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Nachgefragt beim Experten

Sollte ich Aspirin, Paracetamol und Ibuprofen kombinieren?

Aspirin, Paracetamol und Ibuprofen
Ein Experte erklärt bei FITBOOK, worauf bei der Einnahme (und Kombination) von Aspirin, Paracetamol und Ibuprofen zu achten ist Foto: picture alliance/ROPI | Antonio Pisacreta/ZB | Sascha Steinach; Collage: FITBOOK

26. September 2024, 4:08 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Der Kopf brummt und dröhnt – eine Tablette muss her, um die Schmerzen zu lindern. Die einen setzen dabei auf Aspirin, andere bevorzugen Ibuprofen oder Paracetamol. Doch was, wenn die Kopfschmerzen besonders hartnäckig sind, oder man von dem zuerst eingenommenen Medikament keine weitere Pille übrig hat? Ist es dann eine gute Idee, zwei oder sogar drei verschiedene Schmerztabletten zu kombinieren? Das hat FITBOOK-Autorin Julia Kuntz Prof. Dr. Hartmut Göbel gefragt. Er ist Chefarzt in der Schmerzklinik Kiel.

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Die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln (Analgetika) ist weit verbreitet. In Deutschland schätzungsweise 1,9 Millionen Menschen täglich Schmerzmittel ein. 30 bis 40 Prozent nehmen die Mittel ein, obwohl sie keine körperlichen Schmerzen haben.1 Nicht zuletzt der einfache Zugang zu rezeptfreien Medikamenten wie Ibuprofen, Aspirin oder Paracetamol trägt dazu bei, dass viele Menschen diese häufiger und auch ohne ärztliche Überwachung zu sich nehmen. Was Sie bei – oder besser noch vor – der Einnahme beachten sollten, erfahren Sie hier von einem Experten.

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Was ist Schmerz und wie entsteht er?

„Schmerz ist ein unangenehmes Empfinden, das durch eine tatsächliche oder potenzielle Gewebeschädigung verursacht wird“, weiß Prof. Dr. Hartmut Göbel, Schmerzklinik Kiel. „Er kann als biologischer Schmerz ein natürlicher Schutzmechanismus des Körpers sein, um auf schädliche Reize aufmerksam zu machen und potenzielle Schädigungen zu vermeiden. Die Schmerzwahrnehmung erfolgt im Gehirn, nachdem Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren) in Haut, Muskeln, Gelenken oder Organen durch Verletzungen, Entzündungen oder andere Faktoren aktiviert wurden. Jeder Mensch empfindet Schmerz unterschiedlich, sowohl in Intensität als auch in der Art der Wahrnehmung.“ Der pathologische Schmerz hat diese Warnfunktion nicht mehr, z. B. bei Tumorschmerz. Die Ursache ist bekannt. Auch bei chronischen Schmerz kann die Warnfunktion völlig fehlen.

Auch interessant: Sollte man Schmerzen besser aushalten oder sofort eine Tablette nehmen?

Arten von Schmerz

Es gibt verschiedene Arten von Schmerzen, die jeweils eine spezifische Behandlung und Diagnostik erfordern, um die zugrunde liegende Ursache gezielt anzugehen.

  1. Akute Schmerzen: Sie treten plötzlich auf und sind oft nur von kurzer Dauer, wie z. B. Zahnschmerzen, Schnittwunden oder ähnliche Verletzungen.
  2. Chronische Schmerzen: Halten die Schmerzen länger als drei Monate an, spricht man von chronischen Schmerzen. Besonders verbreite sind z. B. Rückenschmerzen oder Migräne.
  3. Neuropathische Schmerzen: Sie entstehen durch Schädigungen oder Fehlfunktionen des Nervensystems, z. B. durch Diabetes oder Nervenverletzungen und äußern sich oft durch stechende Schmerzen oder Taubheitsgefühl.
  4. Nozizeptive Schmerzen: Schmerzen aufgrund einer somatischen (entstehen in Knochen, Haut und Gelenken) oder viszeralen (entstehen in den Organen) Gewebeschädigung, Entzündung oder Infektion werden als nozizeptive Schmerzen bezeichnet, z. B. bei Muskelkater oder Knochenbrüchen.
  5. Psychogene Schmerzen: Dies sind Schmerzen, die durch psychische Faktoren wie z. B. Depression, Stress oder Angst ausgelöst und unterhalten werden können.
  6. Phantomschmerzen: Das sind spezielle Nervenschmerzen, die in einem amputierten Körperteil empfunden werden.
  7. Zentrale Schmerzen: Diese Schmerzen werden im Gehirn direkt bedingt, z. B. nach Schlaganfall als sog. Thalamusschmerz.

Auch interessant: Übungen, die gegen Kopfschmerzen helfen können

Die drei am häufigsten genutzten Schmerzmittel

1. Ibuprofen

Hauptwirkstoff

Ibuprofen

Wirkung

Schmerzstillend, entzündungshemmend, fiebersenkend

Anwendungsgebit

Am besten geeignet bei Entzündungsschmerzen, wie z. B. Gelenkschmerzen, Rückenschmerzen, Arthritis und bei fiebrigen Erkrankungen.

Nicht einnehmen bei Magen- oder Darmgeschwüren, Nieren- und Leberproblemen, Herzkrankheiten sowie ab der 20. Schwangerschaftswoche.

Einnahme

Nach einer Mahlzeit einzunehmen, um Magenreizungen zu vermeiden.

Risiken und Nebenwirkungen

Magen-Darm-Beschwerden, Bluthochdruck, erhöhtes Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Nierenprobleme bei Langzeitanwendung.

Nicht kombinieren mit:

Aspirin, Blutverdünnern

2. Paracetamol

Hauptwirkstoff

Paracetamol (Acetaminophen).

Wirkung

Schmerzstillend, fiebersenkend, hat aber keine entzündungshemmende Wirkung. Die Wirkung auf Schmerzen ist sehr schwach, ca. zwölf Patienten müssen behandelt werden, bis bei einem eine Wirkung eintritt.

Anwendungsgebiet

Bei leichten Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Fieber. Paracetamol ist oft die erste Wahl bei empfindlichen Mägen. Früher wurde es auch für die Schwangerschaft empfohlen, es gibt jedoch umfangreiche Hinweise auf mögliche nachhaltige Schädigungen des Kindes.

Nicht einnehmen bei Lebererkrankungen oder Alkoholismus sowie bei schweren Nierenproblemen.

Einnahme

Nicht die empfohlene Tagesdosis (etwa vier Gramm für Erwachsene) überschreiten.

Risiken und Nebenwirkungen

Überdosierung kann zu schweren Leberschäden führen, selten auch Hautausschläge sowie allergische Reaktionen verursachen.

Nicht kombinieren mit:

Alkohol und anderen Medikamenten, die Paracetamol enthalten.

3. Aspirin

Hauptwirkstoff

Acetylsalicylsäure (ASS)

Wirkung

Schmerzstillend, entzündungshemmend, fiebersenkend und blutverdünnend.

Anwendungsgebiet

Bei leichten bis mittelschweren Schmerzen, wie z. B. Kopfschmerzen, Migräne, Zahnschmerzen.

Nicht einnehmen bei Magen- oder Darmgeschwüren, Blutgerinnungsstörungen, Asthma.

Einnahme

Immer mit einem Glas Wasser und nach einer Mahlzeit einzunehmen, um Magenreizungen zu vermeiden.

Risiken und Nebenwirkungen

Magenbeschwerden, Sodbrennen, Blutungsgefahr, allergische Reaktionen und Nierenprobleme.

Nicht kombinieren mit:

Blutverdünnern, Kortikosteroiden, Ibuprofen

Warum Sie Schmerzmittel nicht leichtfertig miteinander kombinieren sollten

„Das Kombinieren von Schmerzmitteln birgt Gesundheitsrisiken, da verschiedene Medikamente unterschiedliche Wirkungen auf den Körper haben und Wechselwirkungen auftreten können“, erklärt Prof. Dr. Hartmut Göbel. „Sie können sich gegenseitig beeinflussen und die Wirkung des jeweils anderen verstärken oder abschwächen. Zum Beispiel kann die gleichzeitige Einnahme von zwei Schmerzmitteln, die beide auf das zentrale Nervensystem wirken, die Gefahr von Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit deutlich erhöhen.“

Auch besteht ein erhöhtes Risiko der Überdosierung, speziell bei Opioiden und rezeptfreien Medikamenten, die man subjektiv als harmlos einstuft. Da viele Schmerzmittel in der Leber metabolisiert (abgebaut) werden, kann die gleichzeitige Einnahme von mehreren Schmerzmitteln die Leber stark belasten und das Risiko von Leber- und auch Nierenschäden erhöhen.

Bestimmte Schmerzmittel, insbesondere nichtsteroidale Antirheumatika wie Ibuprofen oder Aspirin, können gastrointestinale Probleme wie Magen-Darm-Beschwerden verursachen. Die gleichzeitige Einnahme kann das Risiko für Magengeschwüre oder Blutungen signifikant erhöhen.

Es ist dringend ratsam, sich an die Anweisungen des Arztes oder Apothekers zu halten und bei der Kombination von Schmerzmitteln vorsichtig zu sein.

Was passiert konkret, wenn ich die drei Schmerzmittel miteinander kombiniere?

Ibuprofen in Kombination mit Paracetamol

Die Kombination von Ibuprofen und Paracetamol kann durchaus eine wirksame Methode zur Schmerzbehandlung darstellen, da sie unterschiedliche Wirkmechanismen haben. Ibuprofen wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd, während Paracetamol hauptsächlich schmerzlindernd und fiebersenkend wirkt. Durch die Kombination können Schmerzen stärker gelindert werden, da sich die Wirkungen ergänzen. Dies kann wiederum helfen, die Dosierung der einzelnen Medikamente zu reduzieren und so die allgemeinen Nebenwirkungen zu minimieren. Allerdings sollte man immer die empfohlene Dosierung beachten, um Nieren- und Leberschäden sowie Magenprobleme zu vermeiden. Andererseits können sich auch die Nebenwirkungen der Medikamente addieren und sogar potenzieren. Aus diesem Grund sollte man ein Schmerzmittel ausreichend mit der empfohlenen Dosis einnehmen, und nicht unterschiedliche Substanzen kombinieren.

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Paracetamol in Kombination mit Aspirin

Auch die Kombination von Paracetamol und Aspirin kann zu einer stärkeren Schmerzlinderung und Fiebersenkung führen, da beide unterschiedliche Wirkmechanismen haben. Paracetamol wirkt schmerzlindernd und fiebersenkend, während Aspirin zusätzlich entzündungshemmend und blutverdünnend wirkt. Allerdings erhöht Aspirin das Risiko für Magen-Darm-Beschwerden wie Reizungen oder Blutungen, was allerdings durch die Kombination mit Paracetamol nicht verstärkt wird. Trotzdem sollte die gleichzeitige Einnahme dieser Medikamente nur nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen, um Nebenwirkungen zu minimieren.

Finger weg: Ibuprofen in Kombination mit Aspirin

Von einer Kombination von Ibuprofen und Aspirin wird dringend abgeraten, da beide Medikamente ähnliche Wirkungen haben. Ihre gleichzeitige Einnahme kann das Risiko für Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Blutungen, Geschwüre und Nierenschäden signifikant erhöhen. Außerdem kann Ibuprofen die blutverdünnende Wirkung von niedrig dosiertem Aspirin, das zur Vorbeugung von Herzinfarkten eingenommen wird, verringern. Daher sollte man die beiden Medikamente nur nach ärztlicher Rücksprache zusammen verwenden.

Kombination von Ibuprofen, Aspirin und Paracetamol – keine gute Idee

„Die gleichzeitige Einnahme von Paracetamol, Ibuprofen und Aspirin ist riskant, da sie unterschiedliche Wirkmechanismen haben, aber zusammen erhebliche Nebenwirkungen verursachen können. Ibuprofen und Aspirin können das Risiko für Magen-Darm-Blutungen, Geschwüre und Nierenschäden stark erhöhen, während Paracetamol hauptsächlich die Leber belastet. Auch das tägliche Wechseln dieser Medikamente reduziert das Risiko nicht wesentlich, da die kumulative Belastung für Magen, Nieren und Leber bestehen bleibt. Eine solche Kombination ist sinnlos und sollte nicht erfolgen“, so Prof. Dr. Hartmut Göbel.

Was ist allgemein bei der Einnahme von Schmerzmitteln zu beachten?

  1. Dosierung: Schmerzmittel niemals in höherer Dosis oder häufiger einnehmen, als empfohlen. Eine Überdosierung kann ernsthafte Gesundheitsrisiken wie Leberschäden (bei Paracetamol) oder Magenprobleme (bei Ibuprofen oder Aspirin) verursachen.
  2. Anwendungsdauer: Schmerzmittel nur für die vorgeschriebene Dauer anwenden und bei anhaltenden Schmerzen einen Arzt konsultierten.
  3. Wechselwirkungen: Schmerzmittel können mit anderen Medikamenten interagieren, weshalb eine gleichzeitige Einnahme verschiedener Medikamente nur auf ärztlichen Rat hin erfolgen sollte.
  4. Nicht auf nüchternen Magen: Viele Schmerzmittel können den Magen reizen und sollten nicht auf nüchternen Magen und mit ausreichend Wasser eingenommen werden.
  5. Individuelle Unverträglichkeiten: Einige Menschen reagieren empfindlich auf bestimmte Wirkstoffe, weshalb die Packungsbeilage immer aufmerksam gelesen werden sollte.
  6. Alkoholkonsum: Schmerzmittel sollten nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden, da dies die Risiken für Nebenwirkungen, insbesondere für Leber- und Magenprobleme, erhöht.
Mehr zum Thema

Welche Fragen sollten Sie sich stellen, wenn Sie ab und zu zu Schmerzmitteln greifen?

  1. Warum nehme ich Schmerzmittel ein?
    Was ist die Ursache meiner Schmerzen? Bekämpfe ich nur die Symptome oder auch die zugrunde liegende Ursache? Habe ich akute oder chronische Beschwerden? Wann und wie oft treten diese auf? Ein Schmerztagebuch unter Angabe der Zeiträume und Schmerzintensitäten kann helfen, den Ursachen auf den Grund zu gehen und bei Ihrem kommenden Arztbesuch wichtige Informationen liefern=
  2. Wie oft greife ich zu Schmerzmitteln?
    Ist mein Konsum regelmäßig oder nur in Ausnahmefällen? Besteht die Gefahr, dass ich abhängig werde?
  3. Beachte ich die empfohlenen Dosierung?
    Kenne ich die Einnahmeempfehlungen und halte diese ein, oder nehme ich mehr als vorgeschrieben?
  4. Welche Nebenwirkungen könnten auftreten?
    Bin ich mir der möglichen kurzfristigen und langfristigen Nebenwirkungen bewusst? Habe ich möglicherweise schon einige bei mir beobachtet? Bin ich ein Risikopatient für bestimmte Nebenwirkungen?
  5. Beeinflusst das Schmerzmittel andere Medikamente, die ich nehme?
    Welche anderen Medikamente nehme ich ein? Gibt es Wechselwirkungen mit anderen Präparaten?
  6. Gibt es alternative Behandlungsmethoden?
    Könnte ich auch ohne Schmerzmittel auskommen? Habe ich mich schon mal beraten lassen, ob z. B. durch Physiotherapie, Entspannungstechniken oder andere nicht-medikamentöse Ansätze meine Schmerzen gemildert werden können?
  7. Wie beeinflusst das Schmerzmittel meinen Alltag?
    Verursacht es Müdigkeit, Schwindel oder andere Beeinträchtigungen?
  8. Habe ich mich mit einem Arzt oder Apotheker über meinen Schmerzmittelkonsum beraten?
    Ist meine Einnahme medizinisch abgestimmt und sicher? Bin ich ehrlich gegenüber meinem Arzt, was meinen Konsuum angeht? Habe ich den richtigen Arzt an meiner Seite, um langfristig den Ursachen meiner Schmerzen auf den Grund zu gehen?

Mit fachlicher Beratung von Prof. Dr. Hartmut Göbel, Chefarzt in der Schmerzklinik Kiel

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Quellen

  1. Deutsche Sporthochschule Köln. Problem Schmerzmittelkonsum. (aufgerufen am 25.9.2024) ↩︎
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