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Retinoblastom

Augenkrebs bei Kindern – ein auffälliges Zeichen deutet auf Erkrankung hin

Wenn ein Kind eine weiße leuchtende Pupille hat, sollte man aufpassen
Das häufigste Symptom bei Kindern mit Augenkrebs ist ein weißes Aufleuchten der Pupille bei Blitzlichtfotos. Foto: Getty Images
Julia Freiberger
Werkstudentin in der Redaktion

21. Februar 2025, 4:33 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Augenkrebs – auch unter dem medizinischen Namen „Retinoblastom“ bekannt ist eine seltene Erkrankung des Auges. Sie kommt fast ausschließlich im Kindesalter vor und kann ein oder beide Augen betreffen. Zu den häufigsten ersten Symptomen zählt ein weißes Aufleuchten des Auges auf Blitzlichtfotos. Dieses steht im Kontrast zu dem üblichen roten Reflex oder den einer dunklen Pupille, wie es bei gesunden Augen der Fall ist.

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Gefährlich an dem Krebs ist, dass er besonders schnell wächst. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, führt sie fast immer zum Tod. FITBOOK-Autorin Julia Freiberger erklärt, auf welche Warnzeichen Eltern achten sollten und wie man den Krebs behandeln kann.

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Was versteht man unter Augenkrebs?

Unter einem Retinoblastom versteht man eine seltene Form von Krebs, die in der Netzhaut des Auges entsteht. Er tritt am häufigsten bei Kindern unter zwei Jahren auf. Besonders tückisch: Der Krebs kann ein oder beide Augen betreffen. Man spricht von einem einseitigen (unilateralen) Retinoblastom, wenn nur ein Auge betroffen ist – was ungefähr auf 60 Prozent der Fälle zutrifft. Bei etwa 40 Prozent der Betroffenen hingegen sind beide Augen vom Krebs betroffen. In dem Fall spricht man vom beidseitigen oder bilateralen Retinoblastom. Letzteres gibt fast immer Hinweise auf eine erbliche Ursache. Denn während einseitige Retinoblastome in der Regel nicht vererbt werden, sind beidseitige Retinoblastome eher genetischen Ursprungs.

Zudem ist es möglich, dass der Krebs an einer einzelnen Stelle im Auge (unifokal) oder an mehreren Stellen (multifokal) auftritt. Fast ein Drittel der betroffenen Kinder entwickelt mehrere Tumoren (meistens in beiden Augen) oder bildet im Verlauf der Krankheit mehr Tumoren aus.1

Charakterstik Retinoblastome

Das Gefährliche an Retinoblastomen ist, dass sie schnell wachsen und sich auch innerhalb des Augapfels, der Augenhöhle oder entlang des Zentralnervensystems ausbreiten können. Gerade in fortgeschrittenen Stadien ist es möglich, dass sie über das Lymph- und Blutsystem andere Organe befallen. Unbehandelt kann die Erkrankung zum Tod führen.

Auch interessant: Er war gerade ein paar Wochen alt, als er die Diagnose Augenkrebs bekam

Häufigkeit von Augenkrebs

Auch wenn das Retinoblastom in Deutschland eher zu den seltenen Tumorerkrankungen zählt, ist es der häufigste Augentumor, der im Kindesalter auftritt. Statistisch betrachtet tritt die Erkrankung mit rund 45 bis 60 neuen Diagnosen pro Jahr (leicht abweichende Zahlen je nach Erhebungsmethode) bei etwa einem von 18.000 bis 20.000 Kindern auf. Fast 80 Prozent der erkrankten Kinder sind unter vier Jahre alt.2

Auch interessant: Warum Kinder besonders häufig von Mittelohrentzündung betroffen sind

Ursachen von Augenkrebs

Für die Entstehung des Retinoblastoms sind zwei genetische Veränderungen (Mutationen) in den Vorläuferzellen der Netzhaut verantwortlich. Hierbei sind jedoch stets zwei genetische Veränderungen notwendig, damit der Tumor entstehen kann. Die genetischen Veränderungen können dabei spontan in einzelnen Netzhautzellen auftreten oder in allen Körperzellen vorhanden sein. Letzteres setzt voraus, dass es sich um eine vererbte Mutation handelt.

In der Regel unterscheidet man zwischen einer nicht-erblichen und einer erblichen Form.

  • Nicht-erbliche Form: Die nicht erbliche Form betrifft ungefähr die Hälfte aller Betroffenen des Retinoblastoms. Dabei treten die Mutationen ausschließlich in den Tumorzellen auf und betreffen keine anderen Körperzellen.
  • Erbliche Form: Hierbei ist die Mutation bereits bei der Geburt in allen Körperzellen vorhanden und wird weitervererbt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein betroffener Elternteil die Mutation an sein Kind weitergibt, beträgt 50 Prozent. In den meisten dieser Fälle entwickelt das Kind im Kleinkindalter ein Retinoblastom. Gerade bei Kindern, die ein beidseitiges Retinoblastom haben, ist die Erkrankung erblich bedingt.3

Familiäres Retinoblastom

Bei ungefähr einem Viertel der Fälle, die erblich bedingt sind, sind ebenfalls weitere Erkrankungen innerhalb der Familie bekannt. In diesem Zusammenhang spricht man auch von einem familiären Retinoblastom.

Das Retinoblastom-Gen auf Chromosom 13

Es ist wichtig, zu erwähnen, dass unabhängig davon, ob ein erbliches oder nicht erbliches Retinoblastom vorliegt, die Mutation im Retinoblastom-Gen auf Chromosom 13 stattfindet. Da jedes Chromosom in jeder Zelle doppelt vorhanden ist, enthält diese auch zwei Retinoblastom-Gene. Ein Tumor kann nur dann entstehen, wenn beide Gene mutiert sind.

Symptome von Augenkrebs

Das „Katzenauge“

Das wohl auffälligste Alarmsignal ist eine weiße Pupille auf Blitzlichtfotos. Leuchtet die Pupille unter bestimmten Lichtverhältnissen wie beim Fotografieren weiß statt rot oder schwarz auf, kann dies ein Hinweis auf die Erkrankung sein. Man bezeichnet dieses Phänomen auch als „Katzenauge“. Allerdings sind weiße Pupillen nicht auf allen Bildern sichtbar. Zudem muss eine weiße Pupille nicht zwangsläufig auf ein Retinoblastom zurückzuführen sein. Sogar bei gesunden Augen kann es mal vorkommen, dass die Pupille durch den Blitz der Kamera kurz weiß erscheint. Daher ist es wichtig, mithilfe eines Arztes abzuklären, ob tatsächlich eine ernsthafte Erkrankung vorliegt.

Rote Pupille

Ein weiteres Signal sind Fotos, auf denen eine Pupille schwarz (oder andersfarbig) wirkt, während die andere rot erscheint.

Schielen

Auch Schielen kann ein Symptom von Augenkrebs sein. Gerade bei kleinen Kindern sollte dies ärztlich abgeklärt werden, um mögliche Ursachen frühzeitig zu erkennen.

Anhaltende Rötung oder Schwellung des Auges

Sollte das Auge eines Kindes zum wiederholten Male entzündet, gerötet oder geschwollen sein – und das ohne eine vorliegende Infektion, könnte dies auch ein Anzeichen für eine Erkrankung sein.

Veränderungen der Irisfarbe

Sollte die Iris Farbveränderungen aufzeigen, ist es wichtig, dies ebenfalls medizinisch überprüfen zu lassen.

Verschlechterung der Sehfähigkeit

Aber auch eine Sehstörung („Augenzittern“) oder ein Verlust der Sehschärfe könnten Anzeichen dafür sein, dass ein Tumor vorliegt. Gleiches gilt für den Fall, wenn ein Kind nicht richtig mit den Augen fokussiert oder anders als Gleichaltrige auf visuelle Reize reagiert.4

Diagnose der Erkrankung

Sollte der Arzt bei einer Anamnese, einer augenärztlichen oder einer körperlichen Untersuchung Hinweise auf Augenkrebs feststellen, muss der Betroffene umgehend an eine spezialisierte Klinik überwiesen werden. Mithilfe verschiedener Untersuchungen muss dann bestimmt werden, welche Form der Erkrankung (erblich oder nicht erblich) vorliegt, welches Krankheitsstadium und welche Ausbreitung beim Betroffenen vorhanden ist.

Augenspiegeluntersuchung

Zu einer der wichtigsten Methoden zum Nachweis eines Retinoblastoms zählt die Augenspiegeluntersuchung. Dabei wird mithilfe eines speziellen Augenspiegels und einer starken Lichtquelle der Augenhintergrund beider Augen beobachtet. Falls ein Tumor vorliegt, kann man ebenfalls feststellen, wie weit er ausgebreitet ist. Letzteres ist besonders wichtig für die Einteilung in die unterschiedlichen Stadien der Erkrankung. Hierbei müssen aber auch Faktoren wie Größe und Lage der Tumoren, Anzahl sowie Ausbreitung in andere Organe berücksichtigt werden.

Bildgebende Verfahren

Damit man die Tumorausbreitung genau bestimmen kann, wird zusätzlich von bildgebenden Verfahren wie der Ultraschalluntersuchung (Sonographie) und der Magnetresonanztomographie (MRT) Gebrauch gemacht. Ersteres erlaubt eine Vermessung des Tumors, während ein MRT Aufschluss darüber geben kann, ob der Tumor auf ein oder beide Augen beschränkt ist.

Weitere Untersuchungen

Besonders in seltenen Fällen – wenn die Erkrankung bereits fortgeschritten oder eine Chemotherapie geplant ist – können weitere diagnostische Verfahren herangezogen werden:

  • Skelettszintigraphie zur Beurteilung einer möglichen Knochenbeteiligung
  • Röntgenuntersuchung des Brustkorbs
  • Knochenmarkpunktion zur Untersuchung des Knochenmarks
  • Lumbalpunktion zur Analyse der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit

Genetische Diagnostik

Abgesehen von bildgebenden Verfahren lässt sich auch feststellen, ob die Erkrankung erblich oder nicht erblich bedingt ist. Im Rahmen der Erstdiagnose wird daher eine humangenetische Beratung angeboten. Nachdem die Eltern des Kindes eingewilligt haben, kann im Folgenden eine molekulargenetische Analyse des Blutes (Gentest) durchgeführt werden. Hierbei untersucht man die DNA auf Mutationen im Retinoblastom-Gen.

Sollte eine Mutation nachgewiesen werden, liegt ein erbliches Retinoblastom vor. In diesem Zusammenhang müssen dann auch die Eltern und Geschwister des betroffenen Kindes untersucht werden. So lassen sich die Risikoeinschätzung und die Planung geeigneter Vorsorge- und Kontrollmaßnahmen innerhalb der Familie vornehmen.5

Therapieplanung

Nachdem die Diagnose gestellt ist, geht es weiter mit der Therapieplanung. Damit eine individuelle und risikoadaptierte Behandlung möglich ist, müssen verschiedene Risiko- oder Prognosefaktoren berücksichtigt werden. Ein entscheidendes Kriterium und ein wichtiger Prognosefaktor ist das Ausmaß der Tumorausbreitung zum Zeitpunkt der Diagnose.

Stadieneinteilung des Tumors

Augenkrebs wird anhand seiner Ausbreitung klassifiziert. Hierbei muss erst einmal unterschieden werden, ob der Tumor ausschließlich das Auge betrifft (intraokulares Retinoblastom) oder sich bereits auf umliegendes Gewebe (extraokulares Retinoblastom) ausgebreitet hat. Die Ausdehnung des Tumors wird für jedes Auge separat bewertet.

Klassifizierungssysteme

Für die Einteilung des intra- und extraokularen Retinoblastoms gibt es verschiedene Klassifikationssysteme:

Intraokulares Retinoblastom

Hierbei wird am häufigsten „die International Classification of Retinoblastoma“ (ICRB, Philadelphia-Version) angewendet. Dieses Klassifikationssystem bewertet die Lage im Auge, die Tumorgröße sowie das Vorhandensein und Ausmaß einer Glaskörperaussaat. Basierend darauf werden fünf Krankheitsstadien (A bis E) unterschieden. Unter einer Glaskörperaussaat versteht man das Eindringen von Tumorzellen in den Glaskörper des Auges. Das ist der Innenraum zwischen Linse und Netzhaut. So kann es dazu kommen, dass sich einzelne Tumorzellen von der Netzhaut ablösen und in den Glaskörper gelangen. Diese frei schwebenden Tumorzellen erschweren die Behandlung, da sie sich im Auge verteilen. Auch übliche Therapieformen wie Laser oder lokale Bestrahlung sprechen weniger gut ansprechen.

Extraokulares Retinoblastom

In diesem Fall erfolgt die Einteilung der Stadien nach dem „International Retinoblastoma Staging System“ (IRSS). Hierbei unterteilt das System die Erkrankung nach einer operativen Tumorentfernung (Enukleation) in vier Stadien. Unter anderem wird auch berücksichtigt, ob der Tumor die Lederhaut und den Sehnerv befallen hat oder sich bereits Metastasen in anderen Organen gebildet haben. Wenn kein chirurgischer Eingriff erfolgt, klassifiziert man das Retinoblastom als Stadium 0.

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Behandlung

Die Behandlung des Augenkrebses muss individuell auf jedes Kind abgestimmt werden. Grundsätzlich gibt es folgende Möglichkeiten:

Operative Entfernung des Auges

Ist nur ein Auge betroffen und die Sehkraft stark eingeschränkt oder bereits verloren, muss der gesamte Augapfel samt einem Teil des Sehnervs entfernt werden. Sollten hingegen beide Augen betroffen sein, liegt die Priorität darin, die Sehkraft zumindest teilweise zu erhalten und den Krebs zu behandeln, ohne beide Augen entfernen zu müssen. In manchen Fällen kann es dazu kommen, dass das stärker befallene Auge entfernt wird.

Alternative Behandlungsmethoden

Abgesehen von einer Operation gibt es auch verschiedene therapeutische Verfahren:

  • Strahlentherapie: Bei sehr kleinen Tumoren kann auch eine sogenannte „Brachytherapie“ (Bestrahlung mit einem radioaktiven Pflaster) zum Einsatz kommen.
  • Lasertherapie & Kryotherapie: Kleine Tumore werden durch gezielte Hitze (Laser) oder Kälte (Kryotherapie) zerstört.
  • Intraarterielle Chemotherapie: Das Medikament wird direkt über die Hauptarterie, die das Auge mit Blut versorgt, verabreicht.

Einsatz der Chemotherapie

Eine Chemotherapie wird häufig in Kombination mit anderen Verfahren angewendet – hauptsächlich aus dem Grund, dass sie das Retinoblastom selten allein heilen kann. Jedoch kann die Therapie dabei helfen, größere Tumoren zu verkleinern oder Krebs zu behandeln, der sich bereits außerhalb des Auges ausgebreitet hat. Hierbei werden unterschiedliche Medikamente angewendet, in Form von Tabletten oder direkt intravenös.

Risiken der Strahlentherapie

Allerdings ist eine Bestrahlung des Auges mit schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden, wie:

  • Grauer Star (Katarakt)
  • Chronische Augentrockenheit
  • Sehverschlechterung
  • Wachstumsstörungen der Gesichtsknochen, die im schlimmsten Fall zu einer Deformierung führen können
  • Gewebeschwund (Atrophie) im Augenbereich
  • Erhöhtes Risiko für eine zweite Krebserkrankung im bestrahlten Bereich

Um ein mögliches Wiederauftreten des Tumors oder die Entwicklung einer zweiten Krebserkrankung frühzeitig zu erkennen, ist es wichtig, dass das Kind überwacht und untersucht wird.

Prognose der Erkrankung

Aufgrund von ständigem Fortschritt in der Therapie, Diagnostik und Früherkennung hat sich die Prognose für Retinoblastom-Patienten in westlichen Ländern um einiges verbessert. So liegt die 15-Jahres-Überlebensrate in Deutschland bei 98 Prozent.6


Themen Augengesundheit Kindergesundheit Krebs

Quellen

  1. Kinderkrebsinfo. Retinoblastom – Kurzinformation. (aufgerufen am 18.02.2025) ↩︎
  2. Krebsgesellschaft.de. Retinoblastom. (aufgerufen am 18.02.2025) ↩︎
  3. Krebsgesellschaft.de. Ursache und Risikofaktoren. (aufgerufen am 18.02.2025) ↩︎
  4. Kinderaugenkrebsstiftung. 6 Warnzeichen Retinoblastom. (aufgerufen am 18.02.2025) ↩︎
  5. MSD. Retinoblastom. (aufgerufen am 18.02.2025) ↩︎
  6. Gelbeliste.de. Retinoblastom. (aufgerufen am 18.02.2025) ↩︎
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