte
Zusätzlich analysierten die Forscher mehrfach Blutproben von 41 Geimpften, von denen acht zuvor bereits eine Sars-CoV-2-Infektion durchgemacht hatten. Die Antikörper-Konzentration erreichten ihren Höhepunkt generell eine Woche nach der zweiten Impfung und die Antikörper waren gegen sämtliche drei untersuchten Corona-Varianten wirksam: einen ursprünglichen Typ, die in Großbritannien entdeckte Alpha-Variante und die in Südafrika nachgewiesene Beta-Variante. Die Delta-Variante spielte in der Studie keine Rolle.
Jene Geimpfte, die vorher mit dem Erreger infiziert gewesen waren, hatten noch höhere Werte als die übrigen Teilnehmer. „Wenn man schon einmal infiziert war und dann geimpft wird, bekommen die Antikörper-Werte einen Schub“, erläutert Ko-Autorin Jane O’Halloran. „Die Impfung hat eindeutig einen zusätzlichen Nutzen, daher empfehlen wir sie auch Menschen, die Covid-19 hatten.“
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Moderna-Hersteller meldet Immunantwort auf Delta-Variante
Gegen die Delta-Variante soll der Impfstoff Moderna eine Immunantwort hervorrufen. Das teilte das in Cambridge (US-Staat Massachusetts) ansässige Biotechnologieunternehmen Anfang der Woche mit. Entsprechende Ergebnisse hätten Studie mit Seren (Blutbestandteil) von acht Geimpften geliefert. Geprüft von anderen Wissenschaftlern sind die Ergebnisse noch nicht – und eine nachweisbare Immunantwort ist nicht unbedingt gleichbedeutend mit einem echten Schutz vor der Infektion mit dem Coronavirus.
Mit Material von dpa