18. Februar 2022, 12:34 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Was löst Demenz-Erkrankungen aus und wie kann man sich schützen? Fragen, die die Wissenschaft beschäftigt. Jetzt konnten Forscher aufzeigen, wie Bakterien, die über die Nase ins Gehirn gelangen, zu Alzheimer führen können.
Weltweit sind rund 46,8 Millionen Menschen von Demenz betroffen.1 Die häufigste Form dabei ist die Alzheimer-Krankheit. Der Drang, Heilung oder Wege zu finden, die Krankheit zu verhindern, ist deshalb enorm. Welche Faktoren rufen im Körper Reaktionen hervor, die den geistigen Verfall fördern? Jetzt fanden Wissenschaftler der Griffith University in Brisbane (Australien) heraus, dass Bakterien, die über die Nase eindringen, eine Kettenreaktion verursachen, die zu Alzheimer führen kann.
Übersicht
Bakterien, die Demenz und Alzheimer auslösen
Bereits frühere Untersuchungen hatten Hinweise ergeben, dass ein bestimmter Erreger Auslöser von Demenz und Alzheimer sein kann. Dabei handelt es sich um Chlamydia pneumoniae.2,3 Diese Bakterien befallen in erster Linie die Lungen- und Nasenschleimhäute. Sie werden vor allem mit Erkrankungen der Atemwege, Lungenentzündung und Asthma in Verbindung gebracht. Neuerdings nun auch mit Demenz und Alzheimer. Doch wie genau gelangen die Erreger ins Gehirn und was bewirken sie dort? Fragen, auf die die australischen Forscher erste Antworten fanden – mithilfe von Mäusestudien.
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Wie gelangen die Erreger ins Gehirn?
Um dem Zusammenhang von Chlamydia pneumoniae und Alzheimer auf den Grund zu gehen, führte das Team rund um Prof. Jenny Ekberg eine Reihe aufwendiger Experimente an Mäusen durch. Im ersten Schritt ging es um die Frage, auf welchem Weg es die Bakterien schaffen, das zentrale Nervensystem zu befallen. Anhand von Gewebeproben konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Bakterien bei den Nagetieren innerhalb von 72 Stunden die Riech- und Trigeminusnerven, den Riechkolben und das Gehirn infizieren konnten.4 Mit anderen Worten: Die Bakterien gelangen über die Nerven, die die Nase mit dem Gehirn verbinden, ins zentrale Nervensystem. Dabei schaffen sie es auch durch die Blut-Hirn-Schranke, die wichtigste Schutzbarriere unseres Gehirns.
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Welche Prozesse setzen die Bakterien in Gang?
Die Untersuchungen an den Mäusen konnte zudem aufzeigen, was die Bakterien anstellen, wenn sie erst einmal über die Nase ins Gehirn gelangt sind. Sie setzen Prozesse in Gang, die mit der Entstehung von Alzheimer in Verbindung stehen. So reagieren die Zellen im Gehirn auf das Eindringen von Chlamydia pneumoniae, indem sie die Peptide Beta-Amyloid bzw. Amyloid-β bilden. So entstehen die für Alzheimer signifikanten Ablagerungen. Darüber hinaus entdeckten die Forscher, dass die Infektion mit Chlamydia pneumoniae auch Einfluss auf die Gene der Mäuse nahm.
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Einordnung der Untersuchungen
Alle Untersuchungen fanden an Mäusen statt. Lassen sich die Erkenntnisse ohne weiteres auf Menschen übertragen? Die Forscher der Griffith University glauben, ja. Denn Menschen haben die gleichen Nerven und Zellen und können sich wie die Tiere mit den untersuchten Bakterien infizieren.
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Was bedeuten die Studienerkenntnisse?
Es ist eine beunruhigende Vorstellung, dass Bakterien, die über die Nase in den Körper gelangen, Alzheimer auslösen. Schließlich kann man nicht komplett verhindern, sich mit den Erregern zu infizieren. Die Forscher hoffen jedoch, auf Basis ihrer Studien Behandlungsmöglichkeiten, z. B. in Form von Medikamenten, oder sogar eine präventive Impfung entwickeln zu können.
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Quellen
- 1. Statista. Anzahl von Demenzpatienten nach Ländereinkommensgruppen* weltweit in den Jahren von 2015 bis 2050. (aufgerufen am 18.02.2022)
- 2. Itzhaki, R.F., Lathe, R., Balin, B.J. et al. (2016). Microbes and Alzheimer’s Disease. Journal of Alzheimer’s Disease.
- 3. Balin, B.J., Hammond, C.J., Little, C.S. et al. (2018). Chlamydia pneumoniae: An Etiologic Agent for Late-Onset Dementia. frontiers in Aging Neuroscrence.
- 4. Ekberg, J.A., Chacko, A, Delbaz, A. et al. (2022). Chlamydia pneumoniae can infect the central nervous system via the olfactory and trigeminal nerves and contributes to Alzheimer’s disease risk. Scientific reports.