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Forschung

Der Zusammenhang zwischen Asthma und Hormonen bei Frauen

Frau mit Asthmaspray
Asthma tritt im Erwachsenenalter häufig bei Frauen auf, Forscher vermuten, dass das mit den Hormonen zusammenhängen könnte Foto: Getty Images

24. März 2025, 10:52 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Asthma tritt im Erwachsenenalter häufiger bei Frauen als bei Männern auf – und Frauen leiden zudem oftmals unter schwerem Asthma. Doch warum ist das so? Dieser Frage gingen Forsche der Universität Newcastle in Australien auf den Grund.

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Während im Kindesalter häufiger Jungs von Asthma betroffen sind, verhält es sich im Erwachsenenalter umgekehrt: Hier tritt die chronische, entzündliche Erkrankung der Atemwege öfter bei Frauen auf. Bisher führte man das darauf zurück, dass Frauen engere Atemwege und ein niedrigeres Lungenvolumen haben.1 Forscher der Universität Newcastle sehen jedoch auch einen Grund in den Hormonen – und decken Behandlungsmöglichkeiten für Frauen mit Asthma auf.

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Hormonelle Schwankungen beeinflussen Asthma bei Frauen

Asthma ist bei Frauen im Erwachsenenalter häufiger als bei Männern, insbesondere in schwerer Form. „Wir wissen, dass natürliche hormonelle Schwankungen im Laufe des Lebens einer Frau mit unterschiedlich starken Asthmasymptomen einhergehen“, erklärt Professor Jay Horvat, ein an der Studie beteiligter Wissenschaftler.2 „Viele Frauen erleben beispielsweise während der Menstruation und in den Wechseljahren eine Verschlimmerung ihrer Asthmasymptome.“ Gleichzeitig hatte eine frühere Studie zeigen können, dass Frauen, die die Medikamente mit Ethinylestradiol/ Levonorgestrel-Gaben (OCP) einnahmen, eine bessere Asthmakontrolle hatten.3 Bei diesem Medikament handelt es sich um die Antibabypille, die Östrogen und Gestagen kombiniert.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Stoffwechselaktivität der Immunzellen. Inflammatorische Prozesse erfordern eine verstärkte Glukoseaufnahme, die über den Transporter GLUT-1 reguliert wird. Erhöhte GLUT-1-Expression wurde bereits mit schwerem Asthma in Verbindung gebracht, doch der Einfluss weiblicher Sexualhormone auf diesen Mechanismus war bisher ungeklärt. Die Studie wollte herausfinden, ob GLUT-1 eine zentrale Rolle in der Wechselwirkung zwischen Hormonen und Asthma spielt und ob eine gezielte Hemmung von GLUT-1 positive Effekte auf die Krankheit haben könnte.

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Analyse von Proben von Menschen und Mäusen

Die Studie kombinierte klinische Analysen mit experimentellen Asthma-Modellen. Prämenopausale Frauen mit Asthma wurden hinsichtlich ihrer Lungenfunktion und Genexpression anhand ihres Sputums (Auswurf) untersucht. Damit ist das schleimige Sekret gemeint, das vermehrt im Rahmen einer Atemwegserkrankung von der Bronchialschleimhaut produziert wird und wir häufig als Schleim bspw. beim Husten ausspucken. Dabei wurde verglichen, ob Frauen, welche OCP-Medikamente, also die Antibabypille, einnehmen, Unterschiede in der Expression von Entzündungsmarkern und GLUT-1 aufweisen.

Zusätzlich wurden Asthma-Modelle an Mäusen durchgeführt. Weibliche Mäuse erhielten entweder Östrogen, Progesteron oder eine OCP-ähnliche Hormonbehandlung. Einige Gruppen wurden zudem mit den GLUT-1-Inhibitoren oder 2-Deoxy-D-Glucose (2DG) behandelt, um zu testen, ob eine Blockierung dieses Transporters die Asthmasymptome verbessert. Anschließend wurden Atemwegsentzündung, Lungenfunktion, Immunzellzahlen und Genexpression analysiert.

Progesteron und OCP verringerten die Asthmasymptome

Die Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede in der Schwere vom Asthma in Abhängigkeit von den Hormonen. Frauen, die OCP einnahmen, hatten eine bessere Lungenfunktion und eine geringere Expression entzündungsfördernder Zytokine (von Zellen gebildete Proteine). In den Mausmodellen reduzierte OCP die Atemwegsüberempfindlichkeit und die entzündliche Aktivität in der Lunge.

Östrogen hingegen verstärkte Asthmasymptome, erhöhte die Anzahl neutrophiler Entzündungszellen und förderte die Expression der entzündungsfördernden Zytokine. Progesteron wirkte dagegen schützend, indem es die Lungenentzündung reduzierte. „Im Wesentlichen scheint Östrogen den Zustand zu verschlechtern, während Gestagen und die Antibabypille vor Asthma zu schützen scheinen“, fasst Professor Horvat die Erkenntnisse zusammen.

Ein zentraler Befund der Studie war die Rolle von GLUT-1. Östrogen erhöhte die Expression dieses Transportproteins in der Lunge, während Progesteron und OCP sie reduzierten. Durch gezielte Hemmung von GLUT-1 konnten Atemwegsentzündung und Überempfindlichkeit signifikant gesenkt werden. Dies deutet darauf hin, dass GLUT-1 eine Schlüsselrolle in der hormonabhängigen Regulation von Asthma spielt.

Neue Behandlungsmöglichkeiten

Die Ergebnisse zeigen, dass Östrogen Asthma verschlimmert, während Progesteron und OCP schützende Effekte haben. Besonders relevant ist die Erkenntnis, dass eine Blockierung von GLUT-1 zu einer deutlichen Verbesserung der Asthmasymptome führt.

Für die klinische Praxis könnten diese Ergebnisse eine weitreichende Bedeutung haben. Frauen mit Asthma könnten von einer gezielten hormonellen Therapie profitieren. Besonders für Patientinnen mit schwerem, steroidresistentem Asthma könnte eine Kombination aus Progesteron-basierten Medikamenten und GLUT-1-Hemmern eine neue Behandlungsstrategie darstellen. Darüber hinaus zeigen die Daten, dass auch männliche Asthmatiker von einer Regulation von GLUT-1 profitieren könnten.

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Einordnung der Studie

Die Studie kombiniert klinische Beobachtungen mit experimentellen Daten und liefert starke Hinweise auf eine hormonabhängige Regulation von GLUT-1 in Asthma. Dennoch gibt es einige Einschränkungen. Da die klinischen Analysen auf Beobachtungsdaten beruhen, sind kausale Zusammenhänge nicht endgültig gesichert. Zudem stammen viele Erkenntnisse aus Mausmodellen, die nicht immer direkt auf den Menschen übertragbar sind. Weitere klinische Studien sind notwendig, um diese Erkenntnisse zu bestätigen und potenzielle neue Therapieansätze zu entwickeln.

Ein weiterer offener Punkt ist die genaue molekulare Regulation von GLUT-1 durch Hormone. Es ist noch nicht geklärt, ob die Hormone direkt die Expression dieses Transportproteins in Immunzellen steuern oder ob sie indirekte Effekte über andere Stoffwechselwege haben. Auch die Rolle anderer Glukosetransporter bei Asthma sollte in zukünftigen Studien untersucht werden.

Themen Asthma Frauengesundheit

Quellen

  1. Österreichische Lungenunion. Unterschiede zwischen Frauen und Männern bei Asthma und COPD. (aufgerufen am 20.03.2025) ↩︎
  2. Hunter Medical Research Institute. Groundbreaking study finds modifying female sex hormone responses could be the ticket to better asthma treatments. (aufgerufen am 20.03.2025) ↩︎
  3. Scott H.A., Gibson P.G., Garg M.L., et al. (2016). Sex hormones and systemic inflammation are modulators of the obese-asthma phenotype. Allergy. ↩︎

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