26. März 2024, 12:59 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Laut einer kleinen Harvard-Studie mit 80 Probanden kann Aspirin das gefährliche Leberfett bei einer Fettleber deutlich reduzieren. Verhilft diese Erkenntnis zum medizinischer Durchbruch bei der Behandlung der Volkskrankheit, für die es bisher keine zugelassenen Medikamente gibt?
Fast ein Drittel der Deutschen hat eine Fettleber, vermuten Experten und ein Großteil ahnt nichts davon. Begünstigt durch ungesunde, zu fett- und zuckerreiche Ernährung in Kombination mit Bewegungsmangel nennt man sie auch nicht-alkoholische Fettleber (NAFL). Bis Schmerzen oder andere Symptome auftreten, ist es meist schon zu spät. Ändern Betroffene ihren Lebensstil nicht radikal, droht die Entstehung von Leberzirrhose und Leberkrebs. Bisher gibt es zwar keine wirksamen Medikamente gegen die Fettleber – doch ausgerechnet das bekannteste Medikament der Welt, Aspirin, soll laut einer aktuellen Studie den erhöhten Fettgehalt der Leber deutlich senken können.
Übersicht
Studie mit 80 Erwachsenen mit diagnostizierter Fettleber
Für die Studie erhielten 80 Erwachsene mit einer diagnostizierten Fettleber täglich niedrig dosiertes Aspirin oder ein Scheinmedikament (Placebo). Nach sechs Monaten betrug die durchschnittliche Veränderung des Leberfettgehalts minus 6,6 Prozent bei Aspirin gegenüber plus 3,6 Prozent bei Placebo. Das bedeutet, dass niedrig dosiertes Aspirin den durchschnittlichen Leberfettgehalt im Vergleich zu Placebo um 10,2 Prozent senken konnte. Positiver Nebeneffekt: Das Aspirin erwies sich laut den Autoren als gut verträglich und verbesserte offenbar auch andere Marker der Lebergesundheit. Die Fachzeitschrift „Jama Network“ veröffentlichte die Studie nun.1
Aspirin wirkt offenbar positiv auf Leberfett, Entzündungen und Fibrose
Aspirin gilt als entzündungshemmend und hat einen positiven Einfluss auf den Fettstoffwechsel. „Mehrere nicht-invasive Bluttests und bildgebende Verfahren zur Messung von Leberfett, Entzündung und Fibrose zeigten alle einen ähnlichen Nutzen von Aspirin“, erklärt die Hauptautorin Dr. Tracey Simon in einer Mitteilung der Harvard University. 2 Die bekannten medizinischen Eigenschaften wirken also auch in der Leber und scheinen neben einer speziell auf die Fettleber abgestimmten Ernährungsumstellung zur Heilung beizutragen.
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Wurde damit eine günstige Option entdeckt, die Volkskrankheit Fettleber in den Griff zu bekommen?
Für Simons Kollege Prof. Andrew Chan von der Harvard Medical School sind diese neu gewonnenen Erkenntnisse von großer Bedeutung. „Da schätzungsweise bis zu einem Drittel der Erwachsenen in den USA betroffen sind, stellt Aspirin eine attraktive, potenziell kostengünstige Option dar, um das Fortschreiten zu Leberzirrhose oder Leberkrebs zu verhindern“, wird Chan zitiert. Bei den beiden Krankheitsbildern handelt es sich um die am meisten gefürchteten Komplikationen einer Fettleber.
Derzeit gibt es auch andere Bemühungen, ein wirksames Medikament gegen Fettleber zu finden. In frühen Stadien könnte eine Steigerung der körperlichen Aktivität und eine Verringerung der Kalorienmenge helfen, die NAFL in den Griff zu bekommen (FITBOOK berichtete). Sollte sich Aspirin als wirksamer gegen die Fettleber erweisen, könnte man große Teile der Bevölkerung damit schnell und sicher behandeln. Doch bis zu einer Zulassung für diesen Zweck seien noch weitere Studien nötig, heißt es abschließend.
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Ursachen einer nicht-alkoholischen Fettleber
Bei einer nicht-alkoholischen Fettleber verfetten die Organe in der Bauchhöhle, an erster Stelle die Leber. Ökotrophologe Prof. Nicolai Worm sieht die Hauptursache der nicht-alkoholischen Fettleber in einer „Kombination von kalorienreicher Ernährung, hochverarbeiteten, schnell verfügbaren Kohlenhydraten mit einem chronischen Bewegungsmangel“. Auch konzentrierte Fruktose, die oft in Getränken zu finden ist, zählen Experten neuerdings zu den Ursachen. Mehr zu den Symptomen und Ursachen der Erkrankung lesen Sie hier.