20. Dezember 2024, 13:53 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein hohes biologisches Alter geht oft mit einem ungesunden Lebensstil einher. Das wiederum kann weitere Folgen nach sich ziehen, wie etwa das Fördern der Entstehung von Polypen im Darm. Zu diesem Ergebnis kam eine neue Studie. Wie dies das Darmkrebsrisiko beeinflussen kann, erklärt FITBOOK-Redakteurin Janine Riedle.
Das biologische Alter verrät, wie alt unser Körper tatsächlich ist – unabhängig vom kalendarischen Alter, also von den Lebensjahren. Faktoren wie die Ernährung, körperliche Aktivität und das Schlafverhalten nehmen einen großen Einfluss darauf. Kurz gefasst: Ein gesunder Lebensstil sorgt dafür, dass wir körperlich gesehen nicht so schnell altern. Doch wer einen solchen nicht einhält, begünstigt dadurch ein höheres biologisches Alter, was Folgen haben kann: Eine neue Studie zeigt, dass es das Darmkrebsrisiko deutlich beeinflusst – und das vor allem bei Menschen unter 50 kalendarischen Lebensjahren!
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Übersicht
Darmpolypen begünstigen das Darmkrebsrisiko
Das biologische Alter könnte künftig eine wichtige Rolle bei der Früherkennung von Darmkrebs spielen.1 Denn Wissenschaftler stellten in einer Studie heraus, dass ein deutlicher Zusammenhang zwischen einer beschleunigten Alterung auf zellulärer Ebene und der Wahrscheinlichkeit, Polypen im Dickdarm zu entwickeln, besteht. Solche Polypen können gutartig sein, stellen jedoch ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Darmkrebs dar – sie sind also eine Art Vorstufe.
Ziel dieser Untersuchungen war, herauszufinden, warum manche Menschen trotz gleichen kalendarischen Alters gesundheitliche Risiken oder Krankheiten früher entwickeln als andere. Anhand epigenetischer Marker, mit denen man das biologische Alter bestimmen kann, wollte man herausfinden, inwiefern diese das Risiko für Darmpolypen – und somit indirekt das Darmkrebsrisiko – vorhersagen können.
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Vergleich von biologischem Alter und Polypen im Darm
Die Forscher rekrutierten Menschen unter 50 Jahren. Der Grund: In einer vergangenen Studie hatte man herausgestellt, dass die Betroffenen von Darmkrebs immer jünger werden, also unter die 50 kalendarischen Lebensjahre fallen (FITBOOK berichtete). Demnach gingen die Wissenschaftler davon aus, dass dies auf ein höheres biologisches Alter zurückzuführen sein könnte.
Im ersten Schritt bestimmten sie das physiologische Alter zunächst anhand von 51 Blutproben. Dafür nutzten sie die sogenannte DNA-Methylierung. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, das chemische Veränderungen in der DNA untersucht. Diese dienen als Marker für das biologische Alter.
Die Ergebnisse des biologischen Alters verglich man mit denen einer Darmspiegelung. Die Forscher berücksichtigten dabei potenzielle Störfaktoren wie Geschlecht, Body-Mass-Index (BMI), Raucherstatus und familiäre Vorbelastung mit Darmkrebs, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse nicht von anderen Variablen beeinflusst wurden.
Erhöhtes Risiko für Darmpolypen
Die Analysen ergaben, dass jedes „beschleunigte Jahr“, also jedes biologische Jahr mehr im Vergleich zum kalendarischen Alter, mit einem um 16 Prozent erhöhten Risiko für Darmpolypen einhergeht und damit auch das Darmkrebsrisiko steigert. Anders als angenommen beeinflussten Faktoren wie der BMI und das Rauchverhalten das Risiko für Darmpolypen nicht.
Eine weitere wichtige Erkenntnis: Das Geschlecht ist ebenfalls ein starker Risikofaktor. „Obwohl der Befund zum biologischen Alter interessant und vielleicht sogar aufregend ist, bleibt das männliche Geschlecht der stärkste Risikofaktor für präkanzeröse Polypen“, erklärte Dr. Shria Kumar, Kolorektalkarzinomforscherin sowie leitende und korrespondierende Autorin der Studie, in einer Pressemitteilung.2 „Während wir das biologische Alter und andere Risiken weiterhin untersuchen, müssen wir auch untersuchen, warum das Geschlecht ein so differenzieller Risikofaktor ist.“
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Einordnung der Studie
„Es ist ziemlich bemerkenswert, dass mehrere Studien, darunter auch unsere, herausgefunden haben, dass das biologische Alter eindeutige Gesundheitsinformationen liefert und uns helfen könnte, Krebs vorzubeugen“, hebt Dr. Kumar. Sie sehe vor allem einen großen Vorteil in der frühen Erkennung und Prävention von Darmkrebs.
Jedoch sollte man bedenken, dass die Studie nur 51 Proben umfasste. Das könnte bedeuten, dass bei einer größer angelegten Untersuchung die Ergebnisse nicht zutreffen könnten. Des Weiteren beschränkte sich die Studie ausschließlich auf die Entstehung von Darmpolypen – und nicht explizit auf das Darmkrebsrisiko.