17. März 2023, 20:43 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
FITBOOK berichtet regelmäßig von gesundheitsförderlichen Maßnahmen, die einen lebensverlängernden Effekt bringen können. Wie wirksam diese wirklich sind, beweist womöglich der Fall von Altersforscher Dr. David Sinclair. Der inzwischen 53-jährige Harvard-Professor will seine eigene Alterung maßgeblich verlangsamt haben – sein biologisches Alter ist Medienberichten zufolge um 10 Jahre jünger als sein kalendarisches. Alles über diese erstaunliche Geschichte lesen Sie hier.
An Dr. David Sinclair nagt der Zahn der Zeit in seinem ganz eigenen Tempo. Zahlreiche Medien greifen die aktuelle Schlagzeile über den Molekularbiologen der Harvard Universität auf, der laut einem Bericht des Nachrichtenportals „Insider“ sein biologisches Alter um rund zehn Jahre gesenkt haben soll. FITBOOK fasst zusammen, wie er das geschafft haben will – und warum sein Fall auch denjenigen Mut machen könnte, die bislang einen weniger gesundheitsförderlichen Lebensstil gepflegt haben.
Übersicht
- Biologisches Alter um 10 Jahre gesenkt – mit diesen Tricks
- In Studien erprobte Ernährungsempfehlungen
- Pflanzenstoffe aus grünem Tee und Nahrungsergänzungsmittel
- Regelmäßige Bewegung
- Keinen Stress zulassen – auch nicht durch die falsche Gesellschaft
- Früher hat der Verjüngungsexperte nicht so gesund gelebt
Biologisches Alter um 10 Jahre gesenkt – mit diesen Tricks
Der Forscher beruft sich auf eine labortechnische Untersuchung seiner DNA. Demnach deuteten diejenigen Komponenten seines Erbmaterials, die den Alterungsprozess widerspiegeln, auf ein biologisches Alter von nur 43 Jahren hin. Bemerkenswert – immerhin geht Dr. David Sinclair rein rechnerisch auf die 54 zu, im Juni ist sein Geburtstag. Er selbst habe mit so etwas aber ohnehin gerechnet, berichtet er im „Insider“-Interview. Sein errechnetes biologisches Alter sei demnach in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gesunken, „bis zu einem Punkt, an dem ich voraussichtlich mindestens ein Jahrzehnt länger leben werde, als es der Fall wäre, wenn ich nichts getan hätte“. Und das, was er getan hat, ist keine Zauberei.
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In Studien erprobte Ernährungsempfehlungen
Einhalten von Fastenzeiten zwischen den Mahlzeiten
Der Schlüssel zur Senkung des biologischen Alters ist laut Sinclair die richtige Ernährung. Der Veganer schwöre auf das regelmäßige Einhalten von Fastenzeiten, besser bekannt als Intervallfasten. Er achte darauf, wann immer es möglich ist, nur während weniger Stunden im Tagesverlauf Mahlzeiten zu sich zu nehmen.
FITBOOK berichtete erst kürzlich von einer Untersuchung der University of Southern California, die verschiedene Ernährungsformen zum Gegenstand hatte, welche ein langes Leben bescheren sollen.1 Auch hier konnte das Einhalten von Nahrungspausen überzeugen. Kasteien muss man sich demnach gar nicht – es habe bereits einen messbaren Effekt auf die Lebenserwartung, wenn man täglich zwölf Stunden auf eine Nahrungszufuhr verzichtet, also beispielsweise nach dem Abendessen um ca. 20 Uhr erst am Folgemorgen ab 8 Uhr wieder isst.
Pflanzenstoffe aus grünem Tee und Nahrungsergänzungsmittel
Sinclair trinke täglich mindestens zwei Tassen grünen Tee. Grund dafür seien die darin enthaltenen, entzündungshemmenden Pflanzenstoffe, die demnach sogar Krebserkrankungen verhindern können sollen. Die Rede ist von speziellen Pflanzenstoffen (sogenannte Flavonoide), von denen einige auch in dunkler Schokolade bzw. in Kakaobohnen sowie in Rotwein und verschiedenen, kräftig gefärbten Gemüsesorten vorkommen.
Auch mit dieser Gewohnheit stützt sich der Forscher auf Erkenntnisse aus Studien. In verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen wurden die positiven Eigenschaften von Flavonoiden belegt, insbesondere auf die Gedächtnisleistung. FITBOOK thematisierte erst kürzlich eine entsprechende Studie der Rush University Medical Center in Chicago.2 Demnach schreitet bei Menschen, die regelmäßig Flavonoide zu sich nehmen – vor allem aus grünem Tee–, der geistige Verfall langsamer voran.
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Regelmäßige Bewegung
In puncto Sport könnte er zwar konsistenter sein. Doch in der Regel schaffe es Sinclair, dreimal die Woche aerobe Bewegungsabläufe (z. B. Schwimmen, Laufen oder Radfahren) in seinen Alltag zu integrieren und so auf eine Trainingszeit von wöchentlich rund 150 Minuten zu kommen. Vor allem sei es ihm wichtig, sitzende Tätigkeiten maßgeblich einzuschränken. Deshalb nutze der Uni-Professor an einem höhenverstellbaren Schreibtisch, an dem er auch im Stehen arbeiten kann.
Sitzen wird von Forschern schon längst kritisch gesehen und mit einer erhöhten Sterblichkeitsrate in der westlichen Welt in Verbindung gebracht.3 Um den Effekt zu reduzieren, raten Experten dazu, zumindest jede halbe Stunde aufzustehen.
Keinen Stress zulassen – auch nicht durch die falsche Gesellschaft
„Ich umgebe mich zunehmend mit Leuten, die keine Idioten sind“, so Sinclair. Er hat offenbar die Erfahrung von seelischem Stress durch das falsche Umfeld gemacht. Seit einer Weile setze er auf gezieltes Stressmanagement, verordne sich selbst Ruhezeiten. Generell versuche er, Probleme nicht größer zu machen, als sie sind. Das sei eine gute Maßnahme, um dem Altern Einhalt zu gebieten.
Früher hat der Verjüngungsexperte nicht so gesund gelebt
Menschen, die sich mit gesünderen Gewohnheiten bisher schwergetan haben, neigen dazu, schnell die Motivation zu verlieren, wenn es darum geht, endlich etwas zu ändern. Nach dem Motto: „Jetzt ist es eh zu spät.“
Dabei ist Sinclair selbst kein Beispiel für ein ganzes Leben gesunder Entscheidungen. Bis in seine Dreißiger habe er sich schlecht ernährt, unter Übergewicht gelitten und Alkohol im Übermaß konsumiert. Er habe erst dann entschieden, etwas ändern zu müssen – offensichtlich erfolgreich. Dies sei der Zeitpunkt gewesen, als er anfing, sich rein vegan zu ernähren.
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Quellen
- 1. Longo, V.D. & Anderson, R.M. (2022). Nutrition, longevity and disease: From molecular mechanisms to interventions. Cell.
- 2. Holland, T., Agarwal, P., Wang, Y. et al. (2022). Association of Dietary Intake of Flavonols With Changes in Global Cognition and Several Cognitive Abilities. Neurology.
- 3. Raichlen, D.A., Pontzer, A., Zderic, T.W. et al. (2020). Sitting, squatting, and the evolutionary biology of human inactivity. PNAS.