5. Juni 2020, 14:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein Bänderriss ist wohl eine der typischsten Sportverletzungen. FITBOOK hat bei einem Experten nachgefragt, wie die Verletzung eigentlich entsteht, wie man sie behandelt und wann man als Betroffener wieder mit dem Training beginnen darf.
Übersicht
Wie entstehen Bänderrisse eigentlich?
„Bänderrisse gehören zu den häufigsten Verletzungen unter Sportlern“, erklärt Dr. med. Mathias Schettle, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie aus München.
Aber wie entstehen sie eigentlich genau? „Die Bänder eines Gelenks können durch Umknicken oder heftige Krafteinwirkung reißen oder anreißen“, erläutert der Mediziner. Fußballspielern passiere das besonders häufig am Sprunggelenk – beispielsweise dann, wenn ihnen dort ein Gegenspieler reingrätscht. Je größer die Wucht dabei, desto schlimmer häufig die Verletzung. „Ein Sprunggelenk kann auch brechen“, so Schettle. In dem Fall halten zwar die Bänder, aber der Knochen darunter erleidet eine Fraktur.
Das richtige Verhalten unmittelbar nach der Verletzung
„Im Akutstadium muss das Sprunggelenk hochgelagert und mit Eis gekühlt werden“, erklärt der Orthopäde. Dadurch soll eine Schwellung vermieden werden, beziehungsweise eine bereits bestehende abfließen können. Ferner müsse es zeitnah zur Diagnostik kommen. Im Bereich des Sprunggelenks empfiehlt der Facharzt eine MRT-Untersuchung, also Kernspintomographie. „Dabei wird die Weichteilstruktur besser dargestellt als beim Röntgen, bei dem nur etwaige Brüche ausgeschlossen werden können.“
Wie behandelt man einen Bänderriss?
Früher wurden Bänderrisse gerne operiert, erklärt Dr. Schettle. Heute tendiere man hingegen eher zur konservativen Therapie. Der Grund: „Ein Bänderriss verheilt gut von selbst. Je nach Schwere der Beschwerden muss das Sprunggelenk allerdings kurzzeitig entlastet werden. Der Patient läuft in dem Fall also für den Zeitraum von für gewöhnlich sieben bis 14 Tagen mit Krücken.“ Wichtig danach: das Anfertigen einer Orthese, also einer Schiene, die der Verletzte länger tragen muss. Der Heilungsprozess benötigt in der Regel etwa sechs bis acht Wochen.
Um schnell wieder fit zu sein, setzen insbesondere Fußballspieler bei einem Bänderriss verstärkt auf Injektionen mit Eigenblut, genauer gesagt mit zentrifugiertem Blutplasma. „Es enthält Wachstumsfaktoren und entzündungshemmende Stoffe, die die Regeneration positiv beeinflussen sollen“, weiß der Orthopäde.
Auch interessant: Kann man Verletzungen mit Stammzellen therapieren?
Ab wann man wieder Sport machen darf
Sportler sollten mit einem Ausfall von sechs Wochen rechnen und in dieser Zeit gänzlich von belastendem Sport wie Joggen oder Ballsport absehen. Dasselbe gelte für Dehnübungen. „Krafttraining oder Fahrradfahren auf dem Ergometer ist schon etwas früher wieder möglich“, räumt der Facharzt ein. Mit voranschreitender Genesung seien schonende Bewegungen mehr und mehr erlaubt.
Auch interessant: 5 Fehler, die Sie beim Wiedereinstieg ins Training vermeiden sollten
Expertin erklärt Woran man einen Syndesmosebandriss erkennt und wie er behandelt wird
Horror-Verletzung für NFL-Star Dak Prescott Sprunggelenkbruch – Ursachen, Behandlung, Ausfallzeit
Experte erklärt Typische Verletzungen am Sprunggelenk und wie man sie behandeln kann
Welche Spätfolgen sind bei Bänderrissen möglich?
Die Spätfolgen eines Bänderrisses sollte man auf keinen Fall unterschätzen, warnt Dr. Schettle. „Wenn das Gelenk nicht richtig verheilt, kann es instabil bleiben. Ebenso droht Gelenkverschleiß, also Arthrose“, erklärt der Mediziner. Das würde nachhaltige Schmerzen und Bewegungseinschränkung bedeuten. Im schlimmsten Fall müsste dann doch operiert werden. Bedeutet also im Klartext: Geben Sie sich bei einem Bänderriss unbedingt genug Zeit zur Genesung, bevor Sie wieder mit der Belastung starten.