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Laut Studie

Männer mit besserer Spermienqualität leben länger

Spermien wurden untersucht
Eine groß angelegte Studie deutet darauf hin: Die Samenqualität könnte Wichtiges über die Lebenserwartung verraten. Foto: Getty Images/Science Photo Libra
Julia Freiberger
Werkstudentin in der Redaktion

5. März 2025, 18:25 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Könnte die Qualität des Spermas etwas über die Lebenserwartung eines Mannes aussagen? Eine groß angelegte dänische Studie mit mehr als 78.000 Männern liefert beeindruckende Erkenntnisse: Tatsächlich zeigt sich ein bemerkenswerter Zusammenhang zwischen der Samenqualität und dem Sterberisiko. Was genau die Forscher aus Dänemark herausgefunden haben, erklärt FITBOOK-Redakteurin Julia Freiberger.

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Die Spermienqualität wird für häufig erst dann ein Thema, wenn es mit dem Kinderwunsch nicht klappt. Doch offenbar steht für Männer mehr auf dem Spiel – nämlich ihre Lebenserwartung. Wie viel länger Männer mit besserer Spermienqualität im Vergleich zu Männern mit schlechterer Qualität leben und wie die verantwortlichen Wissenschaftler das ermittelt haben, erfahren Sie im Folgenden.

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Bessere Spermienqualität bedeutet offenbar ein längeres Leben

Eine neue Studie, die Daten von dänischen Männern über einen Zeitraum von bis zu 50 Jahren analysierte, liefert nun belastbare Antworten. Sie zeigt, dass Männer mit der höchsten Anzahl beweglicher Spermien durchschnittlich 2,7 Jahre länger leben als Männer mit stark eingeschränkter Samenqualität. Besonders bemerkenswert: Auch nach Berücksichtigung von Bildungsniveau und bekannten Vorerkrankungen blieb dieser Zusammenhang bestehen, wenn auch leicht abgeschwächt.1

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Zusammenhang zwischen Samenqualität und Lebenserwartung analysiert

Ziel der Studie war, den Zusammenhang zwischen Samenqualität und der Lebenserwartung von Männern zu analysieren. Frühere Forschungen hatten bereits nahegelegt, dass eine schlechte Spermaqualität mit einer höheren Krankheitsrate und Sterblichkeit verbunden sein könnte. Allerdings wurde bislang nicht umfassend untersucht, inwiefern bestehende Erkrankungen diesen Zusammenhang beeinflussen.

Die aktuelle Untersuchung basiert auf Daten von 78.284 Männern, die zwischen 1965 und 2015 eine Spermauntersuchung in einem dänischen Labor durchführten – meist aufgrund von Fertilitätsproblemen innerhalb der Partnerschaft. Die Studie erfasste dabei verschiedene Parameter der Samenqualität, darunter das Ejakulatvolumen, die Spermienkonzentration, die Beweglichkeit der Spermien und den Anteil morphologisch normaler Spermien.

Anhand der dänischen Bevölkerungsregister wurde die Sterblichkeit der Männer über Jahrzehnte hinweg (bis zu 50 Jahre) verfolgt. Mit einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 23 Jahren und insgesamt 8600 registrierten Todesfällen konnte die Studie langfristige Effekte der Spermienqualität auf die Lebenserwartung detailliert untersuchen. Besonders wichtig war dabei die Frage, ob gesundheitliche Probleme, die bereits vor der Spermauntersuchung bestanden, den beobachteten Zusammenhang erklären könnten.

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Studiendesign und Methoden

Bei dieser Untersuchung handelt es sich um eine retrospektive Kohortenstudie mit Registerdaten. Die Teilnehmer waren Männer im Alter zwischen 18 und 65 Jahren, die zwischen 1965 und 2015 in einem dänischen Labor eine Samenanalyse durchführen ließen. Alle Männer wurden über ihr einzigartiges dänisches Personenkennzeichen mit den nationalen Gesundheitsregistern verknüpft, um Todesfälle zu erfassen.

Die Forscher analysierten verschiedene Parameter der Samenqualität, darunter:

  • Spermienkonzentration (Anzahl der Spermien pro Milliliter Ejakulat)
  • Semenvolumen (Gesamtmenge des Ejakulats)
  • Motilität (Beweglichkeit der Spermien)
  • Morphologie (Form und Struktur der Spermien)
  • Gesamtzahl beweglicher Spermien (wichtigster Indikator in der Studie)

Mithilfe von Cox-Regressionsanalysen wurde untersucht, wie die Spermienqualität mit der Gesamtmortalität zusammenhängt. Dabei wurden die Ergebnisse sowohl für die Gesamtpopulation als auch für eine Untergruppe (59.657 Männer, die zwischen 1987 und 2015 eine Samenprobe abgaben) analysiert. In dieser Teilgruppe konnten zusätzlich Bildungsniveau und bekannte Vorerkrankungen berücksichtigt werden.

Auch frühere Studien deuteten bereits darauf hin, dass eine schlechte Spermienqualität mit einer erhöhten Krankheitslast und einer geringeren Lebenserwartung einhergehen kann.2,3,4

Beweglichkeit der Spermien entscheidend

Die Studie ergab eine klare dosisabhängige Beziehung zwischen Spermienqualität und Lebenserwartung: Je höher die Anzahl der beweglichen Spermien, desto länger lebten die Männer.

Konkret zeigte sich:

  • Männer mit mehr als 120 Millionen beweglichen Spermien hatten eine durchschnittliche Lebenserwartung von 80,3 Jahren.
  • Männer mit 0 bis 5 Millionen beweglichen Spermien lebten dagegen nur 77,6 Jahre – ein Unterschied von 2,7 Jahren.
  • Männer mit Azoospermie (keine Spermien im Ejakulat) lebten im Durchschnitt 78,0 Jahre.
  • Männer mit einer sehr niedrigen Spermienzahl (0 bis 5 Millionen) hatten ein höheres Sterberisiko als azoospermische Männer (bei ihnen fehlten die Spermien im Ejakulat komplett).

Auch nach Berücksichtigung von Bildungsstand und bekannten Vorerkrankungen blieb der Zusammenhang zwischen Spermienqualität und Mortalität bestehen, wenn auch leicht abgeschwächt. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Samenqualität ein unabhängiger Prädiktor für die Lebenserwartung zu sein scheint.

Welche Bedeutung haben die Ergebnisse?

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Spermienqualität nicht nur ein Marker für die Fruchtbarkeit ist, sondern auch wichtige Hinweise auf die allgemeine Gesundheit liefern könnte. Männer mit schlechter Samenqualität könnten ein erhöhtes Risiko für chronische Krankheiten und eine geringere Lebenserwartung haben.

Allerdings gibt es noch offenen Forschungsbedarf:

  • Die heterogene Azoospermie-Gruppe: die unterschiedlichen Gründe für das vollständige Fehlen der Spermien in dieser Gruppe wurde nicht genauer auf einen Zusammenhang zur Lebenserwartung hin erforscht.
  • Mögliche unbekannte Gesundheitsfaktoren: Es könnten z. B. unerkannte Vorerkrankungen oder Lebensstilfaktoren eine Rolle spielen.

Für die medizinische Praxis bedeutet dies, dass Spermaqualität möglicherweise als Marker für allgemeine Gesundheit genutzt werden könnte. Konkrete präventive Maßnahmen sind jedoch erst nach weiteren Untersuchungen sinnvoll.

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Fazit

Die dänische Langzeitstudie zeigt, dass eine hohe Samenqualität mit einer längeren Lebenserwartung einherzugehen scheint. Männer mit schlechter Spermienqualität hatten ein erhöhtes Sterberisiko – auch nach Berücksichtigung von Bildungsniveau und bekannten Vorerkrankungen.

Diese Erkenntnisse könnten langfristig die Gesundheitsvorsorge beeinflussen. Die Qualität des Spermas könnte als Indikator für allgemeine Gesundheit dienen, um Risikopatienten frühzeitig zu identifizieren. Weitere Forschung ist jedoch notwendig, um die biologischen Mechanismen hinter diesem Zusammenhang besser zu verstehen und gezielte Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.

Themen Männergesundheit

Quellen

  1. L, Priskorn., R, Lindahl-Jacobsen. et al. (2025). Semen quality and lifespan: a study of 78 284 men followed for up to 50 years. Human Reproduction  ↩︎
  2. Jensen, TK., Jacobsen, R. et al. (2009). Good semen quality and life expectancy: a cohort study of 43,277 men. Am J Epidemiol. ↩︎
  3. Eisenberg, ML., Li, S. et al. (2014). Semen quality, infertility and mortality in the USA. Hum Reprod. ↩︎
  4. Ferlin A, Garolla A. et al. (2021). Sperm Count and Hypogonadism as Markers of General Male Health. Eur Urol Focus. ↩︎
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