27. Dezember 2024, 10:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wenn sie keine Erektion bekommen können und es deshalb mit dem Sex nicht klappt, empfinden betroffene Männer häufig großen Leidensdruck. Dabei sind gelegentliche Erektionsstörungen nicht ungewöhnlich. Werden die Beschwerden jedoch häufiger, kann es sich um eine erektile Dysfunktion (ED) handeln, deren Ursache ein Arzt abklären kann. Zur Behandlung kommt dann u. a. Viagra zum Einsatz. Doch es gibt offenbar eine Therapiemethode, die fast genauso effektiv ist wie die „blaue Pille“: Sport. Eine Meta-Analyse zeigt, welchen Sport Betroffene machen sollten.
Etwa 20 Prozent aller Männer erleben laut Zentrum für Erektionsstörungen im Laufe ihres Lebens anhaltende, behandlungsbedürftige Erektionsstörungen.1 Am häufigsten tritt die erektile Dysfunktion (ED) im höheren Alter (etwa ab 65 Jahren) auf, aber auch jüngere Männer können laut „Statista“ betroffen sein.2 Je nach Ursache gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, darunter etwa operative Verfahren oder eine Psychotherapie. Auch eine Vakuum-Erektionspumpe kann eine sinnvolle Lösung sein. Häufig wird medikamentös therapiert, etwa mit dem bekannten Wirkstoff Sildenafil, der auch in Viagra enthalten ist.3 Was nicht offiziell als Behandlungsmethode gilt, ist Bewegung. Doch wie bei vielen Erkrankungen spielt sie offenbar auch hier eine wichtige Rolle. Genauer: Ausdauersport – dieser soll bei Betroffenen so effektiv wirken, dass sie womöglich sogar auf Medikamente gegen Erektionsstörungen verzichten könnten.
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Übersicht
Meta-Analyse untersucht Wirkung von Ausdauersport auf Erektionsstörungen
Der positive Einfluss von Ausdauertraining auf die Gesundheit ist in zahlreichen Studien belegt. Ob Krebs, Fettleber oder geistiger Verfall – Cardio kann einen gewissen Schutz vor Erkrankung bieten.4,5 Deshalb stellten sich Forscher die Frage, ob diese Sportart auch bei ED helfen könnte und suchten mithilfe von diversen Studien Antworten.
Elf solcher Studien haben US-Wissenschaftler in einer Meta-Analyse ausgewertet. Mithilfe statistischer Analyseverfahren ermittelten sie den Zusammenhang zwischen Ausdauersport bzw. Fehlen von Ausdauersport in Kontrollgruppen und dem Auftreten und Schweregrad von Erektionsstörungen. Um die Ausprägung der Erkrankung zu bestimmen, wendeten die Wissenschaftler den internationalen Index of Erectile Function (IEF-EF) an, wie im „Journal of Sexual Medicine“, in dem die Studie 2023 veröffentlicht wurde, erklärt wird.6 Dabei handelt es sich um einen Fragebogen, der einen Score liefert, mit dem man erektilen Dysfunktionen und ihren Schweregraden diagnostizieren kann.7 Der IEF-EF wird auf einer Skala von 6 bis 30 angegeben, wobei höhere Werte eine bessere erektile Funktion anzeigen. Entsprechend bedeuten niedrigere Werte einen höheren Schweregrad der Erektionsstörung.
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Kann lange Sex-Abstinenz zu Erektionsstörungen führen?
Diese Frage haben wir für einen anderen FITBOOK-Beitrag Dr. med. Christoph Pies, Facharzt für Urologie, gestellt. Er bestätigte, dass sich, wenn es lange nicht zu einer Erektion des Penis kam, eine Erektionsstörung entwickeln könne. Durch die fehlende Durchblutung können die Schwellkörper auf die Dauer „atrophieren“, d. h. sie verkümmern. Pies erklärt, dass eine Abstinenz Veränderungen der Muskeln im Geschlechtsteil und Vernarbungen im Schwellkörper mit sich bringen könnten.
Ausdauertraining kann erektile Funktion verbessern
Die Analyse der Forscher ergab, dass Ausdauersport in den elf ausgewerteten Studien – im Vergleich zu den Kontrollgruppen ohne Ausdauersport – zu signifikanten Verbesserungen der oben beschriebenen IEF-EF führte. Der Effekt war bei Männern, die niedrigere Ausgangswerte und damit also einen höheren Schweregrad einer erektilen Dysfunktion hatten, größer als bei Männern mit niedrigerem Schweregrad der Erkrankung (angezeigt durch höhere IEF-EF-Ausgangswerte).
Verbesserung der Score-Ergebnisse bei Ausdauersport
- Im Durchschnitt verbesserte sich der Score um 2,8 Punkte.
- Bei Männern mit leichter Dysfunktion zeigte sich eine Verbesserung des Scores von 2,3 Punkten.
- Um 3,3 Punkte verbesserte sich der Score bei Betroffenen mit einer mittleren Ausprägung von ED.
- Männer, die zu Beginn der Studie, an der sie teilgenommen hatten, schwere Erektionsstörungen hatten, konnten sich über einen um 4,9 Punkte verbesserten Score freuen.
Sport statt Viagra?
Der in Viagra verwendete Wirkstoff Sildenafil hat sich mit einer Verbesserung des IEF-EF-Scores um mindestens 4 Punkte in Studien bewährt.8 Damit ist in den meisten Fällen wohl bei der Einnahme von Medikamenten mit einer stärkeren Verminderung von Erektionsstörungen zu rechnen als mit einer Therapie, die rein auf Ausdauersport setzen würde.
Dennoch betonen die Forscher in ihrer Studie, dass regelmäßiges Cardio-Training gerade für Männer mit einer stark ausgeprägten ED (niedriger IEF-EF-Score) eine effektive Alternative zu einer medikamentösen Behandlung darstellen könne. Auch Betroffene, die keine Medikamente nehmen können oder wollen, könnten ihren Erektionsstörungen mit Ausdauersport entgegenwirken.
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Mögliche Nebenwirkungen von Viagra
Wie alle Medikamente kann auch Viagra mit Nebenwirkungen einhergehen. So benennt der Hersteller von Viagra, Pfizer, in einem offiziellen Schreiben, dass in klinischen Studien folgende Nebenwirkungen bei der Einnahme von Viagra (Wirkstoff Sildenafil) am meisten aufgetreten seien:9
- Kopfschmerzen
- Flush (anfallartiges Erröten des Gesichts und des Halses)
- Dyspepsie (chronische Beschwerden im Oberbauch)
- Verstopfte Nase
- Schwindel
- Übelkeit
- Hitzewallungen
- Sehstörungen, darunter verschwommenes Sehen und Zyanopsie (Störung des Farbensehens)