5. Dezember 2023, 19:44 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Aktuell wird in Deutschland geschnieft und gehustet und nicht selten steckt eine Coronainfektion dahinter. Auch wenn diese anders als zu Beginn der Pandemie mit schwächeren Symptomen einhergeht, wirksame Behandlungsmethoden sind nach wie vor wichtig. Eine bedeutende Rolle könnten dabei ausgerechnet Hopfen und Bier spielen. FITBOOK-Medizin-Redakteurin Melanie Hoffmann erklärt, was Forscher der Universität Hohenheim herausgefunden haben.
Das Coronavirus entwickelt sich ständig weiter, was die in unregelmäßigen Abständen auftretenden neuen Varianten zeigen. War die Tendenz zuletzt, dass sie zwar ansteckender als frühere waren, aber zu milden Krankheitsverläufen führen, besteht durchaus die Möglichkeit, dass sich dies irgendwann wieder ändert. Vor diesem Hintergrund ist die Forschung weiter bemüht, Medikamente zu entwickeln, die bei einer Covid-Erkrankung wirken. Von besonderem Interesse sind dabei natürlich vorkommende Stoffe, z. B. aus Pflanzen. Jetzt konnte eine Studie zeigen, dass Inhaltsstoffe aus Hopfen und Bier das Potenzial haben, bei Corona zu helfen. Warum man bei einer Infektion nun aber dennoch nicht munter zum Bier greifen sollte.
Übersicht
Zwei Corona-Proteine wichtig für die Entwicklung von Medikamenten
In früheren Studien identifizierten Forscher mehrere Enzyme (Proteine) des Coronavirus, die sich als Angriffspunkte für Corona-Medikamente eignen.1 Vor allem die als Proteasen bezeichneten Enzyme Mpro und PLpro haben sich als bedeutsam erwiesen. Das für die Behandlung von Covid zugelassene Medikament Paxlovid beispielsweise enthält Inhibitoren, die auf Mpro einwirken.2
Auch interessant: Hopfen soll laut Studie Alzheimer vorbeugen können
Frühere Erkenntnisse zu Hopfen, Bier und Corona
Für die Wissenschaftler der Universität Hohenheim und des Universitätsklinikums Tübingen war ein Pflanzenstoff namens Xanthohumal (XN) von Interesse. Dieses ist in der Heilpflanze Humulus Iupulus (Hopfen) und – allerdings durch den Brauprozess in wesentlich geringerem Maße – auch in Bier enthalten. Laut den Forschern der Studie habe XN in Experimenten bereits antivirale Effekte auf das Enzym Mpro gezeigt, insbesondere bei schweren akuten Covid-Erkrakungen.
Was wurde in der aktuellen Studie untersucht?
Nachdem in der Forschung bereits die Wirkung von Xanthohumal (XN) auf Mpro festgestellt worden war, wollten die deutschen Wissenschaftler in der aktuellen Untersuchung wissen, ob der Hopfen-Pflanzenstoff auch auf das zweite, für die Entwicklung von Medikamenten wichtige Enzym PLpro wirken würde.
Zu diesem Zweck führten die Forscher in einem Teil der Studie eine in-silico-Untersuchung durch. Das bedeutet, dass sie die Reaktion des Coronavirus auf den Hopfen- bzw. Bier-Inhaltsstoff XN in Computersimulationen betrachteten. Im zweiten Teil der Studie führten die Wissenschaftler in-vitro-Untersuchungen durch, d.h. die Wirkung von Xanthohumal (XN) auf das Corona-Enyzm PLpro wurde im Reagenzglas getestet.
Tatsächlich zeigte sich, dass die aus Hopfen gewonnene Verbindung XN nicht nur Mpro, sondern auch PLpro hemmen kann. Das ist deshalb von Bedeutung, weil PLpro zur viralen Replikation (der Vervielfältigung des Coronavirus) sowie zur Modulation bzw. Beeinflussung des Immunsystems beiträgt. Zwei Wirkweisen des Coronavirus, das Xanthohumal laut der aktuellen Studie hemmen kann, eben weil es das Enzym PLpro hemmt.3
Auch interessant: Dieses Bier soll gut für den Darm sein – aber kann das stimmen?
Ist Biertrinken also für Covid-Kranke ratsam?
Die Studienergebnisse stimmen die Studienverantwortlichen hoffnungsvoll, mithilfe des Nahrungsmittelinhaltsstoffs Xanthohumal die Entwicklung antiviraler Substanzen vorantreiben zu können. Denn je mehr Wirkstoffe gegen Corona und andere Virusinfektionen vorlägen, desto besser sei man auch auf etwaige zukünftige Pandemien vorbereitet.
Während die Wissenschaftler Hopfen, genauer das darin enthaltende XN, für die Behandlung von Corona für vielversprechend halten, raten sie klar davon ab, sich nun mit Bier selbst zu therapieren. Dazu sei zum einen die im Bier vorhandene Konzentration von Xanthohumal zu gering, während enthaltende Alkohol (bei nicht alkoholfreien Varianten) gesundheitsschädlich sei.4