13. August 2024, 16:08 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Die Bauchspeicheldrüse haben nur wenige auf dem Schirm, wenn sie Symptome rund um den Verdauungstrakt quälen. Liegt unwissentlich eine Störung des Organs vor, kann das allerdings lebensbedrohlich sein. FITBOOK gibt einen Überblick, was man über die Bauchspeicheldrüsenentzündung wissen muss und wie man sie am besten ganz vermeiden kann.
Die Bauchspeicheldrüse (oder Pankreas) liegt hinter dem Magen im hinteren Teil der Bauchhöhle. Sie produziert Enzyme, die maßgeblich an unserer Verdauung beteiligt sind: die Blutzucker regulierenden Hormone Insulin und Glukagon. Liegt eine Entzündung bzw. Störung des Organs vor, sind die lebenswichtigen Funktionen der Drüse beeinträchtigt – was zu ernsten Symptomen führen kann. Eine Pankreatitis kann akut oder chronisch auftreten. Neben anderen Erkrankungen verursacht hauptsächlich Deutschlands Volksdroge Nummer eins – der Alkohol – die Entzündung. FITBOOK über erste Symptome einer Bauchspeicheldrüsenentzündung, die Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten.
Übersicht
Was sind erste Anzeichen?
Die Symptome einer Bauchspeicheldrüsenentzündung variieren, je nachdem, welcher Typ der Erkrankung vorliegt. Sowohl bei der akuten als auch der chronisch auftretenden Pankreatitis kommt es meistens zu Schmerzen im linken Oberbauch.
Symptome einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung
Die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung tritt plötzlich auf und die Symptome belasten die betroffenen Personen nur kurzweilig. Wenn die akute Entzündung schnell und effizient behandelt wird, geht es Betroffenen in der Regel nach wenigen Tagen besser. Trotzdem ist die Erkrankung nicht zu unterschätzen: Die Symptome einer akuten Pankreatitis können so schwer sein, dass ein Krankenhausaufenthalt erforderlich ist. Betroffene leiden häufig unter:
- Schmerzen im Oberbauch, die bis in den Rücken ausstrahlen; ganz typisch: gürtelförmig ausstrahlende Schmerzen, bei Ursache in der Leber/Galle auch ggf. kolikartige rechtsseitige Oberbauchschmerzen
- Verdauungsstörungen
- Übelkeit und Erbrechen
- Druckempfindlichkeit im Oberbauch
- Fieber und Schwächegefühle bis hin zu Schockanzeichen
- Herzrasen
- Blähungen und einem aufgeblähten Bauch (sogenannter „Gummibauch“)
Wie schwer und welche Beschwerden genau auftreten, hängt von der Intensität der Entzündung ab.
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Symptome einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung
Bei der chronischen Pankreatitis handelt es sich um eine andauernde Erkrankung, die irreversible Schäden verursacht. Die Bauchspeicheldrüse heilt nicht und die Entzündungszeichen zeigen keine Verbesserung. Das Krankheitsbild ist durch wiederkehrende Beschwerden gekennzeichnet. Die Schmerzen im Oberbauch können einerseits plötzlich und sehr stark auftreten, seltener aber auch ständig und dumpf als Dauerzustand bestehen. In zehn Prozent der Fälle verspüren Betroffene keine Schmerzen! Daneben kann es zu Beschwerden kommen wie:
- Übelkeit und Erbrechen
- Druckempfindlichkeit des Oberbauches
- Völlegefühl und Übelkeit nach dem Essen
- ungewollte Gewichtsabnahme
- Mangelerscheinungen
- voluminöser, lehmfarbener, schaumiger Stuhl mit penetrantem Geruch (Steatorrhoe)
- Blähungen und einem aufgeblähten Bauch
- gestörte Glukosetoleranz
Als Steatorrhoe oder Pankreasstuhl wird Stuhlgang bezeichnet, der einen erhöhten Fettgehalt aufweist. Grund dafür ist die beeinträchtigte Produktion der Bauchspeicheldrüse von Verdauungsenzymen, die für die Fettverdauung notwendig sind.1
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Was sind mögliche Ursachen einer Pankreatitis?
Sowohl die akute als auch die chronische Pankreatitis entsteht häufig durch:
- Gallensteine
- übermäßigen Alkoholmissbrauch
- genetische Prädisposition
- bestimmte Medikamente
Auch Rauchen und Übergewicht (Adipositas) zählen zu relevanten Risikofaktoren. Seltener verursachen Virusinfektionen, Verletzungen im Bauchbereich – u. a. auch durch invasive klinische Untersuchungen oder nach Operationen –, Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie angeborene Defekte der Bauchspeicheldrüse die Entzündung.2
Akute Pankreatitis – Hauptursache
Mit 50 bis 60 Prozent die häufigste Ursache für eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung sind Gallensteine. Die „Steine“ bilden sich aus der Flüssigkeit der Galle, welche an der Verdauung beteiligt ist, zu kleinen festen Gebilden. Sowohl das Sekret der Galle und als auch das der Bauchspeicheldrüse, der Pankreassaft, fließen über den Gallen- und Bauchspeicheldrüsengang in den Dünndarm. Setzt sich in diesem Gang ein Gallenstein fest, staut sich der Pankreassaft in der Bauchspeicheldrüse und die darin enthaltenen Verdauungsenzyme greifen das Gewebe der Drüse an. Das Immunsystem greift als Reaktion ebenfalls das eigene Drüsengewebe an, was zu einer Entzündung des Hauptgallengangs und der Bauchspeicheldrüse führt.3
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Chronische Pankreatitis – Hauptursache
Ein übermäßiger Alkoholkonsum gilt in etwa 80 Prozent der Fälle als die Hauptursache für die Entstehung einer chronischen Pankreatitis und in 20 bis 40 Prozent als Auslöser einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung. Alkohol, beziehungsweise sein Abbauprodukt Aldehyd, hat einen direkten toxischen Effekt auf die Zellen der Bauchspeicheldrüse. Dies führt zu einer frühzeitigen und in adäquaten Aktivierung der Pankreasenzyme. Ebenso kann Alkohol die Menge der schädlichen Eiweißstoffe im Pankreassekret erhöhen. Zudem trägt er zu erhöhten Cholesterinwerten bei, was wiederum das Risiko erhöht, eine Pankreatitis zu entwickeln.4,5,6
Warum Rauchen ein Risikofaktor ist
Rauchen verursacht u. a. Erkrankungen der Blutgefäße, wodurch die Durchblutung und Versorgung des Pankreas gestört wird. Darüber hinaus beeinflusst die Nikotinaufnahme das Verhältnis und die Funktionsfähigkeit der Pankreas-Enzyme. Pankreas-Enzyme verhindern, dass sich die Bauchspeicheldrüse selbst verdaut.7
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Wie wird eine Bauchspeicheldrüsenentzündung diagnostiziert?
Wenn man Beschwerden hat, die auf eine Pankreatitis hindeuten, sollte man in jedem Fall einen Arzt aufsuchen. Wird aufgrund der klinischen Untersuchung, Lebensstilgewohnheiten und Vorerkrankungen eine Bauchspeicheldrüsenerkrankung vermutet, müssen gegebenenfalls noch weitere Tests durchgeführt werden.
Diagnose einer akuten Entzündung
Bei Verdacht auf eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung wird ein Bluttest gemacht. Dabei kann die Konzentration der Verdauungsenzyme Amylase und Lipase im Blut Auskunft über eine mögliche Störung der Bauchspeicheldrüse geben. Ein Ultraschall der Pankreas oder Galle kann ebenfalls Anomalien der Organe aufzeigen.
Diagnose einer chronischen Pankreatitis
Bei der chronischen Pankreatitis ist die Diagnose aufwendiger. Neben Sonographie, MRT (MRCP) und CT gibt es auch die Möglichkeit eines Sekretin-Pankreasfunktionstests. Dabei wird die Reaktion der Bauchspeicheldrüse auf das vom Dünndarm ausgeschüttete Hormon Sekretin untersucht. Für den Test wird ein Schlauch durch den Rachen in den Dünndarm geführt, um dort das Sekretin einzuspülen.
Darüber hinaus bietet der Glukosetoleranztest Ärzten die Möglichkeit festzustellen, ob die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse geschädigt sind. Ansonsten gibt es noch die Option, über einen Stuhltest eine mögliche Störung zu diagnostizieren oder mithilfe einer endoskopischen Ultraschalluntersuchung Bilder von der Bauchspeicheldrüse anzufertigen. Mithilfe von Kontrastmitteln, die anhand eines Schlauchs in den Bauchspeicheldrüsengang und/oder den Gallengang injiziert werden, kann man das Innere der Gänge untersuchen und Ablagerungen (Plaques) oder Gallensteine erkennen.8,9
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So wird eine Pankreatitis (akut und chronisch) behandelt
Wird eine Bauchspeicheldrüsenentzündung diagnostiziert, überweist der Hausarzt den Patienten in der Regel an einen Gastroenterologen. Dieser überwacht die Behandlung. Logischerweise hängt der gewählte Therapieansatz von der Art der Pankreatitis ab, den zugrunde liegenden Ursachen sowie dem Schweregrad der Entzündung.
Bei einer akuten Pankreatitis ist es wichtig, entsprechende Medikamente zu verabreichen. Daher – und weil sie häufig starke Beschwerden verursacht – wird sie in der Regel stationär behandelt. Notwendig sind vor allem eine intravenöse Flüssigkeitszufuhr, eine Behandlung mit Schmerzmitteln und engmaschige Kontrollen der Blutwerte. Zudem ist eine absolute Rauch- und Alkohol-Abstinenz essenziell. Da aus einer akuten Pankreatitis leicht auch schwere Komplikationen entstehen können, sollte die Erkrankung nicht zu Hause behandelt werden.
Bei einer milden akuten Pankreatitis klingt die Entzündung normalerweise nach ein paar Tagen Ruhe und medikamentöser Behandlung ab. Bei einer schweren akuten oder chronischen Pankreatitis können die Behandlungsmaßnahmen auch Operationen und längere Krankenhausaufenthalte umfassen.10
Wie kann man einer Bauchspeicheldrüsenentzündung vorbeugen?
Bestenfalls wenig bis keinen Alkohol zu trinken und nicht zu rauchen, ist die beste Prävention. Diese Tipps wirken sich nicht nur auf die Gesundheit der Bauchspeicheldrüse positiv aus, auch andere Organe profitieren. Außerdem ist es ratsam, eine gesunde, fettarme Ernährung zu pflegen.
Insbesondere Menschen, die schon an einer Pankreatitis leiden, sollten auf fette, ungesunde Lebensmittel wie rotes Fleisch, frittierte Lebensmittel, Vollfett-Milchprodukte, zuckerhaltige Lebensmittel und Koffein verzichten.
Vorteilhaft für die Bauchspeicheldrüse scheint zu sein, über den Tag verteilt kleine Mahlzeiten zu sich nehmen. Dadurch werden Verdauungssystem und Bauchspeicheldrüse nicht stark belastet. Essen sollte man vor allem gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse und mageres Protein. Auch das Trinken – Wasser wohlgemerkt! – sollte man nicht vergessen.
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Fazit
Bei Symptomen, die auf eine Bauchspeicheldrüsenentzündung hindeuten, ist der Arztbesuch unumgänglich. Erst eine fachmännische Diagnose kann einen effizienten Behandlungsansatz ermöglichen, um Beschwerden und Schmerzen nachhaltig zu therapieren. Nichtsdestotrotz gibt es Maßnahmen, die man auch zu Hause ergreifen kann, um eine Behandlung zu ergänzen oder eine Entzündung ganz zu verhindern. Durch Lebensstilveränderungen mit ausgewogener Ernährung und dem Verzicht auf Tabak und Alkohol bzw. einem moderaten Alkoholkonsum kann man das Risiko einer Pankreatitis signifikant reduzieren.