21. August 2023, 11:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Sommerzeit ist Badezeit. Insbesondere bei hohen Temperaturen freut sich jeder über einer Erfrischung im Schwimmbad oder See. Aber Vorsicht: Wer viel Zeit im Wasser verbringt, dem droht eine Ohrentzündung – die sogenannte Badeotitis. Dr. Martin Ehlers erklärt bei FITBOOK, wie es dazu kommt, warum man eine Badeotitis unbedingt behandeln muss und wie man sich am besten davor schützt.
Haben Sie schon einmal von der Badeotitis gehört? „Otitis“ ist der lateinische Fachausdruck für eine Ohrenentzündung. Die Badeotitis beschreibt also eine Entzündung des äußeren Gehörgangs aufgrund des Badens oder Aufenthalts im Wasser. Dabei gelangen Krankheitserreger aus dem Wasser ins Ohr und verursachen somit eine Entzündung. Besonders bei hohen Sommertemperaturen, wenn sich Bakterien im Wasser stark vermehren, besteht die Gefahr einer Ohrenentzündung. Dabei sind oft Kinder und Jugendliche betroffen, die viele Stunden im Wasser verbringen. FITBOOK hat den Mediziner und Buchautor Dr. Martin Ehlers, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Allergologie, zu diesem Thema befragt. Er erläutert auch, warum die Verwendung von Wattestäbchen im Ohr auf keinen Fall ratsam ist.
Übersicht
Wie es zu einer Badeotitis kommt
„Badeotitis ist ein häufiges Thema gerade im Sommer und vor allem bei Menschen, die viel draußen Baden, also insbesondere bei Jugendlichen und Kindern“, erklärt Dr. Martin Ehlers. Es handle sich um eine Entzündung des äußeren Gehörgangs, also von der Ohrmuschel bis zum Trommelfell. Diese wird durch Bakterien hervorgerufen, die in freien Gewässern, aber auch in Schwimmbädern vorkommen. „Das sind aggressive Bakterien. Meistens handelt es sich um Pseudomonas aeruginosa und Staphylococcus aureus“, erläutert der Mediziner.
Normalerweise ist unser Gehörgang durch einen natürlichen Schutzfilm sicher vor Bakterien, umgangssprachlich bekannt als Ohrenschmalz. Dieser sorgt durch ein saures Milieu mit einem pH-Wert von 5 bis 5,7 dafür, dass sich Bakterien nicht vermehren können. Doch gerade, wer viel Zeit im Wasser verbringt oder seine Ohren häufig mit Wattestäbchen reinigt, sorgt dafür, dass der Schutzfilm abgetragen wird. Zudem können Mikroverletzungen entstehen, die ein ideales Einfallstor für Bakterien sind. So kann es schnell zu einer Ohrentzündung kommen: „Das passiert innerhalb weniger Stunden. Es muss lediglich eine kleine Verletzung im Ohr vorliegen, wo die aggressiven Bakterien angreifen können“, sagt Dr. Martin Ehlers.
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Die Symptome einer Entzündung des äußeren Gehörgangs
Eine Entzündung des äußeren Gehörgangs macht sich normalerweise schnell bemerkbar. Denn Betroffene haben starke Ohrschmerzen. Zudem können Jucken, Druck im Ohr sowie eine Hörminderung dazu kommen. Im fortgeschrittenen Stadium scheidet die entzündete Stelle auch ein Sekret aus.
Eltern betroffener Kinder können meist selbst überprüfen, ob das Kind tatsächlich eine Badeotitis hat. „Ziehen Sie leicht am Ohrläppchen oder drücken Sie ein wenig auf die Ohrmuschel des Kindes. Allein das verursacht schon Schmerzen, wenn eine Entzündung vorliegt“, erklärt der Mediziner.
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„Eine Badeotitis geht nicht von alleine weg!“
Die Entzündung des Gehörgangs geht nicht von alleine weg. „Wer diese Diagnose bei sich selbst stellt, muss behandelt werden! Der Körper schafft es nicht von alleine, die aggressiven Bakterien loszuwerden. Im schlimmsten Fall kann sich die Entzündung ausweiten und sogar den Knochen angreifen. Eine Badeotitis geht nicht von selbst weg!“, warnt der Dr. Martin Ehlers. Deswegen ist ein Besuch beim Arzt Pflicht. Zudem sollte man weiteres Baden im Wasser vermeiden, solange die Entzündung anhält.
Obwohl die Entzündung schmerzhaft ist, lässt sie sich gut behandeln. Dazu werden meistens antibiotische Ohrentropfen verschrieben. Die lokale Therapie direkt im Ohr hat den Vorteil, dass man die Darmflora durch Antibiotika in Pillenform nicht schädigt. Um die Schmerzen besser zu ertragen, kann zusätzlich Ibuprofen eingenommen werden, sagt der Mediziner.
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So vermeiden Sie eine Entzündung des Gehörgangs
Grundsätzlich sollte man darauf achten, wo man baden bzw. schwimmen geht. Besonders in freien Gewässern können sich Bakterien bei hohen Außentemperaturen gut vermehren. Dadurch steigt auch das Risiko, dass sie zum Beispiel bei Mikroverletzungen im Ohr in den Körper eindringen können. Schwimmbäder, die ihr Wasser mit Chlor desinfizieren, sind aber nicht immer eine bessere Alternative: „Wenn sich viele Kinder in einem warmen Schwimmbecken aufhalten und Bakterien ausscheiden, reicht manchmal das eingesetzte Chlor nicht aus“, sagt der Experte. Deswegen sind Kinder und Jugendliche besonders gefährdet, wenn sie stundenlang im Wasser spielen.
Zudem ist es besonders wichtig, den Gehörgang nach dem Aufenthalt im Wasser zu trocken. Aber Vorsicht: Vermeiden Sie dabei Wattestäbchen. „Lieber nicht mit Wattestäbchen den Gehörgang reinigen, da man das Ohrenschmalz beseitigt. Zudem schiebt man ihn meistens einfach zu tief ins Ohr rein. Außerdem können dabei kleine Mikroverletzungen entstehen, die erst das Einfallstor für Bakterien bilden“, warn der Mediziner.
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Besser ist es, nach dem Baden den Kopf zur Seite zu legen, damit das überschüssige Wasser ablaufen kann. Selbst leichtes Föhnen auf niedriger Stufe ist gut geeignet, um die Ohren zu trocknen. Wer sichergehen will, der kann ein paar desinfizierende Ohrentropfen aus der Apotheke sich ins Ohr tröpfeln. Der Experte empfiehlt am besten ein Haushaltsmittel gegen Badeotitis: „Sie können zweiprozentige Essigsäure 1:1 mit Wasser verdünnen. Ein paar Tropfen davor im Ohr reichen schon aus, um sich vor Bakterien zu schützen“, so Dr. Martin Ehlers.
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Wer einen gesunden Schutzfilm im Gehörgang hat und das Ohr normalerweise trocken hält, der dürfte ein geringes Risiko haben, an einer Badeotitis zu erkranken.