20. Oktober 2021, 15:00 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Dass Übergewicht und Bewegungsmangel einen negativen Einfluss auf die Spermienqualität haben kann, ist der Wissenschaft nicht mehr neu. Aber ob sich auch der Umkehrschluss ziehen lässt – sprich: ob Sport für bessere Samenzellen sorgt? Dieser Frage hat sich ein Forscherteam verschiedener internationaler Universitäten angenommen.
Wie zeugungsfähig ein Mann bzw. sein Samen ist, hängt von drei Komponenten ab. Erstens von der Spermienkonzentration, also davon, wie viele Spermien bei einer Ejakulation freigesetzt werden, zweitens der Formgebung der Spermien (ein ovaler Kopf und ein möglichst langer Schwanz gelten als ideal) und drittens der Beweglich- und Schnelligkeit. Männer, die viel Sport treiben, könnten Sperma haben, das besonders gut abschneidet in besagten Parametern. Zu dem Ergebnis kommen zumindest Forscher mit Sitz in den USA und China, die untersucht haben, wie körperliche Aktivität die Spermaqualität beeinflusst.1
Übersicht
Wie verlief die Studie?
746 Probanden (Durchschnittsalter 28, normalgewichtig und generell zeugungsfähig) hatten an der Studie teilgenommen. Vorab wurden sie körperlich untersucht und mussten zudem ausführliche Angaben dazu machen, wie häufig sie Sport treiben oder sich generell bewegen und wie viel Zeit sie sitzend verbringen. Hierfür händigten die Forscher ihnen die Langfassung des „International Physical Activity Questionnaire (IPAC)“ aus, ein offizielles Dokument zur Ermittlung der Sportlichkeit.2
Aus den Informationen der IPACs ermittelten die Forscher die METs der Probanden. MET steht für „metabolisches Äquivalent“ und ist somit quasi als Aktivitätswährung des Körpers zu verstehen, um den menschlichen Energieumsatz bei verschiedenen körperlichen Aktivitäten zu vergleichen.
Der Untersuchungszeitraum umfasste rund sechs Monate, in denen die Männer regelmäßig Spermaproben abgaben. Im Laufe des Untersuchungszeitraums wurden insgesamt 5.252 Spermaproben untersucht.
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Mehr Sport, besseres Sperma
Die Forscher stellten fest: Bei den Studienteilnehmern, die sich mehr bewegten und einen höheren MET-Wert hatten, waren die Spermien von besserer Qualität. Diese Beobachtung machten sie vor allem im Hinblick auf den Faktor Spermienbeweglichkeit.
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass regelmäßige Bewegung bestimmte Samenqualitätsparameter bei gesunden, nicht-unfruchtbaren Männern verbessern kann“, schreiben die Forscher in ihrem Abstract. Vor allem bei denjenigen, die sich im Fragebogen selbst als aktiv beschrieben hatten, soll die Spermienqualität gut gewesen sein. Für die Wissenschaftler untermauere dies, dass ein Bewusstsein für körperliche Aktivität oft mit besserer Fortpflanzungsgesundheit einhergehe.
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Studienergebnisse haben nur beschränkt Aussagekraft
Allerdings hat die Studie der US- sowie chinesischen Forscher auch ihre Haken. Das wissen auch die Forscher selbst, die zu bedenken geben, dass die ermittelten METs ausschließlich auf den Angaben der Probanden basieren. Zumal die Studienteilnehmer den Fragebogen IPAC nur ein Mal ausgefüllt hatten. Demnach sei es nicht auszuschließen, dass sie sich an einer Stelle verschrieben oder versehentlich falsche Antworten gegeben haben. Damit sei es auch unmöglich Messfehler, die das Ergebnis verfälscht haben könnten, mit Sicherheit auszuschließen.
Außerdem erfassten die Fragebögen nicht die der Art der körperlichen Betätigung. Dadurch konnte man nicht die Auswirkungen der verschiedenen Sportarten auf die Samenqualität untersuchen. Nicht zuletzt konnte die Studie nicht alle potenziellen externen Einflüsse, die möglicherweise Einfluss auf die Spermiengesundheit haben, mit Sicherheit ausschließen. Darunter fallen Ernährung der Probanden sowie Umwelteinflüsse.
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Fahrradfahren und HIT-Training lieber sein lassen
Was für einen Sport müsste man denn jetzt treiben, um sein Sperma zu boosten? Prinzipiell ist jede Art von moderat-anstrengender, regelmäßiger Bewegung empfehlenswert. Einzig das Radfahren und sehr intensives Training sollte Mann sein lassen, wenn er sich um seine Zeugungsfähigkeit sorgt. Studien haben gezeigt, dass die Spermienkonzentration bei Radfahrern – egal ob Rennrad oder auf dem Ergometer – deutlicher niedriger ist als bei Nicht-Radfahrern. Auch regelmäßiges High-Intensity-Training wurde mit einem sinkenden Spermienzahl in Verbindung gebracht.3,4,5
Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte zwar regelmäßig, aber nicht zu anstrengende Sportarten betreiben. Besonders gut wirkt sich Sport, den man draußen betreiben kann sowie Krafttraining auf das Sperma aus.6
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Quellen
- 1. Mayo Clinic. Healthy Sperm: Improving your fertility. (aufgerufen am 20.10.2021)
- 2. Shirley Ryan Ability Lab. International Physical Activity Questionnaire – Long Form. (aufgerufen am 20.10.2021)
- 3. Sun, B., Messerlian, C., Sun, Z. et al. (2019) Physical activity and sedentary time in relation to semen quality in healthy men screened as potential sperm donors. human reproduction
- 4. Gebreegziabher, Y., Marcos, E., McKinon, W. et al. (2004) Sperm Characteristics of Endurance Trained Cyclists. Thieme International Journal of Sports Medicine
- 5. Safarinejad, M.R., Azma, K., Kolahi, A. A. (2009) The effects of intensive, long-term treadmill running on reproductive hormones, hypothalamus–pituitary–testis axis, and semen quality: a randomized controlled study. Journal of Endocrinology
- 6. Gaskins, A.J., Afeiche, M.C., Hauer, R. et al. (2014) Paternal physical and sedentary activities in relation to semen quality and reproductive outcomes among couples from a fertility center. human reproduction