19. Oktober 2023, 17:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Nachdem Corona monatelang aus den Schlagzeilen und den Köpfen der Menschen verschwunden war, rückten im Spätsommer neue Varianten in den Fokus. Jetzt im Herbst, mit Blick auf den Winter, fragen sich viele: Sollten wir uns wieder testen? Und können die Selbsttests neue Virusvarianten überhaupt erkennen? Zwei Mediziner haben mit uns ihre Einschätzung geteilt.
EG.5, FL.1.5.1, BA.2.86 – Bezeichnungen für neue Virusvarianten, die Corona wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit rückten. Zugegeben: In den vergangenen Monaten trat schon die eine oder andere neue Variante auf, doch glücklicherweise konnte keine von ihnen die Pandemie erneut befeuern. Mit BA.2.86 bzw. Pirola hat sich das Coronavirus jedoch auf eine Weise weiterentwickelt, die Forscher dazu veranlasst, diese genau zu beobachten. Doch was bedeutet das für die Bevölkerung? Sollten wir uns wieder regelmäßig auf Corona testen? Und wenn ja, können die Tests die neuen Varianten überhaupt erkennen?
Übersicht
Selbsttests waren im Sommer für die meisten kein Thema
Manche haben vielleicht noch welche im Schrank, andere überlegen, neue aus der Apotheke oder dem Drogeriemarkt zu besorgen: Noch Anfang 2023 gehörten Antigentests zum Alltag für viele Menschen. Mit Auslaufen der Corona-Maßnahmen im Mai dachten aber wohl die wenigsten noch daran, sich auf Corona zu testen – selbst im Fall von Husten oder Schnupfen. So genoss man den Sommer, ohne viele Gedanken an Corona oder Antigentests zu verschwenden. Doch mittlerweile ist der Herbst da, der Winter klopft schon an die Tür und damit auch die Erkältungs- und Grippesaison. Ist es nun also wieder sinvoll, sich zu testen?
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Wieder auf Corona testen – das sagen Experten
Das hielt Prof. Dr. Carsten Watzl, Immunologe am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, Ende August nicht unbedingt für notwendig. Auf FITBOOK-Nachfrage erklärte er: „Aktuell macht es eigentlich keinen Unterschied, ob man Corona oder die Grippe hat oder an anderen Viren erkrankt. Daher ist Testen nicht notwendig.“ Eine Einschätzung, die wohl auch jetzt noch Bestand haben dürfte. Denn trotz neuer Symptome, die vereinzelt im Zusammenhang mit Pirula festgestellt wurden, deutet nichts darauf hin, dass Corona aktuell schlimmer als eine Grippe verläuft.
So sah es auch Immunologin und Impfexpertin Prof. Dr. Martina Prelog vom Universitätsklinikum Würzburg im Spätsommer: „Derzeit besteht keine Indikation zur Selbsttestung und Corona ist wie andere respiratorische Erreger zu handhaben. D.h. bei Erkältung Abstand, Hygiene, ggf. Maske, um Risikopatienten als Kontaktpersonen, zu schützen.“ Mit Blick auf die Zunahme von Schnupfen und Co. in der kalten Jahreszeit bedeutet dies also: Bei Symptomen Maske tragen, Abstand halten und Kontakte vermeiden.
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Erkennen die Corona-Selbsttests die aktuellen Varianten?
Wolle man bei Krankheitssymptomen aber gerne auf Nummer sicher gerne, könne man noch vorhandene, „alte“ Corona-Tests durchaus noch verwenden. „Nicht verwendete Tests können genutzt werden, da sie das N-Protein als Antigen benutzen, das weniger stark mutiert als das S-Protein bei den neuen Varianten, und deshalb bei Infektion auch da noch ganz gut anschlägt“, erklärte Dr. Prelog. Mit anderen Worten: Es gibt keinen Grund, zu glauben, dass die Selbsttests nicht auch neue Varianten wie Pirola erkennt.
„Die Tests haben ein Haltbarkeitsdatum und sollten auch nicht länger als wenige Wochen nach dem Datum verwendet werden“, erläuterte Watzl, was dabei zu beachten sei. Und Dr. Prelog riet: „Abgelaufene Tests sollten im Haushaltsmüll entsorgt werden, da sie nicht mehr sicher detektieren. Benutzte Tests kommen in den Restmüll, im reißfesten, verschlossenen Beutel.“
Ansonsten spreche natürlich nichts dagegen, sich auf Corona zu testen, für zwingend angeraten halten die Experten es – zumindest aktuell – noch nicht.
Experte rät zur Vernunft bei Krankheit
Die Experten sahen also zuletzt keinen Grund, sich nun wieder unbedingt zu testen. Wer sich absichern wolle, könne das aber natürlich tun – auch, weil die Tests die neuen Varianten ebenfalls anzeigen sollten.
Ob Entscheidung für oder gegen Testen, mit einer Erkrankung sollte man nicht leichtfertig umgehen. Mit dem Bewusstsein, dass hinter Beschwerden, die einer Erkältung oder Grippe ähneln, eben auch Corona stecken kann, sollte man andere Menschen nicht leichtfertig den Krankheitserregern aussetzen. „Wenn man Erkältungssymptome hat, dann sollte man, wie vom RKI empfohlen, drei bis fünf Tage zu Hause bleiben, um nicht andere unnötig anzustecken“, betonte Watzl.
Was subjektiv wahrscheinlich der eine oder andere schon bemerkt haben dürfte, spiegeln auch die Daten des Robert-Koch-Instituts wider: Atemwegserkrankungen nehmen wieder zu (Stand KW 40).1 Daher ist davon auszugehen, dass viele Menschen zurzeit mit Erkältungssymptomen kämpfen – wobei eben ohne Test niemand weiß, ob nicht auch Coronafälle dahinterstecken. Rücksichtsvolles Verhalten ist daher wünschenswert.
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Quelle
- 1. Robert Koch Institut. GrippeWeb-Wochenbericht. (aufgerufen am 19.10.2023)