23. Juli 2019, 13:14 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Bambus mutet zunächst einmal wie ein Material zum Befürworten an, da es – zumindest den Anbietern zufolge – biologisch abbaubar sein soll. Tatsächlich stimmt das offenbar gar nicht: Stiftung Warentest hat in einer aktuellen Untersuchung in wiederverwendbaren Bambusbechern bedenkliche Mengen an Schadstoffen gefunden. FITBOOK fasst zusammen, was das für Verbraucher bedeutet.
Mehr und mehr Menschen führen ihren eigenen Kaffeebecher mit sich, um unnötigen Müll – wie er durch die typischen Einweg-Behälter aus dem Coffeeshop entsteht – zu vermeiden. Und bislang glaubte man, dass solche wiederverwendbaren Becher aus Bambus eine umweltbewusste Wahl sind, schließlich werden sie von ihren Herstellern als solche beworben. Tatsächlich aber sollte man Beschriftungen wie „Dieser Becher wurde aus umweltfreundlichen Bambusfasern hergestellt“ nicht ernst nehmen. Davor warnt nun jedenfalls Stiftung Warentest. Zum einen seien sie längst nicht biologisch abbaubar, „selbst industrielle Kompostieranlagen zersetzen das Material nicht“, heißt es. Und zum anderen gehe davon eine Gefahr für die Gesundheit aus.
Teilweise toxische Bestandteile
Bambusbecher werden (auch) aus zermahlenen Bambusfasern hergestellt, räumt Stiftung Warentest ein. Das sei aber nicht alles. Zusätzlich zum Pulver soll IMMER Kunststoff enthalten sein, wie die Verbraucherorganisation im Test mit 12 Bechern verschiedener Hersteller herausgefunden hat.
Die Warentester warnen insbesondere vor den Klebstoffen, mit denen die Becher zusammengehalten werden. Darin haben sie Melaminharze ausgemacht, die unter anderem aus Melamin (eine chemische Verbindung aus Stickstoff) und Formaldehyd bestehen. Diese lösen sich, wenn darin gereichte Getränke Temperaturen über 70 Grad überschreiten, und würden in diesem Fall entsprechend mitgetrunken. „Melamin steht im Verdacht, Erkrankungen im Blasen- und Nierensystem zu verursachen“, ist dazu in der Testdokumentation nachzulesen, und: „Formaldehyd kann Haut, Atemwege oder Augen reizen sowie beim Einatmen Krebs im Nase-Rachenraum verursachen.“
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So lief die Untersuchung ab
Es wurde Essigsäure in die Bambusbecher eingefüllt und diese für zwei Stunden auf 70 Grad warmgehalten. „So simulierten wir ein heißes, leicht saures Getränk wie Kaffee“, lautet die Erklärung. Dieser Vorgang wurde pro Becher jeweils sieben Mal wiederholt und nach jeder Befüllung das Schadstoffvorkommen gemessen. Teilweise waren die Mengen nach der dritten Befüllung bereits zu hoch, bei allen dann spätestens nach der siebten. Dies deuteten die Tester so, dass sich die giftigen Substanzen auch nach mehrfacher Nutzung nicht verflüchtigten, sondern immer wieder abgegeben würden.
Kritik an der Testmethode
In den Kommentaren zum Beitrag wird Kritik an den Methoden laut, mit denen Stiftung Warentest zu ihrem besorgniserregenden Ergebnis gekommen sein will. Nutzer der Seite stören sich daran, dass die Testmethode – also das lange und extreme Warmhalten – mit dem gewöhnlichen Gebrauch von Bambusbechern nichts zu tun hat. „Dies ist lebensfremd. Heißgetränke kühlen schnell ab und werden auch schnell getrunken“, steht es etwa da.
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Und tatsächlich schreibt auch die Verbraucherorganisation selbst: „Solange der Kunststoff ordentlich verarbeitet ist und bestimmte Bedingungen beim Gebrauch eingehalten werden, etwa Temperaturen unter 70 Grad Celsius, gehen keine nennenswerten Schadstoffmengen in Lebensmittel über.“
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Babumsbecher mit Vorsicht zu genießen
Wichtig ist folglich eine sachgerechte Nutzung, also dass man den Bambusbecher keineswegs etwa in die Mikrowelle steckt. Auch wenn die meisten von uns darauf nicht gekommen wären – zu wissen, dass wir etwaig krebserregende Stoffe unter (wenn auch unwahrscheinlichen) Umständen mittrinken könnten, schmeckt nicht so richtig gut. Und dass die Becher weniger umweltfreundlich sind, als immer wieder angenommen, ist offenbar nicht zu bestreiten. Zusammengefasst sollten Verbraucher die Warnung von Stiftung Warentest also sicherlich ernstnehmen.